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24.01.2024

Deals in der Transport- und Logistikbranche eingebrochen

PwC-Studie: M&A in Transport und Logistik fallen auf ein Zehnjahrestief. Die Talsohle im Deals-Geschehen scheint aber erreicht zu sein.

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Im Jahr 2023 wurden in der globalen Transport- und Logistikbranche nur 185 Fusionen und Übernahmen (M&A) im Wert von mindestens 50 Millionen US-Dollar angekündigt – der mit Abstand schwächste Wert der vergangenen zehn Jahre. Auch das Dealvolumen sackte auf insgesamt 74,6 Milliarden US-Dollar ab (2022: 181,3 Milliarden).

Die Betrachtung über einen längeren Zeitraum offenbart jedoch ein internationales Ringen um Häfen und Terminals, die sich zu hoch begehrten Übernahmeobjekten entwickelt haben. Darüber hinaus treibt die Branche ihre Transformation voran und geht neue Wege: Die angestrebte Dekarbonisierung wird zunehmend mit Kooperationen vorangebracht. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Ausgabe des „Transport & Logistics Barometer“, das die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland gemeinsam mit ihrer globalen Strategieberatung Strategy& verfasst. Für die Studie analysieren die Expert:innen regelmäßig aktuelle Trends, Mergers & Acquisitions (M&A), Joint Ventures und strategische Allianzen in der Transport- und Logistikindustrie.

Intensiver Wettbewerb um Häfen und Terminals

„Die hohen Zinssätze machten es im vergangenen Jahr schwer, größere Übernahmen zu stemmen. Die Talsohle sollte allerdings erreicht sein, sodass wir 2024 ein leichtes Wachstum bei Mergers & Acquisitions erwarten. Die maritime Infrastruktur steht dabei besonders im Fokus“, meint Ingo Bauer, Leiter des Bereichs Transport & Logistik bei PwC Deutschland.

Jeder vierte Deal in Transport und Logistik entfiel 2023 auf die Schifffahrt einschließlich Hafeninfrastruktur-Deals. Lediglich im traditionell stärksten Sektor Logistik und Trucking gab es noch mehr M&A-Ankündigungen. Käufe und Verkäufe im Bereich der Hafeninfrastruktur erleben seit 2015 einen deutlichen Anstieg; das Transaktionsvolumen summiert sich seitdem auf insgesamt rund 100 Milliarden US-Dollar. 2023 ist der Wert der angekündigten Deals zwar deutlich auf 4,2 Milliarden US-Dollar zurückgegangen; mit insgesamt 16 Deals waren die Übernahmeaktivitäten in diesem Bereich aber noch immer vergleichsweise hoch.

„Die aktuelle Verunsicherung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Häfen und Terminals weltweit in den strategischen Fokus gerückt sind – und das auf lange Sicht. Wer wichtige Häfen und Seewege kontrolliert, hat bedeutsamen Einfluss auf den internationalen Handel. Beim Ringen um entscheidende Infrastruktur muss die EU hellwach sein: Die Harmonie im globalen maritimen System bröckelt, denn entscheidende Akteure verfolgen teils sehr unterschiedliche Interessen“, so Dr. André Wortmann, Leiter des Maritimen Kompetenzzentrums bei PwC Deutschland.

Afrika gewinnt an Bedeutung – Europa muss geschlossen auftreten

Dabei lässt sich eine Verschiebung der Zielregionen beobachten: Zwischen 2015 und 2023 zielten zwei Drittel der 184 angekündigten Deals im Bereich Hafeninfrastruktur auf Häfen in Asien und Ozeanien ab. Aber auch Ziele in Europa bleiben höchst attraktiv, wie der Einstieg der globalen Reederei MSC beim Hamburger Hafenbetreiber HHLA unterstreicht.

Aktuell gewinnen Investitionen ausländischer Investoren in Häfen und Terminals in Afrika an Bedeutung. Der Grund dafür ist nicht nur die Rolle Afrikas als Lieferant wichtiger Rohstoffe, sondern auch die strategische Lage des Kontinents entlang der globalen Handelsrouten der Zukunft. Hier findet aktuell ein regelrechter Wettstreit statt: Während China den Aufbau der „Neuen Seidenstraße“ sowie seine strategischen Investments in Afrika vorantreibt, investiert die EU ebenfalls mit ihrem Global Gateway-Programm in die afrikanische Infrastruktur, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

André Wortmann mahnt: „Routen und Handelsschwerpunkte verlagern sich. Asien und Afrika gewinnen an Relevanz. Der Weg nach Europa könnte an Bedeutung verlieren.“ In der Folge droht Europa Einfluss und Kontrolle in wirtschaftlich wichtigen Regionen einzubüßen – mit weitreichenden Auswirkungen auf Lieferketten, Absatz, Beschaffung, Rohstoffe und Energie. „Deshalb braucht es jetzt ein konzertiertes Vorgehen. Politik, Wirtschaft, EU und Einzelstaaten müssen möglichst rasch eine gemeinsame Strategie definieren, um Versorgungssicherheit und Handlungsfähigkeit zu bewahren.“

Strategische Partnerschaften treiben Dekarbonisierung voran

Während der Verkauf und Erwerb von Transport- und Logistikunternehmen 2023 weltweit rückläufig waren, hielten die Kooperationsvereinbarungen das Niveau von 2022. Immer mehr Joint Ventures und Kooperationsabkommen zielen inhaltlich auf Fortschritte bei der Dekarbonisierung ab.

Der Umstieg von fossilen Brennstoffen auf kohlenstofffreie und erneuerbare Energiequellen ist ein wichtiger Transformationsfaktor für die Logistikbranche. In den analysierten strategischen Partnerschaften und Allianzen der vergangenen fünf Jahre erweisen sich energieeffiziente Flotten und Anlagen als der aktivste Hebel zur Dekarbonisierung (32 % der Partnerschaften), dicht gefolgt von Partnerschaften, die auf den Ausbau emissionsarmer Energiequellen abzielen (31 %). Mehr als die Hälfte der analysierten Partnerschaften (56 %) konzentrieren sich auf die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs.

Ausblick: Moderates Wachstum von M&A im Jahr 2024

Auch im Jahr 2024 wird die Transport- und Logistikbranche in einem Umfeld wirtschaftlicher Unsicherheiten und geopolitischer Risiken operieren müssen. „Ungeachtet dieser Herausforderungen sind die Unternehmen der Transport- und Logistikbranche gefordert, ihre Transformationsvorhaben zielstrebig umzusetzen. Fokusthemen sind Digitalisierung, Nachhaltigkeit und eine zukunftssichere Positionierung in Wachstumsmärkten“, schätzt Miriam Kröger, Partnerin Digital Transformation bei PwC Deutschland, die Lage ein.

2024 dürften sich wieder mehr Gelegenheiten für attraktive Deals bieten, ergänzt Ingo Bauer: „Ich bin optimistisch, dass wir nach dem historischen Tiefstand von 2023 ein moderates Wachstum erleben, weil sich auch Finanzinvestoren dank der anstehenden Zinswende wieder verstärkt am Deals-Geschehen beteiligen werden.“

(PwC vom 23.01.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


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