20.05.2016

Bayer greift nach Monsanto

Autokonzerne auf der Überholspur

Corporate Finance

Bayer hat dem Saatgutspezialisten Monsanto ein Übernahmeangebot gemacht. Warum der neue Bayer-Chef Werner Baumann den größten Firmenzukauf der Geschichte erwägt.

Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer will den US-amerikanischen Saatgutspezialisten Monsanto übernehmen. Nachdem es in der vergangenen Woche bereits Spekulationen über solch ein Vorhaben gegeben hatte, haben die beiden Konzerne am nun entsprechende Gespräche bestätigt.

Vertreter von Bayer hätten vor kurzem Mitglieder der Geschäftsführung der Monsanto Company getroffen, um vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme des Saatgutspezialisten zu sprechen, teilte Bayer mit. Monsanto teilte mit, man habe einen unverbindlichen Vorschlag für eine Übernahme von Bayer erhalten. Diesen werde man mit Beratern der US-Banken Morgan Stanley, Ducera Partners und der New Yorker Kanzlei Wachtell, Lipton, Rosen & Katz nun prüfen. Ob und unter welchen Bedingungen Monsanto bereit wäre, eine solche Offerte anzunehmen, lässt der US-Konzern offen.

Größte Übernahme der Firmengeschichte

Der neue Bayer-Chef Werner Baumann, der erst Ende April die Führung in Leverkusen übernommen hat, demonstriert mit dem Vorstoß unterdessen, dass er zu größeren Schritten bereit ist. Eine Übernahme von Monsanto wäre für Bayer der mit Abstand größte Firmenzukauf in der Geschichte des Unternehmens. Monsanto wird derzeit mit rund 42 Milliarden Dollar bewertet. Bayer müsste im Falle einer Übernahme aber vermutlich um die 60 Milliarden Dollar (rund 53 Milliarden Euro) bieten. Die bisher größte Akquisition von Bayer war die Übernahme von Schering für rund 17 Milliarden Euro im Jahr 2006.

Eine Übernahme von Monsanto würde Bayer zum unangefochtenen Marktführer sowohl im Pflanzenschutz- als auch im Saatgutgeschäft machen. Die Sparte Crop Science würde von derzeit 10,4 auf rund 24 Milliarden Euro Umsatz expandieren und damit zum größten Teilbereich des Bayer-Konzerns.

Dieser Zusammenschluss, teilte Bayer mit, würde den Konzern „als globales, innovationsgetriebenes Life-Science-Unternehmen mit Spitzenpositionen in seinen Kerngeschäften stärken und ein führendes integriertes Agrargeschäft schaffen.“ Zur möglichen Finanzierung machte der Konzern keine Angaben.

Schwache Konjunktur auf Agrarmärkten

Monsanto erzielte zuletzt rund 15 Milliarden Dollar Umsatz, 3,5 Milliarden Dollar Betriebsgewinn und 2,3 Milliarden Dollar Reingewinn. Vom Gesamtumsatz entfielen 10,2 Milliarden Dollar – also rund zwei Drittel – auf Saatgut. Das US-Unternehmen ist dank seiner umfangreichen Gentechnik-Forschung der weltweit führende Produzent von Saatgut. Dagegen sind die US-Amerikaner im Pflanzenschutzgeschäft nur mit einem Produkt, dem weit verbreiteten Herbizid Glyphosat, vertreten. Wie alle Agrochemieanbieter wird auch Monsanto derzeit von einer schwachen Konjunktur auf den Agrarmärkten gebremst. Für das Geschäftsjahr 2016, das Ende August endet, zeichnet sich ein kräftiger Umsatz- und Gewinnrückgang ab.

Übernahmewelle bei Chemiekonzernen

Den konkreten Anstoß für die jüngste Übernahmewelle gab Monsanto selbst im vergangenen Sommer mit dem vergeblichen Versuch, die Schweizer Syngenta zu übernehmen. Anfang Dezember einigten sich die US-Chemieriesen Dow Chemical und Dupont auf eine Fusion unter Gleichen, unter anderem mit dem Ziel, einen neuen Marktführer im Agrochemiegeschäft zu schaffen. Wenige Wochen später willigte Syngenta in eine Übernahme durch den chinesischen Chemiekonzern Chemchina für rund 43 Milliarden Dollar ein.

(Quelle: Handelsblatt Online vom 19.05.2016)


Redaktion

Weitere Meldungen


Investment Process Concept on the Gears.
Meldung

©tashatuvango/ fotolia.com

02.05.2024

Ausländische Investitionen sinken im sechsten Jahr in Folge

Ausländische Investoren haben ihr Engagement in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich reduziert: Die Zahl der von ausländischen Unternehmen in Deutschland angekündigten Investitionsprojekte sank im Vergleich zum Vorjahr um 12 % auf 733 – und damit auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 2013. Das vergangene Jahr war zudem das sechste Jahr in Folge mit einer rückläufigen

Ausländische Investitionen sinken im sechsten Jahr in Folge
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

30.04.2024

Investitionsvolumen zu niedrig, um Energiewende-Ziele zu erreichen

Um den Klimawandel zu bekämpfen, hat sich die Bundesregierung sehr ambitionierte Ziele bis 2030 gesetzt: So soll der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 % steigen. Im Vergleich zu 1990 sollen die Treibhausgasemissionen um insgesamt 65 % zurückgehen. Welche Fortschritte hat es mit Blick auf diese Ziele bislang in den einzelnen Sektoren

Investitionsvolumen zu niedrig, um Energiewende-Ziele zu erreichen
Dr. Christian Frank
Interview

Dr. Christian Frank

29.04.2024

Restrukturierungen: „Krisenzeiten bieten viel Raum für Mutige!“

Aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Krisenzeit – auch in Folge der jüngsten Marktturbulenzen – werden im laufenden Jahr deutlich mehr Firmenpleiten erwartet. Die rasante Erhöhung der Zinskosten, aber auch Faktoren wie hohe Preissteigerungen bei Vorprodukten und die hohen Energiepreise verstärken den Druck auf bislang gesunde Unternehmen. Ein Ende dieser negativen Entwicklung ist nicht abzusehen. Dr. Christian

Restrukturierungen: „Krisenzeiten bieten viel Raum für Mutige!“
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank