Fast zwei Drittel der Dealmaker erwarten, dass die M&A-Aktivitäten in Europa in den nächsten zwölf Monaten zunehmen werden, darunter 20 %, die von einem deutlichen Anstieg ausgehen. Dies geht aus dem European M&A Outlook 2025 der internationalen Wirtschaftskanzlei CMS hervor. Diese Ergebnisse kontrastieren stark mit den Vorhersagen des letzten Jahres, als nur 3 % einen deutlichen Anstieg prognostizierten.
Nach den letzten schwierigen Jahren gab es im ersten Halbjahr 2024 Anzeichen einer Erholung im europäischen M&A-Markt. Laut der Zahlen von Mergermarket belief sich der Transaktionswert aller Fusionen und Übernahmen in Europa auf 439 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 31 % gegenüber den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 entspricht. Das Transaktionsvolumen ging im gleichen Zeitraum jedoch im Vergleich zu den 8.579 Deals, die im ersten Halbjahr 2023 gemeldet wurden, um 8 % zurück.
Louise Wallace, Leiterin der internationalen CMS Corporate/M&A Group, erklärt: „Im vergangenen Jahr meldeten die Dealmaker in Erwartung größerer Gewissheit über die Zinssätze noch weniger große Transaktionen. 2024 scheinen sie sich nun wieder stärker auf größere Transaktionen zu konzentrieren, was ein Zeichen dafür ist, dass das Vertrauen in den Markt allmählich zurückkommt.”
Treiber des Geschehens
Fast ein Fünftel der Befragten (17 %) geht davon aus, dass die Digitalisierung in den kommenden zwölf Monaten in Europa der wichtigste Katalysator für M&A-Aktivitäten auf der Käuferseite sein wird. Daneben treten eine Reihe weiterer Faktoren, die den Abschluss von M&A-Deals fördern:
Während in der Pandemie und in den Jahren unmittelbar nach der Krise die Digitalisierung im Zentrum der Fusions- und Übernahmestrategien stand, nennen die Dealmaker heute beispielsweise zudem die Krisensituation von Unternehmen (14 %) oder das wachsende Interesse ausländischer Erwerber (ebenfalls 14 %) als Treiber für M&A-Deals. Diese Vielzahl von Motivationsfaktoren deutet auf einen zunehmend gesunden europäischen M&A-Markt hin.
Hindernisse für Abschlüsse
Die unterschiedlichen Preiserwartungen von Käufern und Verkäufern kristallisieren sich inzwischen als das größte Hindernis heraus, Transaktionen abzuschließen: 24 % der Befragten gaben an, dass dieser Aspekt in den nächsten zwölf Monaten das Haupthindernis sein werde.
Bewertungsunterschiede zwischen Käufern und Verkäufern sind nach Marktkorrekturen oder -schocks normal. Allerdings scheint es aktuell länger als in der Vergangenheit zu dauern, bis dieser Knackpunkt überwunden ist, denn die Preisfindung ist nach wie vor schwierig. Da die Aktienindizes im vergangenen Jahr gestiegen sind, beispielsweise der MSCI World bis Ende Juni 2024 um mehr als 20 %, sind die Unternehmensbewertungen trotz höherer Finanzierungskosten in einem nach wie vor unsicheren wirtschaftlichen Umfeld hoch geblieben.
Ausblick
Nach einer ruhigeren Phase im Jahr 2023, in der europäische Dealmaker die rapide steigende Inflation und erhöhten Zinssätze verarbeiten mussten, deuten die bisherigen Anzeichen für 2024 darauf hin, dass die M&A-Aktivitäten in der gesamten Region wieder zunehmen.
Dr. Malte Bruhns, Leiter der internationalen CMS Corporate/M&A Group, fügt an: „Obwohl die Zinssätze im Vergleich zu dem, was erwartet wurde, nach wie vor hoch sind, besteht Konsens darüber, dass die Inflation nun weitgehend unter Kontrolle ist und dass die systemrelevanten Zentralbanken in Europa sich vor Jahresende 2024 für mindestens eine oder zwei weitere Zinssenkungen entscheiden werden. Sofern dies passiert, könnten die Bewertungsunterschiede zwischen Käufern und Verkäufern als eines der Haupthindernisse für Fusionen und Übernahmen, das sich länger als von vielen erwartet gehalten hat, allmählich an Bedeutung verlieren. Selbst wenn es keine nennenswerten Zinssenkungen geben sollte, gibt das Gefühl, dass die Zinssätze ihren Höhepunkt erreicht haben, den Dealmakern beim Abschluss von Transaktionen mehr Sicherheit.”
(CMS vom 12.09.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)