• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Banken erwarten weitreichende Änderungen durch Zahlungsrichtlinie PSD2

07.07.2016

Banken erwarten weitreichende Änderungen durch Zahlungsrichtlinie PSD2

Beitrag mit Bild

Die Finanzindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch: Digitalisierung, neue Kundenerwartungen, herausforderndes Marktumfeld durch die andauernde Niedrigzinsphase, steigender Wettbewerb von Fintechs und Tech-Firmen sowie die Umsetzung regulatorischer Maßnahmen treiben den Bankensektor. Der Druck könnte sich künftig jedoch noch weiter erhöhen: so könnten die bis 2018 im Rahmen der Novelle der Payments Services Directive 2 (PSD2) umzusetzenden, neuen Anforderungen ein Katalysator für neue Bankgeschäftsmodelle sein, jedoch auch neue Chancen und Risiken bieten – in jedem Fall könnte PSD2 zu neuen Marktentwicklungen führen, die Banken nicht ignorieren sollten.

68% der europäischen Banken befürchten laut einer aktuellen Umfrage den Verlust der Kundenschnittstelle.  76% der Banken nennen Kundenfokus als ihre Top-Priorität für die kommenden Jahre. Tech-Unternehmen könnten dabei Angebote wie E-Mail-Konten um Zahlungs- und Kontoservices ergänzen.

Die Finanzindustrie befindet sich in einem tiefgreifenden Umbruch: Digitalisierung, neue Kundenerwartungen, herausforderndes Marktumfeld durch die andauernde Niedrigzinsphase, steigender Wettbewerb von Fintechs und Tech-Firmen sowie die Umsetzung regulatorischer Maßnahmen treiben den Bankensektor. Der Druck könnte sich künftig jedoch noch weiter erhöhen: so könnten die bis 2018 im Rahmen der Novelle der Payments Services Directive 2 (PSD2) umzusetzenden, neuen Anforderungen ein Katalysator für neue Bankgeschäftsmodelle sein, jedoch auch neue Chancen und Risiken bieten – in jedem Fall könnte PSD2 zu neuen Marktentwicklungen führen, die Banken nicht ignorieren sollten. 88% erwarten zunehmenden Wettbewerb von Drittanbietern, 68% befürchten den Verlust der Kundenschnittstelle und 68% gehen davon aus, dass PSD2 die Bankenposition (weiter) schwächen wird. Das sind die aktuellen Ergebnisse der Studie PSD2 – Start of a new era of open Banking? von Strategy&, der Strategieberatung von PwC. Für die Studie interviewte Strategy& insgesamt 30 führende Europäische Banken sowie Fintechs aus acht verschiedenen Ländern und führte parallel eine Befragung unter 1000 Kunden zu ihrem Zahlungsverhalten durch.

PSD II führt zu mehr Rechten und Pflichten für Drittparteien

Die Befürchtungen der Banken resultieren aus zwei zentralen, neuen Anforderungen: Erstens werden Drittparteien wie Fintechs, Telekommunikationsanbieter, Tech- und Datenunternehmen künftig in den Regulationskreis miteinbezogen und somit offiziell als Teilnehmer auf dem Zahlungsverkehrsmarkt anerkannt. Zweitens müssen Banken diesen Drittparteien Zugang zu den Konto- und Zahlungsdaten gewähren und ihnen die Möglichkeit geben, Zahlungen im Auftrag des Kunden auszuführen – vorausgesetzt, die Kundenzustimmung liegt vor. Dies bietet Drittparteien die Möglichkeit, Produkte und Services auf Basis der von den Banken bereitgestellten Daten (weiter)zu- entwickeln. Anbieter von digitalen Finanzübersichten (Personal Financial Management), Zahlungsapps oder Vergleichsportalen könnten hiervon profitieren. Eine Entwicklung, die von Banken nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, da Drittparteien mit ihren Angeboten häufig an der Kundenschnittstelle ansetzen.

Drittparteien bereits etablierter Bestandteil des Konsumentenlebens

Die Konsumentenbefragung bestätigt die Befürchtungen der Banken: Drittparteien sind bereits ein etablierter Bestandteil des Konsumentenlebens. 88% der Befragten nutzen das Angebot von Online-Bezahlsystemen, also Drittanbietern, für Online-Einkäufe, 82% stimmen voll oder teilweise zu, dass diese Zahlungen so sicher und zuverlässig handhaben können wie ihre Hausbank. Dr. Jörg Sandrock, Leiter der Digital Practice Financial Services bei Strategy& Deutschland erwartet, dass Drittparteien basierend auf existierenden Kundenbeziehungen ihr Angebot in Finanzdienstleistungen ausweiten können: „In einer zunehmend digitalisierten Welt suchen Konsumenten nicht nach Spezialisten, sondern schätzen eine bequeme Bündelung von Produkten und einfacher Bedienung.“ Damit können Tech-Unternehmen ihr Angebot an E-Mail-Konten und Cloud-Speicher erfolgreich um Zahlungs- und Kontoservices ergänzen.

Die Berater erwarten, dass PSD2 Marktentwicklungen über den Zahlungsverkehr hinaus anstoßen wird. Um die Daten zwischen Banken und anderen Parteien auszutauschen und Zugang zu der Bankinfrastruktur zu gewähren, werden voraussichtlich Standardschnittstellen (Application Programming Interfaces, APIs) etabliert werden. APIs sind bereits ein elementarer Baustein vieler digitaler Geschäftsmodelle von Startups wie beispielsweise Fintechs. Sie ermöglichen es, modular, schnell und kostengünstig Geschäfte aufzubauen und zu skalieren, indem einzelne Bausteine wie Daten, Funktionalitäten oder Produkte von Partnern integriert werden.

Banken (müssen) reagieren

„Unsere Studie zeigt, dass einige Banken PSD2 vor allem als Compliance-Übung begreifen, sich selbst als „Datenlieferanten“ sehen und nicht über die regulatorischen Muss-Anforderungen hinaus Chancen prüfen“, führt Sandrock aus. Den Handlungsbedarf haben die Banken jedoch erkannt. 76% der Banken nennen Kundenfokus als ihre Top-Priorität für die kommenden Jahre. Erste, innovative Startups und Banken zeigen jedoch, dass APIs, Daten und Partner-basierte Ansätze Kundenfokus, Innovation, Time-to-Market fördern und dementsprechend wertstiftend sein können. Sie warten zudem nicht die Einführung der PSD2 in 2018 ab, sondern agieren jetzt.

„PSD2 wird ein Katalysator für Entwicklungen sein, die bereits jetzt beobachtbar sind“, resümiert Sandrock. Banken seien daher gut beraten, sich jetzt mit PSD2 – und vor allem mit den strategischen Implikationen über die PSD2 hinaus – zu befassen.

(Pressemitteilung Strategy& vom 06.07.2016)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank