Der Fintech-Markt steht weiterhin unter Druck: Im Jahr 2024 sanken die globalen Fintech-Investitionen auf 95,6 Milliarden US-Dollar – und damit auf ein Niveau, das es zuletzt im Jahr 2017 gab. Hemmenden Einfluss auf die Investitionsbereitschaft hatten vor allem geopolitische Konflikte und eine unsichere Marktlage geprägt von zahlreichen Wahlen in verschiedenen Ländern. Obwohl die globalen Fintech-Investitionen von 51,7 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2024 auf 43,9 Milliarden US-Dollar im zweiten Halbjahr 2024 insgesamt zurückgingen, zeichnet sich für 2025 eine leichte Erholung ab: So stiegen die Risikokapitalinvestitionen von 18,0 Milliarden US-Dollar im dritten Quartal 2024 auf 25,9 Milliarden US-Dollar im vierten Quartal 2024. Das zeigt die neueste Ausgabe des KPMG „Pulse of Fintech“, für den Daten von Pitchbook ausgewertet wurden.
Regionale Unterschiede: Rückgänge in Amerika, EMEA und ASPAC, Kanada mit Rekordhoch
Im regionalen Vergleich nahmen die Investitionen in Fintechs in den meisten Märkten ab: In Amerika sanken sie 2024 auf ein Sechs-Jahres-Tief in Höhe von 63,8 Milliarden US-Dollar, auch die EMEA-Region (Europa, Naher Osten und Afrika) schnitt mit 20,3 Milliarden US-Dollar schlechter ab als im Vorjahr, wobei das zweite Halbjahr mit nur 7,3 Milliarden US-Dollar besonders schwach war. In der Asien-Pazifik-Region (ASPAC) fielen die Investitionen sogar auf ein Zehn-Jahres-Tief von 11,4 Milliarden US-Dollar, wobei insbesondere China und Indien Rückgänge verzeichneten, während Australien und Japan stabil blieben. Einzig Kanada bot 2024 einen Lichtblick: hier kletterten die Investitionen auf ein Rekordhoch von 9,4 Milliarden US-Dollar.
Deutschland kämpft mit niedrigen Fintech-Investitionen
Die schwache wirtschaftliche Lage in Deutschland spiegelt sich im Jahr 2024 auch bei den Fintech-Investitionen wider: Mit nur 815 Millionen US-Dollar trug die Bundesrepublik zum insgesamt schwachen Ergebnis der EMEA-Region maßgeblich bei. Zum Vergleich: das Vereinigte Königreich verzeichnete 9,9 Milliarden US-Dollar. Neben der stärkeren Finanzierungsinfrastruktur sind die Gründe für den beachtlichen Unterschied zwischen Großbritannien und Deutschland u.a. auch in einem durch steuerliche Anreize und Förderprogramme geprägten unternehmensfreundlicheren regulatorischen Umfeld zu finden.
Trotz des Rückgangs gibt es 2025 auch hierzulande Grund für vorsichtigen Optimismus: So treten 2025 neue Vorschriften wie das Gesetz zur E-Rechnung oder die Vorgaben für Echtzeitüberweisungen in Kraft, die dem deutsche Fintech-Markt Auftrieb geben könnten. Der Markt in Deutschland bietet insbesondere großes Wachstumspotenzial für Fintechs aus dem Zahlungsverkehrssektor, etwa bei der bargeldlosen Bezahlung in Echtzeit sowie der Verbesserung der digitalen Infrastruktur.
Payments und Wealthtechs zeigen starke Erholung, Insurtechs leiden unter Mangel an Megadeals
Im Sektorenvergleich zeigt sich global ein ambivalentes Bild: Während sich die Investitionen in Start-ups aus dem Zahlungssektor im Jahr 2024 mit 31 Milliarden Dollar im Vergleich zum Vorjahr (17,2 Milliarden) nahezu verdoppelten, sanken Kapitalanlagen in Fintechs aus dem Versicherungsbereich („Insurtechs“) 2024 auf knapp unter 3,1 Milliarden Dollar. Das ist hauptsächlich auf das Ausbleiben von großen Transaktionen zurückzuführen (2023: 8,1 Milliarden Dollar). Fintechs mit Vermögenstechnologielösungen („Wealthtech“) legten hingegen die positivste Entwicklung hin: Die globalen Investitionen in diesem Sektor verdoppelten sich von einem über zehnjährigen Tiefstwert von 190 Millionen Dollar im Jahr 2023 auf 400 Millionen Dollar im Jahr 2024.
(KPMG vom 18.02.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)