Die kumulierten Nettogewinne der zehn der nach Bilanzsumme größten europäischen Banken sind im ersten Halbjahr 2025 quasi unverändert im Vergleich zum Vorjahr: Aktuell lagen sie bei 49,2 Mrd. Euro – im Vorjahreszeitraum lag der Wert bei 49,4 Mrd. Euro. Die kumulierten Nettogewinne der US-amerikanischen Top-Banken sanken deutlich um etwa 11 % auf 78,1 Mrd. Euro.
Nahezu unverändert blieben die Eigenkapitalquoten auf beiden Seiten des Atlantiks mit 5,1 % für Europas Institute (unverändert) und 6,5 % im US-Markt (plus 0,1 Prozentpunkte). Der minimale Anstieg bedeutet dennoch den höchsten Wert seit 2019 für die US-Institute.
Der Return on Equity (RoE) der europäischen Banken lag im ersten Halbjahr 2025 bei 10,7 %, 0,1 Prozentpunkte weniger als zum Vorjahreszeitpunkt. Damit erreichte der RoE der europäischen Top-Institute den dritthöchsten Wert zum Ende eines ersten Halbjahres der vergangenen elf Jahre. Die amerikanischen Banken wiesen zum 30.06.2025 einen RoE von 11,3 % auf, 1,3 Prozentpunkte weniger als im Vorjahr. Damit lag der RoE der amerikanischen Top-Institute – wie in allen Jahren im Untersuchungszeitraum – zwar erneut über dem der europäischen Großbanken, allerdings auf dem niedrigsten Niveau seit 2020.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer EY-Analyse der Bilanzen der jeweils nach Bilanzsumme zehn größten Banken in den Vereinigten Staaten und Europa.
Gemischtes Bild bei Nettogewinnen
Interessante Entwicklungen gab es bei den Nettogewinnen der analysierten Banken. Die prozentual höchsten Zuwächse erreichten mehrere europäische Banken, die ihre Halbjahresgewinne teilweise mehr als verdoppeln konnten. Gleichzeitig gab es Rückgänge bei den jeweils gewinnstärksten Banken der vergangenen Jahre: in den USA erreichte JPMorgan Chase im ersten Halbjahr 2025 noch 25,2 Mrd. Euro, in Europa erreichte HSBC noch 10,3 Mrd. Euro.
Steigende Kurse der Banken in Europa
Die Marktkapitalisierung der europäischen Top-Banken ist deutlich gestiegen: Per Stichtag Anfang August 2025 verzeichneten sie insgesamt einen Anstieg von etwa 34 % auf 833,7 Mrd. Euro seit Jahresbeginn. Der kumulierte Börsenwert der US-Banken stieg im gleichen Zeitraum nur um 4 % auf knapp 2 Billionen Euro. Die Top-10-US-Banken sind an der Börse damit mehr als doppelt so hoch bewertet wie die europäischen Peers. Aber: während alle 10 europäischen Institute einen deutlichen Wertzuwachs erzielten, war das Bild in den USA gemischter. Einige US-Institute konnten den Börsenwert steigern, andere hingegen weisen zum Stichtag eine niedrigere Bewertung auf bzw. notierten nahezu unverändert.
Herausforderungen bleiben – weitere Zinsentwicklung maßgeblich
„Während die Europäische Zentralbank die Leitzinsen zuletzt nochmals leicht senkte, beließ die US-Fed das Zinsniveau stabil. Gleichzeitig gab es auch keine Überraschungen bei den Inflationsraten und den Konjunkturentwicklungen. Insofern konnten sich die Banken frei von unerwarteten externen Effekten auf ihre Geschäftsstrategie fokussieren“, urteilt Ralf Eckert, Managing Partner Financial Services Deutschland bei EY. „Positiv ist, dass Europas Top-Institute bei der Marktkapitalisierung endlich aufholen konnten, auch wenn der Abstand nach wie vor groß ist.“
„Im ersten Halbjahr haben wir einen gewissen Druck auf die Nettozinsmargen beobachtet. Dennoch blieb die Rentabilität der europäischen und US-amerikanische Banken stabil, gestützt durch höhere Erträge im Kapitalmarktgeschäft, die von der Marktvolatilität profitierten. Zugleich verharrten die NPL-Quoten auf einem historisch niedrigen Niveau bei gleichzeitig stabilen Kapitalquoten,“ ergänzt Gunther Tillmann, Partner und Leiter Banking & Capital Markets bei EY. „Auf der Kostenseite lag der Fokus vor allem auf Investitionen in Cloud-Infrastruktur und KI-Anwendungen sowie regulatorischer Compliance und Personal. Mittelfristig muss durch Effizienzsteigerungen und Geschäftsausbau die Entwicklung der Cost-Income-Ratio weiter verbessert werden.“
Mit Blick auf das zweite Halbjahr und das Jahr 2025 bleibt Ralf Eckert vorsichtig: „Die bekannten geopolitische Unsicherheiten dürften weiter bestehen; Banken müssen sich daher darauf konzentrieren, ihre Effizienz zu steigern und neue Einnahmequellen zu erschließen, um den Druck auf die Zinsmargen zu kompensieren“, so Eckert.
Ausblick: regulatorischer Druck bleibt in Europa hoch
„Die regulatorischen Rahmenbedingungen entwickeln sich in der EU und den USA auseinander, was zu potenziellen Wettbewerbsnachteilen für Europas Institute führen könnte. Gleichzeitig kann die Erhöhung der Standards und Anforderungen vor allem in der EU zu mehr Resilienz und Vertrauen im Bankensektor führen. Absehbar ist aber, dass es auf absehbare Zeit kein Level-Playing-Field mehr geben wird“, warnt Tillmann. „Bei einer kürzlichen EY-Umfrage unter deutschen Banken empfand bereits jeder dritte Befragte die aktuellen regulatorischen Anforderungen als Nachteil für die eigene Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere im internationalen Vergleich.“
„Gleichzeitig erwartet die Politik von Banken wesentliche Beiträge zur Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Daher bleibt abzuwarten, ob die Rallye der Bankenaktien in Europa anhält. Ein erheblicher Einflussfaktor wird hier auch eine mögliche Konsolidierung im EU-Bankenmarkt sein“, resümiert Ralf Eckert.
„Die regulatorische Debatte über die Ausweitung der Aufsicht auf Nicht-Banken-Intermediäre und die Weiterentwicklung digitaler Währungen werden die strukturellen Veränderungen im europäischen Finanzwesen weiter vorantreiben und das künftige Umfeld des Bankensektors maßgeblich prägen“, bilanziert Tillmann.
(EY vom 25.08.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)