Die Zahl der deutschen Vertreter unter den größten 500 Familienunternehmen der Welt ist in den vergangenen zwei Jahren stabil bei 79 geblieben. Damit kommen 15,8 Prozent der umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit aus Deutschland.
Nur die USA stellen mehr Unternehmen in den Top 500 – 119 beziehungsweise 23,8 Prozent. Gleichzeitig haben sieben der zehn größten Familienunternehmen der Welt ihren Sitz in den Vereinigten Staaten – darunter der Handelsriese Walmart auf Rang eins sowie die Holding Berkshire Hathaway auf Rang zwei.
Aus Deutschland haben sich zwei Unternehmen in den Top Ten platziert: die Heilbronner Schwarz Group, zu der unter anderem Lidl gehört, auf Platz vier sowie der Automobilhersteller BMW, bei dem die Quandt-Familie fast die Hälfte der Anteile hält, auf Platz sechs.
Die weltweit größten Familienunternehmen erwirtschaften zusammen 7,28 Billionen US-Dollar und beschäftigen rund 24 Millionen Mitarbeitende. Im Durchschnitt beträgt der Umsatz 14,57 Milliarden US-Dollar. Damit mussten die Top-500-Familienunternehmen gegenüber dem 2019-er Index – hauptsächlich aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie mit ihren gravierenden Folgen – einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 2,5 Prozent verzeichnen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist hingegen weitgehend konstant geblieben.
Das sind Ergebnisse des Global Family Business Index, der in diesem Jahr zum vierten Mal gemeinsam von der Universität St. Gallen und EY herausgegeben wird. Der Index listet die 500 umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit auf, die seit mindestens zwei Generationen von einer Familie geführt werden.
„Die Entwicklung der Familienunternehmen zeigt, dass sie auch in Krisenzeiten zu ihrer Belegschaft stehen und langfristig denken und handeln“, kommentiert Michael Marbler, Leiter Mittelstand bei EY Deutschland, diese Zahlen. „Die Tradition des ‚ehrbaren Kaufmanns‘ trägt wesentlich zur Stärke des Standortes Deutschland bei, weil die Familienunternehmen dadurch nach Krisen schnell wieder den Betrieb auf Volllast fahren können.“
„Der neue Family Business Index macht einmal mehr deutlich, welche herausragende Bedeutung die Familienunternehmen in Deutschland haben, wo sie für 90 Prozent der Wirtschaftsleistung stehen“, ergänzt Wolfgang Glauner, Leiter der Marktaktivitäten für Familienunternehmen in Deutschland bei EY.
Deutschland mit besonders hohem Anteil an Industrieunternehmen
Während der Anteil der im Index vertretenen Unternehmen aus der industriellen Produktion weltweit bei 27 Prozent liegt, liegt der Anteil in Deutschland mit 40,5 Prozent deutlich höher. Aus dem Bereich Technologie und Medien stammen hingegen nur neun Prozent der deutschen Top-Familienunternehmen. Das entspricht dem weltweiten Durchschnitt, der nur in den USA mit knapp dreizehn Prozent etwas höher ist.
Jedes zweite Familienunternehmen aus Deutschland älter als 100 Jahre
Diese Bedeutung habe sich langfristig aufgebaut: Nirgendwo auf der Welt gibt es so viele erfolgreiche Familienunternehmen, die bereits seit mehreren Generationen existieren: Jedes zweite der Top-500-Familienunternehmen aus Deutschland ist über 100 Jahre alt. „Die erfolgreiche Arbeit über mehrere Generationen hinweg ist eine besondere Leistung“, betont Glauner. „Denn eine gelungene Unternehmensnachfolge ist die Voraussetzung dafür, dass ein Familienunternehmen auch in der nächsten Generation erfolgreich agiert. Aber gerade sie gestaltet sich für viele Unternehmen immer schwieriger. Eine erfolgreiche Nachfolge muss lange im Voraus geplant und die Zuständigkeiten innerhalb der Familie müssen klar geregelt werden.“
Immerhin stellt im aktuellen Index weniger als die Hälfte (45 Prozent) der Unternehmen den CEO aus der eigenen Familie. In Deutschland sind es nur knapp ein Drittel. „Der Hauptgrund dürfte das deutlich höhere Alter der deutschen Familienunternehmen sein“, erläutert Marbler. „Geeignete Nachfolger in der Familie über Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte zu finden ist gar nicht so einfach und auch nicht immer ratsam. Oft kann eine externe Lösung die bessere Wahl für das Unternehmen sein.“
Nur fünf Prozent der CEOs weiblich
Allerdings werden bei der Nachfolge viel zu selten Frauen berücksichtigt, kritisiert Glauner: Nur rund fünf Prozent der CEOs weltweit und in Deutschland sind weiblich. „Hier müssen sich Familienunternehmen entscheidend verbessern“, so Glauner. „In anderen Bereichen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens übernehmen immer mehr Frauen Führungspositionen. Wenn sich Familienunternehmen von dieser Entwicklung abkoppeln, kann das zu Problemen führen: Zum einen machen immer mehr Investoren ihre Entscheidung davon abhängig, ob die Gleichstellung in Unternehmen ernst genommen wird. Zum anderen wird es für Unternehmen im Werben um Fachkräfte immer wichtiger, dass weibliche Vorbilder in der Führungsetage vertreten sind.“
(Pressemitteilung EY vom 16.09.2021)