Die Asset-Management-Branche steht an einem Wendepunkt: Die Zahl der Bewerbungen von Frauen steigt, doch der Schritt in die Branche gelingt ihnen seltener. Während der Anteil an Bewerbungen von Frauen im Jahr 2024 einen neuen Höchstwert mit 38 % erreicht hat, schaffen nur noch 36 % tatsächlich den Berufseinstieg. Auch der Frauenanteil in der Gesamtbelegschaft stagniert bei 40 %, nur jede vierte Führungskraft ist weiblich (25 %) und nur 16 % sind Geschäftsführerinnen. Das zeigt die fünfte Auflage der Studie „Zeitenwende im Asset Management: Gender Diversity zwischen Fortschritt und neuer Zurückhaltung“, die von KPMG in Deutschland gemeinsam mit der Fondsfrauen GmbH und der Universität Mannheim erstellt wurde.
Diversität als echter Wettbewerbsfaktor
„Die Branche steht an einem Punkt, an dem sich entscheidet, wie ernst es ihr mit Vielfalt ist. Dafür braucht es klare Ziele und den Willen, Diversität als echten Wettbewerbsfaktor zu begreifen – um Talente zu gewinnen und das Potenzial erfahrener Führungskräfte zu nutzen“, erklärt Maren Schmitz, Partnerin, Financial Services, Chief Human Resources Officer, Head of Asset Management, KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft.
Verbindlichkeit bei Gleichstellungszielen fehlt
Nur rund ein Drittel der befragten Unternehmen (36 %) verfügt über eine Equal-Pay-Policy, weniger als die Hälfte (45 %) haben sich klare Gender-Diversity-Ziele gesetzt. Quoten werden nur von einer Minderheit umgesetzt – und die Tendenz ist sogar rückläufig: Während 2020 noch 36 % der Unternehmen eine feste Frauenquote etabliert oder freiwillig eingeführt hatten, sind es 2022 und 2024 nur noch 27 %. Auch die Förderung erfahrener weiblicher Fachkräfte ab 50 Jahren ist ein vernachlässigtes Thema: Weniger als jede dritte Frau (30,4 %) ist zwischen 50 und 67 Jahre alt. Viele Unternehmen bieten kaum Angebote für diese Gruppe, obwohl sie ein wertvolles Reservoir an Erfahrung und Expertise darstellt.
„Auch wenn Gender Diversity bei Unternehmen im Asset Management durchaus einen hohen Stellenwert einnimmt, zeigen unsere Ergebnisse: es bleibt Luft nach oben. Ein Ausbau der bisherigen Maßnahmen über das aktuelle Maß ist nicht in Sicht. Seitens der Fondsfrauen werden wir die Industrie durch unsere Arbeit weiterhin engmaschig begleiten und uns dafür stark machen, dass sich das ändert“, sagt Anne Connelly, Geschäftsführerin Fondsfrauen GmbH.
„Pink Ghettos“ verlieren an Bedeutung
Frauen sind weiterhin überproportional in Personal (68 %) und Marketing (55 %) vertreten, doch die Zahlen sind rückläufig (2015: 91 % in Personal, 75 % in Marketing). Zugleich steigt ihr Anteil in fachlicheren Bereichen wie dem Portfoliomanagement von 19 % (2015) auf 32 % (2024). Damit verliert die traditionelle Rollenverteilung an Gewicht, der Aufstieg in zentrale Entscheidungsfunktionen bleibt jedoch weiterhin die Ausnahme. So werden Frauen mittlerweile ähnlich häufig befördert wie Männer, doch auf den höheren Ebenen setzt sich dieser Trend kaum fort; der Sprung in Führungsrollen gelingt nach wie vor selten. Auch bei den Arbeitsmodellen zeigt sich wenig Fortschritt: Teilzeit bleibt überwiegend weiblich besetzt. 33 % der Frauen, aber nur 6 % der Männer arbeiten in Teilzeit. Auch in Führungspositionen liegt der Anteil weiblicher Teilzeitkräfte mit 60 % deutlich über dem der Männer.
(KPMG vom 04.11.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)

