Internationale Unternehmen übernehmen immer häufiger deutsche Tech-Start-ups – und das gegen den aktuellen Trend abnehmender M&A-Aktivitäten in nahezu allen Branchen und Sektoren. Die Zahl der Übernahmen deutscher Jungunternehmen stieg von 171 im Jahr 2021 auf 203 im vergangenen Jahr – dies markiert den höchsten Wert seit Erhebungsbeginn.
Zwei Drittel aller verkauften Start-ups werden von ausländischen Investoren gekauft
Zwei von drei Deals (67 %) gingen dabei von ausländischen Investoren aus. Erstmals spielten Käufer aus dem europäischen Ausland mit 78 Transaktionen eine größere Rolle als US-Unternehmen, die insgesamt 53 deutsche Jungunternehmen kauften oder sich an ihnen beteiligten. Der Anteil nordamerikanischer Konzerne am internationalen Transaktionsgeschehen sank damit im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozentpunkte, von 53 auf 38 %. Gleichzeitig stieg der Anteil von Übernahmen durch europäische Unternehmen von 44 auf 57 % – plus 13 Prozentpunkte. Die übrigen sieben internationalen M&A-Transaktionen entfielen 2022 auf Unternehmen aus Asien, der Anteil stieg von drei auf 5 %.
65 Deals mit Beteiligung deutscher Jungunternehmen gingen von Deutschland aus, am häufigsten von Unternehmen aus Berlin (zwölf Übernahmen), München (11 Übernahmen) und Nordrhein-Westfalen (neun Übernahmen). Das sind Ergebnisse der aktuellen EY-Studie „Venture capital & start-ups in Germany 2022“.
Digitalunternehmen im Fokus
Besonders groß war der Übernahmehunger bei Unternehmen, die digitale Lösungen erarbeiten und anbieten: Von den mehr als 200 M&A-Transaktionen fanden 66 (33 %) im Bereich Software & Analytics statt. 30 (15 %) wurden im Bereich E-Commerce vollzogen. Die Anzahl von M&A-Aktivitäten durch Finanzinvestoren stieg im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich, von 14 auf 25. Der Großteil der Übernahmen und Beteiligungen ging aber weiterhin von sogenannten Corporates, also anderen Unternehmen, aus: 157 waren es im Jahr 2021, 178 im vergangenen Jahr.
Fast jedes fünfte Start-up der Top-100 setzt Sparmaßnahmen um
Der neue Fokus auf Profitabilität zeigt sich auch darin, dass relativ viele Start-ups im vergangenen Jahr bei den Personalkosten sparten. Knapp ein Fünftel (18 %) der Top-100-Start-ups gab an, die Zahl der Mitarbeitenden zu reduzieren. So entließ jedes dritte E-Commerce-Start-up Personal, bei den FinTechs war es jedes fünfte. Damit reagieren deutsche Start-ups ähnlich wie die großen Tech-Konzerne in den USA, wo es aktuell zu großen Personalabbaumaßnahmen kommt.
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EY vom 16.03.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro