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01.07.2024

Beständiger Mittelfluss auf dem deutschen Venture Capital-Markt

Nach zwei Jahren des Rückgangs gibt es im deutschen Markt für Wagniskapital wieder eine positive Tendenz. Eine echte Trendwende erscheint möglich.

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©alfaphoto/123rf.com

Im ersten Quartal 2024 zeigt sich die Investitionstätigkeit auf dem deutschen Venture Capital (VC)-Markt erneut stabil, wie das von KfW Research erstellte VC-Dashboard zeigt. Insgesamt wurden VC-Deals mit deutschen Start-ups in Höhe von rund 1,9 Mrd. Euro abgeschlossen. Das Investitionsvolumen stieg im Vergleich zum Schlussquartal 2023 um + 30 % an. Für das Plus der investierten Mittel sorgten unter anderem fünf Megadeals mit einem Volumen von jeweils 100 Mio. Euro oder mehr, sowie im Durchschnitt größere Dealvolumen, insbesondere bei Serie A/B-Finanzierungen. Im längerfristigen Vergleich erreicht das Dealvolumen im Auftaktquartal ein Niveau knapp oberhalb des durchschnittlichen Dealvolumens der Quartale des Vorjahres. Insgesamt hat sich die Investitionstätigkeit seit dem starken Rückgang bis zum zweiten Quartal 2022 bei quartärlichen Dealvolumen im Bereich von 1,5 – 2 Mrd. Euro verstetigt.

Anzahl der Deals rückläufig

Die Anzahl der Finanzierungsrunden ist mit 195 Deals hingegen weiter rückläufig (- 9 % ggü. Vorquartal). Die weitaus größte Anzahl an Deals auf dem VC-Markt sind kleine, frühphasige Finanzierungsrunden. Über die Hälfte aller Deals auf dem deutschen Markt entfallen typischerweise auf solche Einzeldeals unter 1 Mio. Euro. Insbesondere in diesem Bereich war die Anzahl der Deals über die letzten drei Quartale hinweg rückläufig. Neben der Zurückhaltung seitens Business Angels und Frühphaseninvestoren kann hierzu auch die verhaltenere Gründungstätigkeit bei Start-ups im Jahr 2023 und die damit einhergehende geringere Nachfrage für solche Finanzierungsrunden beigetragen haben.

Investitionsaktivität von breitem Technologiemix getragen

Die Investitionsaktivität wurde zu Beginn des Jahres 2024 maßgeblich von Sektoren getragen, die traditionelle Investitionsziele von Venture Capital darstellen. So verzeichnete der Bereich Enterprise Software mit 17 % die meisten Deals und damit auch deutlich mehr als im Schnitt des gesamten Vorjahres. Auch der Bereich Health/Life-Science liegt mit 13 % der Deals über seinem Vorjahresdurchschnitt. FinTechs sorgen nach einem Rückgang bei den Finanzierungen im Jahr 2022 seit vergangenem Jahr wieder zusehends für mehr Investoreninteresse und steigerten ihren Anteil an allen Deals im Markt zum Jahresbeginn 2024 nochmals auf 14 %. Beflügelt durch die grüne Transformation setzen zudem Deals mit Start-ups im Bereich Energy ihren anteiligen Wachstumskurs fort und kommen auf 13 %.

Spätestens seit Ende 2022 ist Artificial Intelligence (AI), insbesondere aufgrund von Entwicklungen im Bereich der generativen AI, auf den globalen VC-Märkten in den Fokus gerückt. Dass deutsche AI-Start-ups im vergangenen Jahr in einem abkühlenden Markt mit über 1,3 Mrd. Euro ähnlich viele Mittel einwerben konnten, wie im Jahr zuvor, ist Ausdruck der Marktchancen, die Investoren AI-Technologien derzeit beimessen. Zum Jahresbeginn 2024 realisierten deutsche AI-Start-ups mit 38 Deals etwas weniger Finanzierungen als im Quartal zuvor. Das derzeit erfasste Dealvolumen liegt mit 187 Mio. Euro sogar deutlicher unter denen der Vorquartale. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass auf die letzten Quartale des Vorjahres einzelne, prominente Megarunden der AI-Start-ups Helsing (Q3 2023) und Aleph Alpha (Q4 2023) fielen – die jeweils größten Finanzierungsrunden auf dem deutschen VC-Markt insgesamt. Dass das Dealvolumen auf dem deutschen Gesamtmarkt trotz geringerer Investitionen in AI im Q1 2024 wieder zugelegt hat, macht zudem deutlich, dass die Investitionsaktivität, bei aller Euphorie um das Thema AI, von einem breiten Technologiemix getragen wird.

Experten-Einschätzung

Zur Entwicklung auf dem Venture Capital-Markt in Deutschland sagt der Vorstandsvorsitzende der KfW, Stefan Wintels: „Ein international wettbewerbsfähiges VC-Ökosystem ist ein zentraler Baustein für eine erfolgreiche nachhaltige und digitale Transformation in Deutschland. Wir haben die Köpfe und Ideen für Innovation. Aber wir haben gleichzeitig einen enormen Nachholbedarf beim hierfür notwendigen Kapitalstock. Dafür braucht es ein Umdenken, denn wir sind immer noch ein Land der Sparer, scheuen Risiken und vertun damit Chancen. Nach zwei Jahren des Rückgangs sehen wir im deutschen Markt für Wagniskapital wieder eine positive Tendenz. Eine echte Trendwende im laufenden Jahr erscheint möglich. Eine aktuell erwartete Senkung der Leitzinsen würde diesen Trend unterstützen. Einen „Big Bang“ sehe ich nicht, da es keine „Silver Bullet“-Lösung gibt. Gleichwohl bin ich hinsichtlich der weiteren Entwicklung des VC-Ökosystems zuversichtlich, da es eine Reihe von unterstützenden politischen Maßnahmen und Initiativen gibt. Wir müssen diesen Weg entschlossen weitergehen – Schritt für Schritt.“

Das aktuelle KfW-Venture Capital-Dashboard von KfW Research finden Sie hier.

(KfW Research vom 27.06.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)


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