Laut der Studie führte die Pandemie schon im vergangenen Jahr zu Dauerstress bei den Unternehmen, weil gestörte Lieferketten, Lieferengpässe und steigende Logistik- und Materialkosten gemanagt werden mussten. Dennoch konnten die meisten Top-Unternehmen Umsatz und Gewinn steigern – auch weil es vielfach gelang, gestiegene Kosten an die Kunden weiterzugeben. Wie sich die Wirtschaftslage im Jahr 2022 entwickeln werde, sei allerdings derzeit völlig ungewiss. Zwar führe die Pandemie nicht mehr zu derart gravierenden Beeinträchtigungen wie im Vorjahr. Mit dem Krieg in der Ukraine sei jedoch ein neues Stadium der Unsicherheit und der geopolitischen Konfrontation erreicht worden, das alle bisherigen Konjunkturprognosen zu Makulatur werden lasse.
Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine kaum absehbar
Absehbar sei allerdings, dass die neue geopolitische Situation langfristig erhebliche Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben werde. Deutschland als Industriestandort und Exportnation ist auf offene Märkte angewiesen und auf eine multilaterale Weltordnung, in der sich alle an vereinbarte Regeln halten, erklären die Studienautoren. Der Freihandel, effiziente weltweite Lieferketten mit Just-in-Time-Lieferung und Produktionsverlagerungen in sog. Best-Cost-Countries brachten über Jahrzehnte enorme Wohlstandsgewinne. Deutschland war der Globalisierungsgewinner par excellence. Diese Logik wurde in den vergangenen Jahren auf eine harte Probe gestellt.
Die Pandemie und der Ukraine-Konflikt hätten in den Chefetagen zu einem Umdenken geführt. Die Pandemie war der erste Schock, der unter anderem Lieferketten in bisher unbekanntem Ausmaß belastete, der Krieg in der Ukraine ist der zweite. Jetzt müssen die Unternehmen umsteuern und ihre Produktions- und Zuliefernetzwerke neu aufstellen, ihre Lieferketten diversifizieren, so der Rat der Studienautoren. Das heißt auch: Aufträge werden an mehrere Unternehmen in unterschiedlichen Weltregionen vergeben, um in der Lage zu sein, den Ausfall eines Lieferanten durch Hochfahren der Produktion beim anderen auszugleichen. Das koste Marge – aber es könne jetzt nicht mehr um maximale Kostenoptimierung gehen, heute stehe Versorgungssicherheit im Vordergrund. Das wird allerdings dazu führen, dass die Wertschöpfung am Standort Deutschland tendenziell teurer wird, so die Einschätzung der Autoren.
Asien als Umsatztreiber
Im vergangenen Jahr hat die internationale Aufstellung vieler Unternehmen das Umsatzwachstum beflügelt: Haupttreiber war der Analyse zufolge das Geschäft in Asien, wo die Umsätze in Summe um 16% stiegen. In Nordamerika wurde ein Wachstum von 15% verzeichnet, in Europa lag der Gesamtumsatz um 10% höher als im Vorjahr.
Gerade China ist und bleibt trotz schwieriger Rahmenbedingungen für viele deutsche Top-Konzerne ein enorm wichtiger Wachstumsmarkt, so die Studie. Hier werden erhebliche Investitionen getätigt, und auch Forschung und Entwicklung findet immer stärker vor Ort statt. Unterm Strich hat der Standort Deutschland zumindest bisher vom starken Engagement deutscher Unternehmen im Reich der Mitte sehr profitiert – auch wenn die Risiken, die mit einer starken Abhängigkeit von einzelnen Absatzmärkten einher gehen, gestiegen sind, erklären die Studienautoren.
Autobauer mit den höchsten Gewinnen
Gewinnstärkstes Unternehmen war im vergangenen Jahr Volkswagen: Der Wolfsburger Autokonzern erwirtschaftete einen operativen Gewinn von 19,3 Mrd. € – doppelt so viel wie im Vorjahr. Mit einem Gewinn von 16 Mrd. € belegt Mercedes-Benz den zweiten Platz im Gewinnranking – vor dem Versicherungskonzern Allianz und dem Autobauer BMW (jeweils 13,4 Mrd. €).
Während Umsatz und Gewinn stark nach oben gingen, reichte es bei der Beschäftigung nur für ein leichtes Plus: Die Zahl der Mitarbeiter der DAX-Konzerne stieg im vergangenen Jahr um 1,6% auf 3,8 Mio. Allerdings standen 23 Unternehmen mit steigender Beschäftigung 14 Unternehmen gegenüber, die eine rückläufige Zahl an Beschäftigten meldeten. Die übrigen Unternehmen machten keine entsprechenden Angaben und meldeten eine Mitarbeiterzahl auf Vorjahresniveau. Laut der Analyse sind große Sprünge bei der Mitarbeiterzahl derzeit unwahrscheinlich. Zum einen dürfte sich das Umsatzwachstum im laufenden Jahr deutlich verlangsamen, zum anderen sehen sich auch die DAX-Konzerne mit dem Fachkräftemangel konfrontiert, der es immer schwieriger macht, freiwerdende oder neu geschaffene Stellen zu besetzen, so das Fazit der Studienautoren.