Der Studie zufolge hat Deutschland hinsichtlich der Standortfaktoren Steuersystem, Digitalisierung und logistische Infrastruktur im EU-Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Zugleich haben sich grundlegende Standortstärken, für die Deutschland international bekannt ist und geschätzt wird, verschlechtert: Innovationsförderndes Umfeld, Prozessautomatisierung und Arbeitsproduktivität.
Digitale Infrastruktur und Steuersystem besonders schlecht beurteilt
Als größtes Investitionshemmnis zählen internationale Konzerne die unzureichende digitale Infrastruktur. Nur 13% der Inbounds bescheinigen Deutschlands digitaler Infrastruktur eine fortschrittlich-überzeugende Qualität. 9% hingegen bezeichnen diese als die Schlechteste in der EU. 24% zählen sie sogar zu den fünf schlechtesten in der EU. Hinzu kommen Mängel in der logistischen Infrastruktur, insbesondere bei den als stark überaltert wahrgenommenen Straßen, Brücken und Schienen. Nur noch 59% der CFOs internationaler Konzerne in Deutschland stufen diese in die Top-5 in der EU ein. Vor vier Jahren waren es noch 76%.
Auch das Steuersystem erhält eine besonders schwache Bewertung. Lediglich jeder fünfte Befragte zählt es noch zu den Top 5 in der EU. 25% dagegen halten es für eines der fünf unattraktivsten der EU.
Deutschland punktet bei fundamentalen Standortfaktoren
Dennoch sehen mindestens 40% der befragten CFOs Deutschland bei zehn der sechzehn erhobenen Standortfaktoren unter den Top-5-Ländern in der EU. Insofern erscheint das Umfeld für internationale Investoren in Deutschland auf den ersten Blick weiter intakt. Die besten Bewertungen erhält der Wirtschaftsstandort erneut bei den Faktoren Lebensstandard (81%) sowie öffentliche Sicherheit und politische Stabilität (je 80%).
Stagnierende Arbeitsproduktivität gegen den globalen Trend
Geschätzt wird zudem die hohe Arbeitsproduktivität – ihre seit 2018 währende Stagnation wird allerdings mit Sorge wahrgenommen. „Die hiesige Stagnation der Arbeitsproduktivität steht im krassen Kontrast zur Entwicklung in anderen Industrieländern und dem EU-Durchschnitt. Auch hier existiere Reformbedarf in Deutschland.
Auch in Bezug auf die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte hat Deutschland deutliche Fortschritte erzielt. Laut der Studie sehen 38% der internationalen CFOs das Land unter den Top 5 in Europa. Vor zwei Jahren befanden dies nur 25%.
Die besten Bewertungen betreffen bedauerlicherweise nicht spezifische Maßnahmen oder Strategien der Politik, um Deutschland zukunftsfähiger zu gestalten, stellen die Studienautoren fest. Die Bundesregierung stehe daher vor einer Mammutaufgabe, um den Wirtschaftsstandort Deutschland fit zu machen für eine Welt im Umbruch.
Keine Verbesserungen bei den bereits vor zwei Jahren bemängelten Schwächen
Nach Einschätzung ausländischer Investoren hat es bei keiner der vor zwei Jahren bemängelten Schwächen Verbesserungen gegeben. Deutschland hat laut Umfrage hinsichtlich der Standortfaktoren Steuern, Digitalisierung und logistische Infrastruktur im EU-Vergleich weiter an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Zugleich haben sich grundlegende Standortstärken, für die Deutschland international bekannt ist und geschätzt wird, verschlechtert: Innovationsförderndes Umfeld, Prozessautomatisierung und Arbeitsproduktivität.
Politik hält nicht Schritt mit dem exogenen Veränderungsdruck
Auch das Feedback zum Reifegrad des Standorts Deutschland bei der Prozessautomatisierung fiel deutlich schwächer aus als vor zwei Jahren. Damals bewerteten noch 52% der Inbounds Deutschlands Potenzial für künftige Produktivitätssprünge als EU-weit führend. Heute vertreten nur noch 45% diese Auffassung. Dennoch sehen mindestens 40% der befragten CFOs Deutschland bei zehn der sechzehn erhobenen Standortfaktoren unter den Top 5-Ländern in der EU. Insofern erscheint das Umfeld für internationale Investoren in Deutschland auf den ersten Blick weiter intakt. Die besten Bewertungen erhält der Wirtschaftsstandort erneut bei den Faktoren Lebensstandard (81%), öffentliche Sicherheit (80%) sowie politische Stabilität (80%).
Diverse Industrien befinden sich aufgrund der Mega-Trends Digitalisierung, Umweltschutz und Nachhaltigkeit sowie der geopolitischen Entwicklungen und dem demografischen Wandel in einem grundlegenden Transformationsprozess, so das Fazit der Studienautoren. Diesem exogenen Veränderungsdruck begegne die deutsche Politik nach Auffassung internationaler Investoren bislang zu wenig agil.
Die Studie „Business Destination Germany 2022“ können Sie hier abrufen.
(Pressemitteilung KPMG vom 18.11.2022)