Der deutsche Markt für Beteiligungskapital konnte 2017 ein Rekordjahr verzeichnen. Bei stabilen konjunkturellen und politischen Rahmenbedingungen ist auch 2018 von einem weiterhin lebhaften Geschäft auszugehen.
„Der deutsche Beteiligungskapitalmarkt hat ein Rekordjahr hinter sich. Insgesamt 11,3 Mrd. € wurden von Beteiligungsgesellschaften im letzten Jahr in rund 1.100 Unternehmen investiert“, sagt Joachim von Ribbentrop, Sprecher des Vorstandes des Bundesverbandes Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) auf der Pressekonferenz zur vorläufigen Statistik für den deutschen Private Equity-Markt 2017. Das Investitionsvolumen des Vorjahres (6,77 Mrd. €) wurde damit um zwei Drittel übertroffen. „Insbesondere im Buy-Out-Segment wurde substantiell mehr investiert als im Vorjahr, allerdings auch gestützt durch Einmaleffekte“, so von Ribbentrop weiter.
„Unabhängig von diesem Rekordergebnis hat die Private Equity-Branche wieder ihre Bedeutung als wichtiger Wachstumsmotor für Gründer und Mittelständler unterstrichen. In Deutschland sind mehr als 5.000 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert und hiervon beschäftigen neun von zehn weniger als 500 Mitarbeiter“, erläutert von Ribbentrop.
Buy-Outs mit Investitionssprung
Die Buy-Out-Investitionen erreichten 8,94 Mrd. €, gut drei Viertel mehr als im Vorjahr mit 5,02 Mrd. €. Besonders dazu beigetragen haben wieder einige sehr große Transaktionen. Die herausragendsten des Jahres waren die Übernahmen von STADA, der größte Buy-Out in Deutschland seit mehr als 10 Jahren, sowie von Ceramtec. „Zudem wurden einige kurz vor Jahresbeginn angekündigte Transaktionen erst 2017 abgeschlossen und haben sich zusätzlich positiv auf die Investitionszahlen im abgelaufenen Jahr ausgewirkt“, ergänzt von Ribbentrop. „Neben den öffentlich besonders beachteten Milliarden-Transaktionen haben wir auch ein lebhaftes Geschäft bei kleinen und mittelgroßen Transaktionen gesehen. Private Equity ist im Mittelstand weithin akzeptiert.“ Die Zahl der Buy-Outs stieg von 119 auf 150.
Auch bei den mittelstandsorientierten Minderheitsbeteiligungen (Wachstums-, Replacement- und Turnaround-Finanzierungen) wurden die Investitionen gesteigert. Bedingt durch einige große Investments hat sich die Summe im Vergleich zu 2016 (0,69 Mrd. €) hier ebenfalls nahezu verdoppelt auf 1,33 Mrd. €.
Venture Capital-Markt weiter stabil
Auch für Venture Capital-Gesellschaften ist ein erfolgreiches Jahr zu Ende gegangen. Deren Investitionen hatten bereits 2016 mit 1,06 Mrd. € ihr höchstes Niveau seit 2008 erreichen können. „Mit 1,05 Mrd. € wurde der erfreuliche Aufwärtstrend bei den Investitionen im abgelaufenen Jahr noch einmal bestätigt“, fasst Regina Hodits, BVK-Vorstandssprecherin für den Venture Capital-Bereich, zusammen. 600 Startups wurden finanziert, die damit erneut mehr als die Hälfte aller im letzten Jahr finanzierten Unternehmen ausmachten. „Die gemeinsamen Bemühungen von Venture Capital-Branche und Politik für ein fruchtbares Umfeld für die Startup-Finanzierung tragen weiter Früchte. Es ist aber nach wie vor notwendig, mehr Kapital für die Gründungsfinanzierung und das weitere Wachstum junger Unternehmen in Deutschland zu mobilisieren“, ergänzt Hodits. „Wir sind optimistisch, dass auch die neue Bundesregierung diesem Thema die notwendige Bedeutung beimisst“.
Fundraising unverändert gut
Mit 2,98 Mrd. € neuem Fondskapital konnten die deutschen Gesellschaften im abgelaufenen Jahr bei Investoren praktisch dieselbe Summe einsammeln wie im Jahr zuvor (2,93 Mrd. €). „Die Fonds profitieren aktuell von einem sehr großen Interesse institutioneller Investoren an alternativen Anlagen wie etwa Private Equity“, erläutert Hodits. „Erfreulicherweise konnten auch wieder viele Venture Capital-Fonds die vorteilhaften Fundraising-Bedingungen nutzen. Hier zahlt sich zudem das Engagement der öffentlichen Hand aus“. Auf Venture Capital-Fonds entfielen 1,49 Mrd. € des Fundraisings und damit etwas mehr als 2016. Buy-Out- und andere Fonds mit Fokus auf reifere Unternehmen blieben mit ebenfalls 1,49 Mrd. € dagegen knapp unter dem Vorjahresergebnis.
Ausblick 2018
„Es wird schwer, dieses auch von Einmaleffekten getragene Investitionsergebnis in 2018 wiederholen zu können“, blickt Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des BVK, voraus. „Bei stabilen konjunkturellen und politischen Rahmenbedingungen ist aber von einem weiterhin lebhaften Geschäft auszugehen. Aktuell gibt es keine Anzeichen, weshalb das laufende Jahr nicht wieder erfolgreich für unsere Branche werden sollte.“ In der „Private Equity-Prognose“, einer Befragung der Beteiligungsgesellschaften zu ihren Erwartungen für das laufende Jahr, erwarten vier von zehn Befragten, dass die Investitionen in ihrem jeweiligen Marktsegment leicht oder deutlich steigen werden. Jeder Zweite geht zumindest von gleichbleibenden Investitionen aus. Besonders optimistisch sind dabei die Venture Capital-Gesellschaften, wo sogar fast die Hälfte ein Investitionsplus erwartet, wogegen es bei den Wachstumsfinanzierern/Buy-Out-Gesellschaften ein gutes Drittel ist. Ein ähnliches positives Stimmungsbild zeichnen die befragten Gesellschaften im Hinblick auf ihre Exit-Erwartungen.
Die ausführliche, vorläufige Beteiligungsmarktstatistik 2017 (Datenstand Februar 2018) sowie die „Private Equity-Prognose 2018“ finden Sie hier zum Download. Die statistischen Daten unterliegen fortlaufender Aktualisierung und können von früheren und späteren Auswertungen abweichen.
(Pressemitteilung BVK vom 26.02.2018)