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17.11.2022

CFO Survey: Wie deutsche Unternehmen Geopolitik und Inflation managen

Die Ballung verschiedenster Krisen – u.a. durch Ukraine-Krieg, explodierende Energiepreise, Teuerungsrate – hat auch in Deutschland zum befürchteten wirtschaftlichen Abschwung geführt. Wie aber reagieren die Finanzvorstände deutscher Firmen auf die immens gestiegenen Kosten und Risiken, und welche Maßnahmen planen sie, um Ihr Business krisenresistenter zu gestalten? Diesen und weiteren wichtigen Fragen geht der CFO Survey von Deloitte in seiner Herbstausgabe nach und beleuchtet dabei insbesondere die Stimmung in den besonders betroffenen Branchen: im verarbeitenden Gewerbe sowie im Immobilienbereich.

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Finanzvorstände in Deutschland begegnen der Inflation durch vielfältige Maßnahmen, die von Preiserhöhungen bis zu verbesserter Energieeffizienz reichen

Laut der Studienautoren ist der Abschwung ist in Deutschland angekommen, und mit ihm hat die Einstellungs- und vor allem Investitionsbereitschaft in Deutschland abermals gelitten. Dies sei nicht verwunderlich, denn schließlich würden auch die Margen in Zeiten von Inflationssteigerung, Lieferkettenproblemen, Energiepreisen und Zinsanhebung zurückgehen. Kostensenkungen seien jetzt mit Abstand Priorität Nummer eins für Unternehmen.

Mehr Investitionen in Deutschland

Die geopolitischen Herausforderungen durch Pandemie und Ukraine-Krieg haben der Studie zufolge den Fokus für Investitionen weg von China in Richtung Deutschland und Europa gelenkt. Geostrategische Faktoren werden wichtiger für die Standortentscheidungen von Unternehmen sowie ihrer Lieferketten und werden in Zukunft eine sehr viel prominentere Rolle in der Unternehmensstrategie spielen.

Die stark gestiegenen Unsicherheiten infolge der geopolitischen Unwägbarkeiten wirken sich entsprechend auf die Lokalisierung der geplanten Investitionen aus – hin zu ‚Made in Germany‘ und ‚Friendshoring‘. So belegt der CFO Survey eine zunehmende Vorsicht deutscher Unternehmen bei Auslandsinvestitionen: Ein knappes Fünftel verschiebt seine Auslandsinvestitionen wegen der gegenwärtigen politischen Risiken.

Rund 70% der befragten Finanzvorstände planen, ihre Investitionen im kommenden Jahr verstärkt in Deutschland zu platzieren und somit Unsicherheiten infolge der geopolitischen Risiken und den damit einhergehenden Lieferkettenproblemen entgegenzuwirken. Im Vergleich zu den Ergebnissen aus 2018 hat sich damit der Fokus für Investitionen weg aus China in Richtung Deutschland und Europa verschoben. Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise in Europa orientieren sich allerdings die energieintensiven Sektoren eher in Richtung USA.

Unternehmen begegnen Inflation mit unterschiedlichen Maßnahmen

Um mit plötzlichen Preissteigerungen umzugehen, nutzen Unternehmen verschiedene Strategien. Fast alle befragten CFOs (91%) beabsichtigen die erhöhten Kosten direkt durch höhere Preise an ihre Kunden weitergeben, vor allem die Branchen Automobil- sowie Transport & Logistik.

Firmenintern planen 77% der CFOs durch besseres Cashflow-Management gegen die steigenden Preise vorgehen. Vor dem Hintergrund der rapide steigenden Energiepreise streben fast drei Viertel der Unternehmen bessere Energieeffizienz oder mehr Energieeinsparungen an. Diese Strategie ist vor allem für die Automobilbranche zentral, in welcher fast 90% der Teilnehmenden bessere Energieeffizienz als wichtig bzw. sehr wichtig einordnen, um mit den steigenden Preisen umzugehen.

Mehr Digitale Transformation in Finanzabteilungen nötig

Die extremen äußeren Herausforderungen offenbaren auch Schwächen in den Finanzabteilungen der Unternehmen. Insbesondere in Bezug auf den Reifegrad der Finanzfunktionen deutscher Unternehmen zeichnen die Ergebnisse des CFO Survey ein ernüchterndes Bild: Demnach geben rund drei Viertel der CFOs an, in der Finanzfunktionen die Potentiale der Digitalisierung noch nicht auszuschöpfen. Besonders innovative digitale Technologien, Datenmanagement und Analytics sowie neue Mitarbeiter- und Arbeitsplatzanforderungen fehlen hier.

Dadurch fühlen sich viele Finanzvorstände nur unzureichend auf die neuen Anforderungen vorbereitet – seien es globale Umbrüche, die Notwendigkeit einer Geschäftsmodelltransformation oder neue Mitarbeiteranforderungen. Infolgedessen sehen 73% unter den Befragten eine hohe oder sehr hohe Notwendigkeit, die Finanzfunktion schneller an sich rapide ändernde Anforderungen anzupassen.

Verarbeitendes Gewerbe leidet besonders unter steigenden Kosten und Facharbeitermangel

Die Geschäfts- und Konjunkturaussichten im verarbeitenden Gewerbe sind auf neuem Tiefststand angelangt. 60% der befragten Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe wollen ihre Investitionen verringern. Besonders düster schaut die Lage in der Chemieindustrie aus. Die andauernden Auswirkungen des Krieges und der Pandemie, zusammen mit dem einsetzenden wirtschaftlichen Abschwung und einem damit einhergehenden Sinken der Nachfrage setzen die Produktionskosten besonders im verarbeitenden Gewerbe unter Druck.

Ebenfalls bedrohlich ist der Fachkräftemangel, der die Lohnkosten im verarbeitenden Gewerbe überdurchschnittlich in die Höhe treibt. Zugleich liegen die Pläne für Investition und Beschäftigung deutlich im negativen Bereich.

Immobilienwirtschaft mit mauen Geschäftsaussichten

Auch im Real-Estate-Sektor sind die Geschäftsaussichten auf Rekord-Tiefstand gefallen, die Erwartungen für die konjunkturelle Entwicklung sind deutlich pessimistisch – und sinken auf ein Rekordtief innerhalb der zehnjährigen Geschichte des CFO Survey. Das höchste Risiko erwächst hier aus der fehlenden Nachfrage, was die Unsicherheit im Markt weiter steigen lässt. Die nachlassende Inlandsnachfrage und die steigenden Zinsen aufgrund der Zinswende kommen zu den bestehenden Risikofaktoren – hohen Energiepreisen und Fachkräftemangel – hinzu.

Operative Margen wie auch Investitionspläne sind in diesem Bereich ebenfalls deutlich negativ, was sich in Kostensenkungen und Rückstellung von Investitionen bemerkbar macht. Die Erwartungen für die Beschäftigung bleiben jedoch noch positiv. Auch hier erwarten die CFOs, dass die Inflation über die nächsten Jahre hoch bleiben wird. Entsprechend dürften ihrer Ansicht nach auch die Löhne trotz wirtschaftlicher Unsicherheit steigen, jedoch eher unterproportional zur Inflationsentwicklung.

Alle Sektoren unter Druck

Vor dem Hintergrund von Kaufkraftverlusten durch Inflation und Rezessionssorgen ist im Vergleich zum Frühjahr auch die schwächere Inlandsnachfrage ein wesentlich signifikanterer Risikofaktor geworden, erklären die Studienautoren. Hinter dem Top-Risiko steigender Energiekosten, seien der Fachkräftemangel und steigende Löhne die wichtigsten Risiken, während die Gefahr steigender Rohstoffkosten dagegen etwas abgenommen habe. Laut des CFO Survey betreffen die gestiegenen Energiekosten aus der Industrieperspektive vor allem die Automobil-, die Chemie- und die Pharmaindustrie. Während geopolitische Risiken im Gesamtdurchschnitt an Bedeutung verlieren, sind diese für Großunternehmen noch immer das Top-Risiko. Der Analyse zufolge ist für eher Binnenmarkt-orientierte Sektoren, wie z.B. Real Estate, die schwache Inlandsnachfrage das größte Risiko.

Den kompletten Deloitte CFO Survey für den Herbst 2022 finden Sie hier.

(Pressemitteilung Deloitte vom 16.11.2022)


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