Unternehmer, die sich zur Ruhe setzen möchten, haben immer größere Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Das gilt nach einer neuen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) besonders für Ostdeutschland. Der DIHK-Report zur Unternehmensnachfolge 2019 stützt sich auf mehr als 26.000 Kontakte der Experten in den Industrie- und Handelskammern (IHKs) mit Senior-Unternehmern und Übernahme-Interessenten.
Dabei zeigte sich für das Berichtsjahr 2018 ein unerfreulicher Rekord: Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels wandten sich so viele Alt-Inhaber wie noch nie an ihre IHK. Jeder zweite hatte zum Zeitpunkt der Beratung noch keinen Nachfolger in Aussicht. Besonders im Osten fällt die Suche nach neuen Chefinnen und Chefs schwer, so die Ergebnisse der Umfrage. Mit 54% sind dort sogar mehr als die Hälfte der Senior-Unternehmer beim Erstbesuch der IHK noch ohne Nachfolgerin oder Nachfolger.
Unternehmensnachfolge in Ostdeutschland als regionalpolitische Herausforderung
Betroffen sind laut der Studie vor allem Einzelhändler sowie Hotel- und Gastronomiebetriebe. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung sei damit in vielen Regionen Ostdeutschlands die Unternehmensnachfolge auch eine große regionalpolitische Herausforderung. Die aktuelle Umfrage zeige, dass die Politik mehr für einen erfolgreichen Generationenwechsel tun müsse, in erster Linie mit Blick auf den nach wie vor hohen bürokratischen Aufwand. Die Mehrheit der an einer unternehmerischen Zukunft Interessierten bewerte Bürokratie als große Hürde. Die Unternehmensnachfolge müsse insgesamt einfacher werden, und sie müsse deutlich schneller möglich sein, so das Fazit der Umfrage.
Wichtige Antworten seien digitale Lösungen und E-Government. Erforderliche Genehmigungen sollten an einer zentralen Stelle abrufbar sein und jegliche Doppelmeldungen der Vergangenheit angehören, fordern die Studienautoren. Positive Anreize für potenzielle Unternehmer würden gesetzt, wenn die Bundesregierung konsequent schnell die 100 wichtigsten Verwaltungsleistungen für Unternehmen online zur Verfügung stellen würde.
Unsicherheit durch neues Erbschaftsteuergesetz
Ein Ärgernis für immerhin etwa 20% der Alt-Inhaber und der Nachfolge-Interessenten sind der Umfrage zufolge Unsicherheiten bei der Anwendung des neuen Erbschaftsteuergesetzes. Die inzwischen im Bundesrat beschlossene Richtlinie zur Umsetzung des neuen Gesetzes in der Verwaltungspraxis dürfe nicht zu noch höheren steuerlichen Belastungen bei der Unternehmensnachfolge führen. Deshalb solle bei der Unternehmensbewertung die Nutzung des vereinfachten Ertragswertverfahrens auch von der Finanzverwaltung akzeptiert werden – ohne weitere aufwendige Begutachtungen und ergänzende andere Bewertungsverfahren.
Auch bei der Wegzugsbesteuerung und der Reform der Grunderwerbsteuer drohen laut der Umfrage Hürden für die Unternehmensnachfolge, die nach Aussage der Studienautoren mit einer mittelstandsfreundlichen Ausgestaltung der jeweiligen Regelungen vermieden werden könnten.
Die kompletten Umfrageergebnisse des DIHK-Nachfolgereports 2019 gibt es hier zum Download.
(Pressemitteilung Deutscher Industrie- und Handelskammertag vom 23.12.2019)