Insgesamt sind ausländische Personen aus 30 Nationen in den Vorständen der wichtigsten Unternehmen vertreten. Die meisten ausländischen DAX-Vorstandsmitglieder kommen aus den USA (15). Dahinter folgen Franzosen und Briten (jeweils zehn). Während die Zahl der US-Amerikaner im Vergleich zum Vorjahr konstant blieb und bei den Franzosen sogar zunahm, sank die Zahl der britischen Vorstände im vergangenen Jahr um fast ein Drittel.
Vorstände mit ausländischem Pass kommen aus 30 verschiedenen Ländern, die meisten aus den USA
Deutschlands Spitzenunternehmen erzielen den Großteil ihrer Umsätze im Ausland, hier werden auch die stärksten Wachstumsraten erzielt. Laut der Studienautoren macht es vor diesem Hintergrund sehr viel Sinn, wenn auch die personelle Zusammensetzung des Top-Managements diese Internationalität widerspiegelt. Und je besser sich die Manager mit ausländischen Märkten auskennen würden, umso besser könne ihr Gespür für dortige Entwicklungen, Risiken und Eigenheiten sein. Internationale Vernetzung sei heutzutage ein wichtiger Erfolgsfaktor – gerade für deutsche Konzerne mit ihrer starken Ausrichtung auf ausländische Märkte.
Auch in einer – nicht zuletzt durch Pandemie und internationale Konflikte – immer unberechenbarer gewordenen Welt: ohne Globalisierung geht es nicht. Den Studienautoren zufolge stehe man in Deutschland und Europa vor einem nie dagewesenen Transformationsprozess – nicht nur in der Wirtschaft, sondern auch in der Gesellschaft. E-Mobilität, Energiewende, Rohstoffengpässe und Fachkräftemangel sein nur einige der großen Herausforderungen. Der Wirtschaftsstandort Deutschland dürfe hier nicht den Anschluss verlieren und bei der Transformation auch auf das Knowhow aus anderen Teilen der Welt setzen. Diese Offenheit zeige sich laut der EY-Analyse zunehmend auch in der Zusammensetzung der obersten Managementgremien.
Vier von zehn Vorstandsmitgliedern des Deutschen Aktienindex haben einen ausländischen Pass
Ohne Frage könnten zwar auch viele Manager aus Deutschland inzwischen auf zahlreiche Auslandsstationen im Lauf ihrer Karriere zurückblicken. Mitarbeitende, die aus dem Ausland kommen, könnten auch neue Impulse, Herangehensweisen und Managementmethoden mit – diese Mischung kann die Arbeit der Vorstandsgremien bereichern, erklären die Studienautoren.
Elf DAX-Konzerne haben mehr ausländische als deutsche Vorstandsmitglieder, bei drei Unternehmen ist der Anteil ausgeglichen. In 26 Vorständen überwiegen hingegen die Mitglieder mit einem deutschen Pass.
Frauenanteil steigt kontinuierlich
Noch stärker als der Anteil der Vorstandsmitglieder mit einem ausländischen Pass steigt der Frauenanteil, der sich im Vergleich zu 2017 fast verdoppelt hat: War vor fünf Jahren nur knapp jedes zehnte Vorstandsmitglied weiblich (10,7%), ist es in diesem Jahr fast jedes fünfte (18,6%). Absolut stieg die Zahl der Frauen in Vorständen von Deutschlands Spitzenunternehmen von 23 im Jahr 2017 auf 45 in diesem Jahr. Vor allem der Anstieg innerhalb der vergangenen zwölf Monate war dabei groß: Im Jahr 2021 waren 33 Frauen Vorstandsmitglieder.
Der sprunghafte Anstieg des Frauenanteils in Vorständen innerhalb des vergangenen Jahres zeigt, wie wichtig Deutschlands Top-Konzernen dieses Thema ist, stellen die Studienautoren fest. Allerdings befinde sich das Transformations-Tempo noch auf einem relativ niedrigen Niveau. Und: zehn DAX-Unternehmen haben der Analyse zufolge noch immer gar keine Frau im Vorstand. Dies könne auch negative Folgen für die Ausrichtung des Unternehmens und seine Position am Markt haben, warnen die Studienautoren, denn Frauen haben zum Teil einen anderen Blick auf Chancen und Herausforderungen, die sich für Unternehmen ergeben können, als Männer.
Vorstände werden immer jünger
Zudem zeigt sich, dass weibliche Vorstände im Schnitt jünger als ihre männlichen Kollegen sind – was gleich doppelt für Diversität im Vorstand sorgt. Bei Frauen liegt das Durchschnittsalter derzeit bei 52,6 Jahren, männliche DAX-Vorstände sind im Schnitt 54,2 Jahre alt. Insgesamt sind die DAX-Vorstände aktuell im Schnitt ein halbes Jahr jünger als vor einem Jahr. Dies liegt unter anderem daran, dass der Anteil der Jahrgänge 1971 bis 1990 im Vergleich zum vergangenen Jahr von 24 auf 32% stieg, der Anteil der Jahrgänge von 1951 bis 1960 dagegen von 18 auf 10% fiel.
Laut der Studienautoren durchlaufen viele Unternehmen aktuell Transformationsprozesse – oder sie stehen in naher Zukunft an. Neue Technologien würden diese Entwicklung vorantreiben. Damit einher gehe eine Verschiebung der Prioritäten, auch was die Besetzung von Vorständen angeht: Erfahrung ist natürlich weiterhin wichtig und gefragt. Daneben gewinnen aber auch andere Aspekte, wie digitale Kompetenzen und Nachhaltigkeit an Bedeutung – und es ergibt Sinn, alle diese Bereiche auch in der Vorstandsarbeit abzubilden, so das Fazit der Studienautoren.
(Pressemitteilung EY vom 21.10.2022)