• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Deutsche Top-Konzerne im Jahr 2022: Rekordumsatz bei anhaltend hohen Margen

04.01.2023

Deutsche Top-Konzerne im Jahr 2022: Rekordumsatz bei anhaltend hohen Margen

Deutschlands Top-Unternehmen konnten im vergangenen Jahr erneut Rekordumsätze erwirtschaften: Von den 100 umsatzstärksten börsennotierten Konzernen Deutschlands verzeichneten fast alle – 93% – in den ersten drei Quartalen des Jahres 2022 ein Umsatzwachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Unterm Strich legte der Gesamtumsatz der Unternehmen um 30% auf 1,78 Billionen € zu. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Entwicklung der 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen Deutschlands im Zeitraum Januar bis September 2022 durch die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Banken und Versicherungen wurden nicht mit einbezogen, da hier der Umsatz keine relevante Kennzahl ist.

Beitrag mit Bild

©marcus_hofmann/fotolia.com

Drei große Herausforderungen, die das Jahr 2022 prägten – gestörte Lieferketten, der Halbleitermangel und steigende Energiepreise – spiegelten sich auch in den Bilanzen der deutschen Top-100-Unternehmen wider: So führten die weltweit gestörten Lieferketten zu hohen Frachtraten, von denen Logistikunternehmen unterm Strich profitierten: Sie verzeichneten ein Umsatzwachstum von insgesamt 44%. Der Chipmangel und die daraus folgende Strategie, vorrangig margenstarke Modelle anzubieten und auf Rabatte zu verzichten, bescherte den Autokonzernen trotz gesunkener Absatzzahlen ein Umsatzplus von 13%. Zudem sorgten die im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine massiv gestiegenen Kosten für Energie für erhebliche Umsatzsteigerungen bei Energieversorgern von insgesamt 125%.

Gesamtumsatz der 100 Top-Unternehmen Deutschlands steigt in den ersten drei Quartalen des Jahres um fast ein Drittel

Dass Umsatzsteigerungen allerdings nicht automatisch zu Gewinnwachstum führen, zeigt der Sonderfall Uniper: Der Konzern erwirtschaftete im bisherigen Jahresverlauf mit 213 Mrd. € den höchsten Umsatz aller börsennotierten Unternehmen, verzeichnete mit rund 45 Mrd. € aber auch den höchsten Verlust.

Der Rekordverlust von Uniper trübt auch die Gewinnbilanz der deutschen Top-100-Konzerne und führte dazu, dass der Gesamtgewinn aller 100 Unternehmen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16% auf 100 Mrd. € sank. Wird das Uniper Ergebnis aus dem Gesamtgewinn des aktuellen Jahres herausgerechnet, ergibt sich hingegen ein Rekordgewinn von 145 Mrd. €.

Gewinnmarge der deutschen Top-Konzerne nimmt leicht ab

Allerdings: Nur 52 der 100 untersuchten Unternehmen konnten im bisherigen Jahresverlauf ihren Gewinn steigern – 48 verbuchten ein geringeres operatives Ergebnis. Und die kumulierte Gewinnmarge der deutschen Top-Konzerne sank (ohne Berücksichtigung von Uniper) leicht von 9,8 auf 9,3% – lag damit allerdings weiterhin deutlich über dem Vor-Corona-Niveau von 2019, als die Gesamtmarge der Top-100-Unternehmen 6,9% betrug.

Trotz kräftigen Gegenwinds haben sich die deutschen Top-Unternehmen der EY-Analyse zufolge in diesem Jahr wacker geschlagen. Die Gewinnsituation der Mehrheit der Unternehmen ist gut – die große Frage ist, ob das auch im kommenden Jahr noch so sein wird fassen die Studienautoren die Entwicklung in diesem Jahr zusammen. Denn die hohe Inflation und Rezessionssorgen führten zu Kaufzurückhaltung bei Verbrauchern und zu einer sinkenden Investitionsbereitschaft aufseiten der Unternehmen. Sowohl Bürger als auch Unternehmen müssten nun den Gürtel enger schnallen. Große Umsatzsprünge seien daher im kommenden Jahr nicht zu erwarten. Um auch künftig wettbewerbsfähig zu bleiben, sollten die Unternehmen die gute Gewinnsituation dafür nutzen, um kräftig in ihre Transformation und in Innovation zu investieren, raten die Autoren der Studie.

NRW ist Heimat besonders vieler Top-100-Unternehmen

An der regionalen Verteilung der Top 100 Unternehmen hat sich im Lauf des vergangenen Jahres wenig geändert. Nordrhein-Westfalen ist mit 26 Unternehmen Spitzenreiter. Dahinter folgen Bayern und Baden-Württemberg mit 24 bzw. 17 Unternehmen. Nur zwei der 100 Unternehmen haben ihren Sitz in einem der ostdeutschen Bundesländer: Das Medizintechnikunternehmen Carl Zeiss Meditec mit Sitz im thüringischen Jena belegt im Umsatzranking Platz 90. Ebenfalls im Ranking platzieren konnte sich Verbio, ein Anbieter von Biokraftstoffen aus Sachsen-Anhalt, auf Rang 88.

Beschäftigung steigt leicht

Die Mehrzahl der deutschen Top-Unternehmen – 66% – stockte im bisherigen Jahresverlauf die Belegschaft auf. Insgesamt beschäftigten die 100 umsatzstärksten börsennotierten Unternehmen zum 30.09.2022 weltweit 4,3 Mio. Menschen – das waren 1,7% mehr als ein Jahr zuvor. 2021 war noch ein Beschäftigungsrückgang von 1,5% verzeichnet worden.

Zurückhaltender Ausblick auf 2023

Die meisten Unternehmen waren in 2022 auf Wachstumskurs, stellen die Studienautoren fest. Das zeige sich auch bei der Zahl der Beschäftigten. Für das kommende Jahr rechnen sie aber mit einer weniger positiven Entwicklung. In den kommenden Monaten könnte es zu mehr Restrukturierungs- und Kostensenkungsmaßnahmen kommen. Den Unternehmen bleibe angesichts stark gestiegener Einkaufs- und Energiepreise nichts anderes übrig, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Mittel freizumachen für kostspielige anstehende Investitionen. Es sei es gut möglich, dass es bei den Top-Unternehmen in 2023 kein Wachstum mehr geben werde.

Einen umfassenden und flächendeckenden Stellenabbau werde es aber nicht geben. Der Bedarf an hochqualifizierten Mitarbeitenden sei heute größer denn je. Die Unternehmen werden so weit wie möglich auf Stellenstreichungen verzichten, denn sie wissen, wie schwierig es ist, noch gut qualifizierte Mitarbeiter zu finden, wenn die Auftragslage wieder besser ist, erklären die Studienautoren.

Das börsennotierte Unternehmen mit den meisten Mitarbeitern ist nach wie vor Volkswagen: Bei dem Wolfsburger Autokonzern waren zum 30. September 2022 insgesamt knapp 646.000 Menschen beschäftigt. Auf den Rängen zwei und drei folgen die Deutsche Post mit etwa 539.000 und Fresenius mit 320.000 Beschäftigten.

(Pressemitteilung EY vom 26.12.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

©psdesign1/fotolia.com

08.05.2025

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland

Die ökonomische und finanzielle Unsicherheit unter Finanzvorständen deutscher Unternehmen befindet sich derzeit auf einem Allzeithoch und beeinflusst ihre Planungen deutlich. Nach den US-Zollankündigungen vom 02.04.2025 sehen 80 % der teilnehmenden Chief Financial Officers (CFO) mittelfristig ihren Investitionsschwerpunkt in Deutschland, vor dem 02.04.2025 lag ihr Anteil bei 73 %, wie der CFO Survey von Deloitte zeigt. Für die

Geopolitik treibt deutsche CFOs zu mehr Investitionen im Inland
Meldung

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

07.05.2025

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation

Es ist fraglich, ob der Finanzsektor die Erreichung der Klimaziele schon ausreichend unterstützt. Unklar ist vor allem, über welche Kanäle er am besten zu einer nachhaltigen Transformation der Wirtschaft beitragen kann. Das Projekt Green Financial Intermediation – From Demand to Impact (INTERACT), das das ZEW Mannheim gemeinsam mit dem ifo Institut durchführt, untersucht, wie der

Einfluss von Finanzintermediation auf die grüne Transformation
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

06.05.2025

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Die vor allem von den USA ausgehende große wirtschaftspolitische Unsicherheit macht auch vor dem deutschen Markt für Wagniskapital (Venture Capital, VC) nicht halt. Dennoch legte der Geschäftsklimaindikator für den VC-Markt im ersten Quartal 2025 leicht um 2,0 Punkte zu. Mit einem Stand von minus 2,1 Punkten rangiert der Indikator aber weiterhin knapp unter dem langjährigen

US-Politik belastet Aussichten für deutschen Wagniskapitalmarkt

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank