Prognosen des ifo Instituts und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeichnen ein durchwachsenes Bild, das von leichter Erholung bis hin zu tiefer Strukturkrise reicht.
Die Perspektive des ifo Instituts: Zwei Szenarien
Das ifo Institut erwartet für 2025 ein Wirtschaftswachstum zwischen 0,4 % und 1,1 %. Diese Spannbreite spiegelt die Unsicherheiten in der wirtschaftlichen Entwicklung wider. Im pessimistischen Szenario könnte die stagnierende Konjunktur zu einer schleichenden Deindustrialisierung führen. Ursache sind hohe Kosten und sinkende Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen, insbesondere im Export außerhalb Europas. Die Folge wären Produktionsverlagerungen ins Ausland, ein schwaches Produktivitätswachstum und steigende Arbeitslosigkeit.
Im optimistischeren Szenario könnte eine verlässlichere Wirtschaftspolitik die Trendwende bringen. Steuerliche Anreize und Reformen könnten Investitionen und Beschäftigung fördern, was wiederum den privaten Konsum ankurbeln und das Wirtschaftswachstum auf 1,1 % heben würde. Die Kaufkraft der Haushalte scheint sich bereits zu erholen, da der Inflationsdruck weiter abnimmt. Das ifo Institut prognostiziert eine Inflation von 2,3 % für 2025 und 2,0 % für 2026.
Die Perspektive des IW Köln: Eine schwerwiegende Strukturkrise
Im Gegensatz dazu zeichnet das IW Köln ein wesentlich pessimistisches Bild: Mit lediglich 0,1 % Wachstum bleibt die deutsche Wirtschaft laut IW im Krisenmodus. Nach zwei Jahren Rezession stagnieren private Konsumausgaben trotz gestiegener Löhne und sinkender Inflation. Der Arbeitsmarkt wird sich weiter verschlechtern, mit einer Arbeitslosenquote von 6,2 % und fast drei Millionen Arbeitslosen im Jahr 2025.
Besonders alarmierend ist die Lage der Industrie. Hohe Energiekosten, umfangreiche Bürokratie und ein erschwerter Zugang zu internationalen Märkten beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit. Seit 2020 sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 40 % gestiegen, während die Investitionen um 210 Milliarden Euro eingebrochen sind. Vier von zehn Unternehmen planen 2025 geringere Investitionen, was die anhaltende Investitionskrise verschärft.
Gemeinsamkeiten und Handlungsempfehlungen
Beide Institute betonen die Notwendigkeit strukturpolitischer Reformen. Die zentralen Herausforderungen liegen in:
- Steuer- und Bürokratiereformen: Beide Prognosen unterstreichen, wie wichtig es ist, die Steuerlast von Unternehmen zu senken und Bürokratie abzubauen.
- Förderung von Investitionen: Anreize für Infrastrukturprojekte und eine solide Industriepolitik sind essenziell, um Deindustrialisierung zu verhindern.
- Arbeitsmarktreformen: Die Stärkung von Arbeitsanreizen und die Verbesserung der Arbeitsbedingungen könnten das Arbeitsvolumen erhöhen und die Arbeitslosenquote senken.
Fazit
Die Prognosen des ifo Instituts und des IW zeichnen ein zwiegespaltenes Bild der deutschen Wirtschaft 2025. Ob sich eine schleichende Strukturkrise oder eine moderate Erholung durchsetzen wird, hängt entscheidend von der politischen und wirtschaftspolitischen Gestaltung ab. Klar ist: Ohne entschlossene Reformen droht Deutschland, seinen Status als Industriestandort zu verlieren.
(ifo Institut / IW Köln vom 12.12.2024 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)