• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Deutscher FinTech-Sektor mit großem Potenzial trotz Markteintrübung

20.06.2022

Deutscher FinTech-Sektor mit großem Potenzial trotz Markteintrübung

Autokonzerne auf der Überholspur

© bakhtiarzein/fotolia.com

Das Umfeld für den deutschen FinTech-Sektor verschlechtert sich: Die Eintrübung des makroökonomischen Umfelds hat junge Finanzunternehmen besonders hart getroffen. Der Zugang zu Finanzierungen wird schwieriger und Bewertungen gehen zurück. Dabei steckt in Deutschlands FinTech-Ökosystem erhebliches Potenzial: Würde Deutschlands FinTech-Ökosystem u.a. bei Gründungsquote und Investitionen zu Großbritannien, Schweden und den Niederlanden aufschließen, könnte der Sektor den Standort Deutschland wesentlich stärken. Die kumulierte Bewertung des FinTech-Sektors könnte um mehr als 280 Mrd. € gesteigert werden. Zudem könnten rund 60.000 Arbeitsplätze der nächsten Generation entstehen – z.B. Data Scientists, Experten für digitales Marketing und IT sowie Designer.

Dies sind Ergebnisse der neuen Studie „Europäische FinTech-Champions – Made in Germany“ der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Trotz der Herausforderungen im aktuellen Umfeld sehen die Autoren der Studie einen positiven Trend im FinTech-Ökosystem Deutschlands. FinTechs gewinnen an Relevanz für unsere Gesellschaft und werden die Finanz-Ökosysteme immer stärker prägen.

FinTechs als Wachstumsmotor

Laut der Analyse vereinfachen FinTechs bestehende Bankangebote und ermöglichen Zugang zu neuen Finanzprodukten. Mit ihrer Innovationskraft tragen sie zudem zum gesamtwirtschaftlichen Erfolg Deutschlands bei und schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze. Allein von 2019 bis 2021 verzeichneten die zehn führenden FinTechs in Deutschland ein Beschäftigungswachstum von 60%.

Die Marktchancen sind der Studie zufolge längst nicht ausgereizt: Bislang konzentrierten sich deutsche FinTechs auf das Geschäft mit Privatkunden (B2C), was der B2C-Fokus von fünf der sieben FinTech-Unicorns – Start-ups mit einer Bewertung von über 1 Mrd. USD – in Deutschland bestätigt. In Zukunft könnten FinTechs vermehrt B2B-Finanzdienstleistungen revolutionieren und weitere Bereiche erschließen, etwa die Monetarisierung von Bank- und Marktdaten sowie Megatrends wie nachhaltige Investitionen.

McKinsey & Company
Weniger Gründungen, geringere Investitionssummen und kaum Skalierung im europäischen Vergleich: Trotz aller Erfolge gibt es im FinTech-Sektor in Deutschland noch viel Aufholpotenzial gegenüber Europas Top-Ökosystemen.

Rückstand deutscher FinTechs zu Europas Spitzengruppe

Auf nationaler Ebene ist Deutschlands FinTech-Sektor stark. Verglichen mit anderen europäischen FinTech-Ökosystemen zeigt sich jedoch ein deutliches Entwicklungspotenzial. So lag Deutschlands FinTech-Sektor in allen Phasen der Unternehmensentwicklung Ende 2021 hinter den europäischen Nachbarn:

Weniger Gründungen: Bei der Zahl der Gründungen pro Kopf liegt Deutschland mit sieben FinTechs pro 1 Mio. Einwohner im unteren europäischen Mittelfeld hinter den Spitzenreitern Irland und Schweiz (jeweils 30), Großbritannien (26), Schweden (23) oder den Niederlanden (15)

Geringere Finanzierung: Trotz Verzehnfachung der FinTech-Investitionen von 2016 bis 2021 auf 39 Euro pro Einwohner liegt Deutschlands FinTech-Ökosystem noch weit hinter führenden Märkten Schweden (170 Euro), Großbritannien (153 Euro) oder den USA (127 Euro)

Kaum Skalierung: Deutschland hat zwar aktuell mehr FinTechs mit einem Unternehmenswert zwischen 50 Mio. USD  und 1 Mrd. USD (ca. 50) als Frankreich (ca. 40), Schweden (ca. 30) oder die Niederlande (ca. 30), aber beim Wachstum jenseits der eine Mrd. USD gibt es offenbar Schwierigkeiten. Mit der gleichen Pro-Kopf-Quote wie in den USA (0,53) oder in Großbritannien (0,43) müsste es in Deutschland mehr als 30 FinTech-Einhörner geben

Aufholpotenzial gegenüber Europas Top-Ökosystemen

Um den Rückstand des deutschen FinTech-Sektors zur europäischen Spitze aufzuholen, ist nach Aussage der Studienautoren eine programmatische Agenda erforderlich. Alle Stakeholder – Investoren, etablierte Banken, Politik, Regulierungsbehörden und die FinTechs selbst – müssten die Ziele und Maßnahmen unterstützen und sich aktiv beteiligen.

Dabei sind laut der Studie vier Bereiche besonders wichtig:

Größere Auswahl und besserer Zugang für Verbraucher: FinTechs müssen den Verbrauchern ein breiteres Spektrum an Produkten und Dienstleistungen bieten sowie unkomplizierte Anbieterwechsel ermöglichen

Magnet für Talente aus aller Welt: Das deutsche FinTech-Ökosystem muss seine Attraktivität für Toptalente aus aller Welt steigern, um mit führenden globalen Technologiezentren konkurrieren zu können

Höherer Beitrag „heimischer“ Finanzierungsquellen: Deutsche FinTechs brauchen über alle unternehmerischen Entwicklungsphasen hinweg einen besseren Zugang zu lokalen Finanzierungen, die weniger von der Volatilität internationaler Märkte und geopolitischen Entwicklungen abhängig sind

Konsumentenbezogene Regulierung mit innovativem Mindset: Das aufsichtsrechtliche Umfeld soll Innovationen stärker fördern und Unternehmen die nötigen Voraussetzungen für Wettbewerbsfähigkeit im In- und Ausland bieten

Die Studie „Europäische FinTech- Champions – Made in Germany“ finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung McKinsey & Company vom 20.06.2022)


Weitere Meldungen


Idee, Glühbirne, Forschung, Entwicklung
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.04.2024

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben

Trotz stagnierender Umsätze und sinkender Gewinne: Die innovativsten Top-Konzerne der Welt investieren weiterhin stark in Forschung und Entwicklung (F&E). So sind die Forschungs- und Entwicklungsbudgets der 500 Unternehmen weltweit mit den höchsten F&E-Ausgaben im Jahr 2023 um insgesamt 12 % gestiegen – obwohl der Umsatz nur um 2 % zulegte und der Gesamtgewinn sogar um 9 % schrumpfte.

US-Konzerne erhöhen Forschungsausgaben
Investition, Geld, Investor, Vermögen, Kapital
Meldung

pitinan/123rf.com

18.04.2024

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024

Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Die ifo Investitionserwartungen fielen auf -0,1 Punkte im März, nach +1,2 Punkten im November. „Die globale Nachfrage nach Investitions- und Vorleistungsgütern bleibt schwach und wirtschaftspolitische Unsicherheiten bestehen weiter. Viele Unternehmen verschieben daher ihre Investitionsentscheidungen“, sagt Lara Zarges, Konjunkturexpertin am ifo Institut.

Unternehmen planen weniger Investitionen für 2024
Europa, Europaflagge, EU, Parlament, Kommission
Meldung

©Grecaud Paul/fotolia.com

17.04.2024

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt

Der europäische Binnenmarkt besitzt für die mittelständischen Industrieunternehmen sowohl als Beschaffungs- als auch Absatzmarkt von allen Auslandsmärkten die höchste Relevanz, gefolgt von den Märkten in den anderen europäischen Ländern und in China. Dies zeigte in 2023 eine IfM-Befragung von über 1.800 Führungskräften im industriellen Mittelstand. EU-Binnenmarkt bietet viele Vorteile Die Unternehmen profitieren sowohl von der

EU-Binnenmarkt ist der wichtigste Auslandsmarkt
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank