Dies sind Ergebnisse der neuen Studie „Europäische FinTech-Champions – Made in Germany“ der Unternehmensberatung McKinsey & Company. Trotz der Herausforderungen im aktuellen Umfeld sehen die Autoren der Studie einen positiven Trend im FinTech-Ökosystem Deutschlands. FinTechs gewinnen an Relevanz für unsere Gesellschaft und werden die Finanz-Ökosysteme immer stärker prägen.
FinTechs als Wachstumsmotor
Laut der Analyse vereinfachen FinTechs bestehende Bankangebote und ermöglichen Zugang zu neuen Finanzprodukten. Mit ihrer Innovationskraft tragen sie zudem zum gesamtwirtschaftlichen Erfolg Deutschlands bei und schaffen zukunftsfähige Arbeitsplätze. Allein von 2019 bis 2021 verzeichneten die zehn führenden FinTechs in Deutschland ein Beschäftigungswachstum von 60%.
Die Marktchancen sind der Studie zufolge längst nicht ausgereizt: Bislang konzentrierten sich deutsche FinTechs auf das Geschäft mit Privatkunden (B2C), was der B2C-Fokus von fünf der sieben FinTech-Unicorns – Start-ups mit einer Bewertung von über 1 Mrd. USD – in Deutschland bestätigt. In Zukunft könnten FinTechs vermehrt B2B-Finanzdienstleistungen revolutionieren und weitere Bereiche erschließen, etwa die Monetarisierung von Bank- und Marktdaten sowie Megatrends wie nachhaltige Investitionen.
Rückstand deutscher FinTechs zu Europas Spitzengruppe
Auf nationaler Ebene ist Deutschlands FinTech-Sektor stark. Verglichen mit anderen europäischen FinTech-Ökosystemen zeigt sich jedoch ein deutliches Entwicklungspotenzial. So lag Deutschlands FinTech-Sektor in allen Phasen der Unternehmensentwicklung Ende 2021 hinter den europäischen Nachbarn:
Weniger Gründungen: Bei der Zahl der Gründungen pro Kopf liegt Deutschland mit sieben FinTechs pro 1 Mio. Einwohner im unteren europäischen Mittelfeld hinter den Spitzenreitern Irland und Schweiz (jeweils 30), Großbritannien (26), Schweden (23) oder den Niederlanden (15)
Geringere Finanzierung: Trotz Verzehnfachung der FinTech-Investitionen von 2016 bis 2021 auf 39 Euro pro Einwohner liegt Deutschlands FinTech-Ökosystem noch weit hinter führenden Märkten Schweden (170 Euro), Großbritannien (153 Euro) oder den USA (127 Euro)
Kaum Skalierung: Deutschland hat zwar aktuell mehr FinTechs mit einem Unternehmenswert zwischen 50 Mio. USD und 1 Mrd. USD (ca. 50) als Frankreich (ca. 40), Schweden (ca. 30) oder die Niederlande (ca. 30), aber beim Wachstum jenseits der eine Mrd. USD gibt es offenbar Schwierigkeiten. Mit der gleichen Pro-Kopf-Quote wie in den USA (0,53) oder in Großbritannien (0,43) müsste es in Deutschland mehr als 30 FinTech-Einhörner geben
Aufholpotenzial gegenüber Europas Top-Ökosystemen
Um den Rückstand des deutschen FinTech-Sektors zur europäischen Spitze aufzuholen, ist nach Aussage der Studienautoren eine programmatische Agenda erforderlich. Alle Stakeholder – Investoren, etablierte Banken, Politik, Regulierungsbehörden und die FinTechs selbst – müssten die Ziele und Maßnahmen unterstützen und sich aktiv beteiligen.
Dabei sind laut der Studie vier Bereiche besonders wichtig:
Größere Auswahl und besserer Zugang für Verbraucher: FinTechs müssen den Verbrauchern ein breiteres Spektrum an Produkten und Dienstleistungen bieten sowie unkomplizierte Anbieterwechsel ermöglichen
Magnet für Talente aus aller Welt: Das deutsche FinTech-Ökosystem muss seine Attraktivität für Toptalente aus aller Welt steigern, um mit führenden globalen Technologiezentren konkurrieren zu können
Höherer Beitrag „heimischer“ Finanzierungsquellen: Deutsche FinTechs brauchen über alle unternehmerischen Entwicklungsphasen hinweg einen besseren Zugang zu lokalen Finanzierungen, die weniger von der Volatilität internationaler Märkte und geopolitischen Entwicklungen abhängig sind
Konsumentenbezogene Regulierung mit innovativem Mindset: Das aufsichtsrechtliche Umfeld soll Innovationen stärker fördern und Unternehmen die nötigen Voraussetzungen für Wettbewerbsfähigkeit im In- und Ausland bieten
Die Studie „Europäische FinTech- Champions – Made in Germany“ finden Sie hier zum Download.
(Pressemitteilung McKinsey & Company vom 20.06.2022)