• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Deutscher Private-Equity-Markt startet verhalten

19.07.2019

Deutscher Private-Equity-Markt startet verhalten

Beitrag mit Bild

© pichetw/fotolia.com

Finanzinvestoren sind bei ihren Investitionen in Deutschland im ersten Halbjahr 2019 mit angezogener Handbremse gestartet: Zwar tätigten sie genauso viele Transaktionen wie noch im Vorjahreszeitraum – nämlich 112. Allerdings betrug der Transaktionswert nur noch 7,3 Milliarden Euro. Im 1. Halbjahr 2018 waren es 11 Milliarden Euro.

Vor allem machte sich bemerkbar, dass im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Megadeal mit einem Volumen von mindestens einer Milliarde Euro weniger abgeschlossen wurde. Während Finanzinvestoren im ersten Halbjahr 2018 drei Transaktionen mit einem Gesamtwert von 7,3 Milliarden Euro tätigten, betrug der Gesamtwert der beiden Milliardentransaktionen in der ersten Jahreshälfte 2019 zusammen 5,2 Milliarden Euro.

Die größten Private-Equity-Deals im 1. Halbjahr 2019 waren der Kauf des Methacrylat-Verbundes von Evonik durch Advent International für 3,0 Milliarden Euro und die Übernahme des Anbieters von Mehrwegverpackungen von Lebensmitteln, IFCO Systems, durch Triton Partners und Abu Dhabi Investment Authority für 2,2 Milliarden Euro.

Strategische Investoren weiteten im Gegensatz zu den Finanzinvestoren ihr Engagement auf dem deutschen Private-Equity-Markt leicht aus. Die Zahl der Transaktionen stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 16 auf 264, der Transaktionswert um 1,3 Milliarden Euro auf 14,6 Milliarden.

Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young).

Michael Kunz, EY-Partner und Leiter Private Equity für Deutschland, Österreich und die Schweiz kommentiert die Zahlen: „Finanzinvestoren haben im ersten Halbjahr in Deutschland zwar genauso oft investiert wie im Vorjahreszeitraum. Allerdings ist das Volumen deutlich zurückgegangen. Das muss aber kein Alarmsignal sein – einige sehr große Deals sind trotz eines günstigen Marktumfeldes letztendlich nicht zustande gekommen. Das kann im zweiten Halbjahr schon wieder ganz anders aussehen. Wir beobachten, dass die Nachfrage weiter hoch bleibt.“

Zweites Halbjahr: Fokus auf Carve-outs und Public-to-Private-Deals

So stünden im zweiten Halbjahr einige große Carve-outs an, also Ausgründungen von Unternehmensteilen in eigenständige Gesellschaften. „Für Finanzinvestoren stellen sie eine gute Gelegenheit dar“, erklärt Kunz. „Außerdem legen sie auf der Suche nach interessanten Zielen zunehmend den Fokus auf sogenannte Public-to-Private-Deals – also vormals börsennotierte Unternehmen, die aus dem Handel genommen werden. Nach der erfolgreichen Übernahme des Arzneimittelherstellers Stada ist das Interesse an weiteren Übernahmekandidaten geweckt.“ Die geplante milliardenschwere Übernahme von Osram durch die Finanzinvestoren Carlyle und Bain Capital könne den Markt im zweiten Halbjahr weiter treiben.

Auch Wolfgang Taudte, Partner bei EY, sieht trotz einer konjunkturellen Abkühlung weiterhin einen starken Private-Equity-Markt in Deutschland: „Das Zinsniveau ist nach wie vor sehr niedrig – was die Investitionspläne der Finanzinvestoren begünstigt. Gleichzeitig finden wir viele interessante Objekte auf dem Markt. Denn zahlreiche Unternehmen befinden sich angesichts der Digitalisierung mitten im Umbau und trennen sich von Firmenteilen, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören.“

Wie sehr die Digitalisierung derzeit das Marktgeschehen bestimmt, zeigt sich an den wichtigsten Zielbranchen der Finanzinvestoren. 30 Deals tätigten sie im ersten Halbjahr im Bereich Informationstechnologie. Industrie-Deals folgten auf dem zweiten Platz (24 Deals). Erst mit weitem Abstand folgten Transaktionen in den Bereichen Bau (6) sowie Chemie und Produktion (jeweils 4).

Wert der Exits schrumpft von 11,3 Milliarden Euro auf 2,6 Milliarden

Die Verkäufe deutscher Unternehmensbeteiligungen durch Finanzinvestoren – so genannte Exits – sind im Jahresvergleich dagegen deutlich eingebrochen. Der Gesamtwert schrumpfte von 11,3 Milliarden Euro auf 2,6 Milliarden Euro. Verantwortlich dafür war insbesondere, dass die Verkäufe an andere Finanzinvestoren – sogenannte Secondary Buyouts – deutlich nachgaben. Statt 8,6 Milliarden Euro betrug der Wert nur noch 0,9 Milliarden Euro.

„Derzeit wird das Transaktionsgeschehen vor allem durch die Transformation ganzer Industrien bestimmt“, sagt Kunz. „Unternehmen trennen sich von Geschäftsfeldern, und vor allem strategische Investoren sind bereit, hohe Preise dafür zu zahlen, weil sie auf Synergieeffekte hoffen. Angesichts dieser Marktsituation sind Geschäfte zwischen Finanzinvestoren vorübergehend in den Hintergrund getreten.“

Als Käufer würden Private-Equity-Fonds jedoch zunehmend als ernsthafte Konkurrenten für strategische Investoren auftreten, betont Taudte: „Finanzinvestoren haben sich in den vergangenen Jahren ein gutes Branchen-Know-how aufgebaut. Im Wettbewerb um die besten Übernahmeziele ist das auch nötig, weil sie zunehmend strategisch denken müssen. Nur wenn es ihnen gelingt, die übernommenen Firmen für die künftigen Marktanforderungen fit zu machen, werden sie einen entsprechenden Return on Investment sehen.“ Dazu fänden sie auch neue Wege: So wie im Fall der Übernahme von IFCO Systems würden sogenannte Club Deals immer beliebter, also die gemeinsame Abwicklung eines Deals durch zwei Fonds.

(Pressemitteilung EY vom 17.07.2019)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© KB3 / fotolia.com

01.07.2025

Banken sehen düstere Zeiten für Immobilien

Immobilienfinanzierende Kreditinstitute blicken überwiegend pessimistisch auf den deutschen Immobilienmarkt, zeigt eine aktuelle Befragung, die EY-Parthenon im zweiten Quartal 2025 unter 36 immobilienfinanzierenden Kreditinstituten in Deutschland durchgeführt hat. Überwiegend negative Markteinschätzung Drei Viertel der befragten Kreditinstitute bewerten die Lage auf dem deutschen Immobilienmarkt aktuell als negativ. Nur ein Viertel hält sie für stabil, Optimismus ist Mangelware.

Banken sehen düstere Zeiten für Immobilien
Meldung

©xtockimages/123rf.com

30.06.2025

Geopolitik treibt Strategie: Deutsche Firmen setzen auf Indien

Die geopolitische Neuordnung der Weltwirtschaft verleiht Indien neuen Schwung: Laut dem „German Indian Business Outlook 2025“ der KPMG AG und der Deutsch-Indischen Handelskammer planen 79 % der befragten Unternehmen bis 2030 Investitionen in Indien. Das ist ein neuer Rekordwert und eine Reaktion auf geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und China. Bereits 2025 wollen 53 %

Geopolitik treibt Strategie: Deutsche Firmen setzen auf Indien
Meldung

© m.mphoto/fotolia.com

26.06.2025

Grüne Vorreiter: Der nordische Anleihemarkt im Wandel

Die nordischen Anleihemärkte gelten als stabil, innovativ und zunehmend nachhaltig – doch was genau steckt hinter dem Begriff „Nordic Bonds“? Im Interview werfen wir einen genaueren Blick auf die Besonderheiten, Chancen und Risiken dieser Anlageklasse. Dominik Spanier, Managing Director bei der Investmentbank Lincoln International und verantwortlich für den Bereich Capital Advisory in der DACH-Region, gibt Einblicke

Grüne Vorreiter: Der nordische Anleihemarkt im Wandel

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank