Das sind einige der Ergebnisse des Berichts „Global M&A Industry Trends: 2022 Outlook” der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Die Studie analysiert die weltweite M&A-Aktivität, identifiziert die wichtigsten Trends und Entwicklungen bei Fusionen und Übernahmen und beleuchtet M&A-Potenziale für die wichtigsten Branchen.
Globaler Deal-Wert von 5,1 Billionen US-Dollar – neues Allzeithoch
2021 wurden weltweit mehr als 62.000 Deals öffentlich bekannt gegeben – 24 Prozent mehr als 2020. Der Wert aller offengelegten Transaktionen erreichte mit 5,1 Billionen US-Dollar ein neues Allzeithoch. Das entspricht einem Plus von 57 Prozent gegenüber 2020 und übertraf den bisherigen Rekord von 4,2 Billionen US-Dollar aus dem Jahr 2007 deutlich. 2021 fanden allein 130 „Megadeals” mit einem Wert von fünf Milliarden US-Dollar oder mehr statt.
Private Equity mit wachsendem M&A-Marktanteil
Auch Private-Equity-Häuser (PE) schließen immer mehr und immer größere M&A-Transaktionen ab. PE-Investoren waren an fast 40 Prozent der Transaktionen im Jahr 2021 beteiligt. In den fünf Jahren zuvor hatte ihr Anteil durchschnittlich nur etwas mehr als 25 Prozent betragen. 2021 entfielen auf PE-Unternehmen zudem 45 Prozent des Deal-Gesamtwerts, gegenüber 30 Prozent im vorangegangenen Fünf-Jahres-Zeitraum.
Zum Jahresbeginn 2022 verfügt Private Equity mit rund 2,3 Billionen US-Dollar über ein Rekordniveau an nicht investiertem Kapital („Dry Powder”) – das entspricht 14 Prozent mehr als Anfang 2021. Dies dürfte für rege M&A-Aktivitäten im Jahr 2022 sorgen.
„Trotz der Menge an verfügbarem Kapital dürfte der Druck auf die PE-Branche zunehmen. Investoren müssen angesichts höherer Multiples sowie steigender Zinsen und ESG-Anforderungen die am besten geeigneten Wege zur Wertsteigerung finden. Private Equity dürfte darauf mit einer Reihe neuer Investmentstrategien reagieren“, sagt Joachim Englert, Leader Advisory & Deals und Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland.
SPACs konkurrieren mit Private Equity & Co um Zielunternehmen
Special Purpose Acquisition Companies (SPACs) werden im Jahr 2022 voraussichtlich eine größere Rolle spielen als bisher. Weil Ende 2021 erneut mehr SPAC-Börsengänge stattfanden, ist noch einmal deutlich mehr Kapital für Transaktionen verfügbar. Aber: Fast 500 SPACs haben bislang noch keine Fusion angekündigt. Und weil SPACs in der Regel innerhalb von zwei Jahren eine Transaktion abschließen müssen, werden sie 2022 und 2023 voraussichtlich mit den anderen M&A-Akteuren stärker um potenzielle Ziele konkurrieren. Der Wettbewerb zwischen Unternehmen, Private-Equity-Fonds und SPACs dürfte die Multiples für begehrte Zielunternehmen hoch halten.
Fokussierung aufs Kerngeschäft treibt Veräußerungen und Übernahmen
Auf der Unternehmensseite wird insbesondere der Trend hin zu digitalen, innovativen und disruptiven Geschäftsmodellen die M&A-Entscheidungen maßgeblich bestimmen. Insbesondere viele große Unternehmen hielten sich während der Coronavirus-Pandemie solide, vor allem dank effizienter Betriebsabläufe und gutem Zugang zu Kapital. Zuletzt aber konzentrierten sich viele Konzerne stärker auf ihr Kerngeschäft und veräußerten schwächere Geschäftsbereiche.
Dieser Trend dürfte sich 2022 fortsetzen, weil Unternehmen in ihren Portfolios häufig auf langfristiges Wachstum, Rentabilität und die Sicherung von Wettbewerbsvorteilen fokussieren. Unternehmen wollen mit Fusionen, Übernahmen und Verkäufen außerdem flexibler und resilienter werden – und dazu vor allem ihre Lieferketten stärken.
„Für 2022 sind daher mehr vertikale Akquisitionen zu erwarten, die eine ausreichende Verfügbarkeit wichtiger Rohstoffe und Komponenten absichern und die Vertriebswege stabilisieren“, erwartet Samy Walleyo, Delivering Deal Value Leader bei PwC Deutschland.
Makroökonomischer und regulatorischer Gegenwind könnte Dynamik bremsen
Höhere Zinsen und Steuern, steigende Inflation und eine stärkere Regulierung könnten im Jahr 2022 Hürden für M&A-Transaktionen sein. Bereits jetzt sind eine erhöhte Volatilität auf den Finanzmärkten, weitere Unterbrechungen in den globalen Lieferketten und eine höhere Staatsverschuldung zu beobachten. Auch dass viele Länder das regulatorische Umfeld verschärfen, dürfte Transaktionen tendenziell erschweren –insbesondere solche, die kartellrechtlich oder im Hinblick auf ausländische Direktinvestitionen geprüft werden. Auch der zunehmende Protektionismus etwa bei der Halbleitertechnologie könnte die Genehmigung bestimmter Transaktionen erschweren.
„Insgesamt rechnen wir mit einem anhaltend dynamischen Markt. Dealmaker sollten aber potenzielle Störfaktoren – Finanzmarktvolatilität, makroökonomische und regulatorische Entwicklungen – im Blick behalten. In diesem Umfeld brauchen sie einen soliden Plan, wie sie die Wertschöpfung maximieren können – im Idealfall schon im Vorfeld eines Deals“, resümiert Erik Hummitzsch, Transaction Services Leader bei PwC Deutschland.