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02.05.2019

Die Par­ty­stim­mung am M&A-Markt ist vor­bei

Autokonzerne auf der Überholspur

© designer49/fotolia.com

Jahrelang jagte am deutschen M&A-Markt ein Mega-Deal den nächsten. Jetzt sind die M&A-Chefs deutscher Unternehmen zwar weiter an Akquisitionen interessiert, jedoch längst nicht mehr bereit, dafür jeden Preis zu zahlen. Die daraus resultierenden Folgen bekommen M&A-Berater bereits zu spüren und stellen sich auf eine Durststrecke beim Dealflow ein.

Das ist das Kernergebnis des ersten M&A Panels in diesem Jahr, für das die internationale Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin FINANCE leitende Mitarbeiter aus den M&A-Abteilungen deutscher Unternehmen sowie Investmentbanker und M&A-Berater anonym zu ihrer Markteinschätzung befragen.

M&A-Verhandlungen werden langwieriger

Der These, dass in vielen Branchen derzeit überhöhte Preise gezahlt werden, stimmen die befragten Corporate-Vertreter mit einem Wert von 8,38 zu (10 = vollkommene Zustimmung). Ähnlich bewerten die M&A-Berater diese Aussage (7,39). Außerdem stellen derzeit unterschiedliche Bewertungen der Targets durch Käufer und Verkäufer sowie außergewöhnlich langwierige Verhandlungen Hemmnisse für Transaktionen dar. „Ich habe dies schon mehrfach in Zeiten der Trendumkehr beobachtet“, so Dr. Thomas Meyding, Corporate-Partner bei CMS. „Die Verkäufer – noch verwöhnt und bisweilen auch schlecht beraten – versuchen, utopische Forderungen durchzusetzen, wohingegen die Käufer deutlich risikobewusster sind. Dies schlägt sich dann in einer umfangreichen Due Diligence und langwierigen Verhandlungen nieder. Da wird nicht nur um die Kaufpreisformel gerungen, sondern auch um die Garantien einschließlich Rechtsfolgen.“ Dieser Abschwung habe sich bereits im vergangenen Jahr abgezeichnet, sei aber zunächst von einigen wenigen Megadeals überlagert worden.

Käufermarkt und starke Konkurrenz verlängern Suche nach M&A-Targets

Trotz weiterhin hoher Preise positionieren sich die M&A-Verantwortlichen in den Unternehmen auf einer Skala von 1 (eindeutig Verkäufer) bis 10 (eindeutig Käufer) mit einem Wert von 8,05 klar auf der Käuferseite. Außerdem gehen sie mit einem Wert von 8,09 davon aus, dass auch die Finanzierung großer Übernahmen für sie umsetzbar wäre (10 = volle Zustimmung). Die eigenen finanziellen Mittel haben mit einem Wert von 8,67 unter den Finanzierungsmöglichkeiten für die M&A-Strategie den mit Abstand höchsten Stellenwert (10 = sehr wichtiges Finanzinstrument). Die hohe Finanzkraft der Player im Markt befeuert auch die Konkurrenz, sowohl um Targets in Deutschland und Europa (Zustimmungswert 8,42) als auch im außereuropäischen Ausland (Wert 8,23). Eine Folge: Unternehmen müssen mehr Zeit auf die Suche nach attraktiven Targets verwenden. Rund 60 Prozent der teilnehmenden Corporate-Verantwortlichen gehen von einer zeitintensiveren Suche nach Übernahmezielen im Vergleich zum Vorjahr aus. „Das Ergebnis der Befragung entspricht unserer Wahrnehmung“, sagt Corporate-Partner Dr. Oliver Wolfgramm bei CMS. „Der Trend, proprietäre Transaktionen, die in der Identifizierung und Vorbereitung viel Zeit benötigen, kompetitiven Bieterverfahren vorzuziehen, ist ungebremst“, beobachtet Wolfgramm.

Compliance gewinnt weiter an Bedeutung

Für 32 Prozent der befragten Unternehmen wird im laufenden Jahr die rechtliche Absicherung gegen Risiken durch eine umfassende Due Diligence noch wichtiger als 2018. Für die restlichen 68 Prozent behält dieser Punkt gleichbleibende Bedeutung. 40 Prozent der befragten Corporates messen der Prüfung von Compliance-Risiken bei potenziellen Targets einen größeren Stellenwert als noch 2018 bei. Nur rund fünf Prozent sehen eine abnehmende Wichtigkeit. Daneben gewinnen Compliance-Strukturen insgesamt an Bedeutung. Mehr als 18 Prozent der M&A-Chefs planen in diesem Jahr mehr Zeit auf die Einführung von Compliance-Systemen zu verwenden als 2018. Für rund 75 Prozent nimmt dieser Punkt genau soviel Zeit wie im Vorjahr in Anspruch. „Das Wissen um Compliance-Risiken für den Erwerber nimmt zu“, stellt CMS-Partner Wolfgramm fest. „Dies gilt verstärkt auch für Risiken aufgrund der fehlenden oder ungenügenden Einführung eines Compliance-Systems unverzüglich nach dem Erwerb eines Zielunternehmens.“

M&A-Berater verzeichnen geringere Auslastung

Obwohl die M&A-Aktivitäten aller Branchen im Durchschnitt gegenüber dem letzten Panel im Herbst 2018 nicht abgenommen hat, verzeichnen die M&A-Berater in den ersten Monaten des Jahres eine deutlich geringere Auslastung. Das zeigt der Prognoseindikator des Panels, für den die Berater anonym Auskunft über ihr aktuelles Projektaufkommen und ihre Erwartungen zur zukünftigen Auslastung geben (Skala von -5 bis +5, 0 = durchschnittliches Projektaufkommen). Mit 1,43 liegt der Wert den Befragten zufolge noch immer über dem Durchschnitt, ist aber gegenüber der letzten Befragung (Wert 2,01) deutlich gesunken. Dieser satte Rückgang von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr markiert den niedrigsten Wert seit Februar 2015. Die aktuelle Flaute trifft dabei Smallcap-Transaktionsberater genauso stark wie jene mit Fokus auf den Mid- und Largecap-Bereich. „Das M&A-Geschäft ist zyklisch, und auf jeden Abschwung folgt ein Aufschwung“, so CMS-Partner Meyding. „Wenn man sich die Entwicklung ansieht, stellt sich die Frage, ob die Talsohle bereits erreicht ist.“ Nach Einschätzung von Meyding spiegeln die Zyklen gesamtwirtschaftliche Entwicklungen wider. „Zurzeit gibt es ja positive Signale – der amerikanisch-chinesische Handelskrieg scheint beigelegt zu werden, und auch ein harter Brexit wurde fürs Erste abgewendet.“

(Pressemitteilung CMS vom 26.04.2019)


Redaktion

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