Die vollständig digitalisierte Fabrik ist im deutschen Mittelstand noch keine Realität. Rund zwei von drei Projekten im Bereich Industrie 4.0 sind noch nicht über die Planungsphase hinausgekommen. In den Unternehmen existieren oft nur Einzelanwendungen, die nicht optimal mit der Wertschöpfungskette verknüpft sind. Das zeigt die Studie „NextGen production“ der Unternehmensberatung Roland Berger, für die Führungs- und Fachkräfte des Mittelstands aus fünf Branchen befragt wurden. Gleichzeitig zeigt die Erhebung, dass 70% der Befragten in den kommenden beiden Jahren ihre Investitionen steigern wollen – im Durchschnitt sind 20 bis 30% der gesamten Investitionsbudgets für Digitalisierung vorgesehen.
Obwohl die Digitalisierung in den meisten deutschen Unternehmen ganz oben auf der Agenda steht, existiert die digitale Fabrik bislang erst in Ansätzen, so die Analyse. In den meisten Fällen sind die existierenden Anwendungen einzelfallbezogene Lösungen, entwickelt für ganz spezielle Aufgaben, stellen die Studienautoren fest. Hier fehle es an einer klaren Priorisierung und entsprechenden Strategien. Damit würden Mittelständler Potenzial ungenutzt lassen, ihre Abläufe zu optimieren und so ihre Position im internationalen Wettbewerb zu verbessern.
40% der digitalen Projekte existieren nur als Idee
Wie die Studie zeigt, steht der Großteil der Industrie 4.0-Anwendungen noch ganz am Anfang im Umsetzungsprozess: 40% der Projekte existieren als Idee, 25% befinden sich in der Planung. Vor allem die Skepsis hinsichtlich der Profitabilität lässt Entscheidungsträger vor konkreten Maßnahmen zurückschrecken. Wo neue Technologien bereits verwendet werden, nennen die Unternehmensvertreter vor allem das Verbessern von Prozessen (64%) und Senken von Kosten (44%) als Haupttreiber für die Digitalisierung, gefolgt von Qualitätssteigerungen (24%).
Dem Mittelstand fehlt eine klare Digitalisierungsvision
Heute eingesetzte Anwendungen fallen der Umfrage zufolge mit einem Wert von 25% hauptsächlich in die Kategorie Big Data und Analysen, die sich auf künstliche Intelligenz stützen. Künftig soll ihr Anteil auf 29% wachsen. Auf dem zweiten Rang, mit 23%, folgen heutige Projekte in den Bereichen anspruchsvolle Automatisierung und Robotik. Für die Zukunft wird ihr Anteil ebenfalls auf 29% prognostiziert.
Die erfolgreichsten Unternehmen sind heute schon die, die das Thema Digitalisierung in ihre bestehende Wertschöpfung integrieren und nicht als parallelen, separaten Prozess aufsetzen, erklären die Studienautoren. Es gebe keinen Zweifel, dass die Industrie 4.0 die industrielle Produktion komplett umgestalten werde. Wollten Firmen bestehen, sollten ihre Ansätze alle Aspekte von den Produktionsanlagen über die Fähigkeiten der Belegschaft bis hin zu strategischen Forschungspartnerschaften miteinbeziehen.
Integriertes Konzept statt Einzellösungen
In der Studie entwickeln die Autoren ein Zielbild, das anhand von fünf Dimensionen den Weg zur digitalen Fabrik vermittelt – mit Blick sowohl auf Technologie als auch Organisationsstruktur. Dazu gehört der Aufbau eines digitalen Ökosystems, das Netzwerke über die eigene Unternehmung hinaus definiert, die Digitalisierung der Produktionssysteme sowie der im Zentrum der Fertigung stehenden Werkstätte.
Die vollständige Studie können Sie hier herunterladen.
(Pressemitteilung Roland Berger vom 30.03.2021)