• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Emissionsmarkt Deutschland: Unsicherheiten belasten Emissionstätigkeit

24.03.2022

Emissionsmarkt Deutschland: Unsicherheiten belasten Emissionstätigkeit

Der Ukraine-Krieg schockiert die Welt und sorgt auch an den Kapitalmärkten für einige Turbulenzen: In diesem Umfeld verzeichnete die Frankfurter Börse im Auftaktquartal 2022 nur einen einzigen Börsengang. Das erzielte Emissionsvolumen lag hier bei 210 Mio. €. Zum Vergleich: Im Auftaktquartal 2021 waren immerhin vier Unternehmen an die Börse gegangen und hatten dabei rund 4,7 Mrd. € eingespielt. Allerdings hatte sich aufgrund wachsender Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung nach der Corona-Pandemie und steigender Inflation das Umfeld für deutsche Börsenneulinge merklich verschlechtert. Im Schlussquartal 2021 meldete die Frankfurter Börse nur zwei Initial Public Offerings (IPO) und ein Emissionsvolumen von 196 Mio. €, so die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“, für die das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PwC vierteljährlich die Aktienneuemissionen sowie die Kapitalerhöhungen an der Börse Frankfurt erfasst.

Beitrag mit Bild

© moomsabuy/fotolia.com

Laut der Analyse sprang in Folge des Ukraine-Kriegs die Volatilität an den Börsen im ersten Quartal auf den höchsten Stand seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Auch wenn sich die Märkte in den vergangenen beiden Wochen wieder etwas beruhigt haben, ist es wenig überraschend, dass in diesem Umfeld kaum ein Unternehmen den Schritt an die Börse wagt, kommentieren die Studienautoren.

Volatilität auf Rekordniveau

Die hohe Nervosität an den Märkten liegt nach Ansicht der Autoren der Analyse jedoch nicht nur im Ukraine-Krieg begründet. Auch andere Faktoren sorgen für Unsicherheit. So liegen die Corona-Ansteckungen in Deutschland auf Rekordniveau und der weitere Verlauf der Pandemie bleibt unsicher. Dazu kommen Lieferkettenprobleme, explodierende Energiepreise und eine hohe Inflation. Die Erwartung, dass die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagieren werden, setzt die Märkte ebenfalls unter Druck, so die Analyse zum Emissionsmarkt Deutschland.

Einziger Börsengang ist ein SPAC

Der einzige Börsengang auf dem Frankfurter Parkett im Auftaktquartal war bereits im Januar – noch vor dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine – über die Bühne gegangen: Der Technologieinvestor 468 Capital brachte für 210 Mio. € die Mantelgesellschaft 468 SPAC II SE an die Börse, eine sog. Special Purpose Acquisition Company (SPAC). Es ist bereits das zweite SPAC dieses Investors und das insgesamt fünfte an der Frankfurter Börse in der jüngeren Vergangenheit.

Schwaches Quartal für Kapitalerhöhungen

Auch bei den Kapitalerhöhungen verlief das Auftaktquartal der Studie zufolge schleppend: Lediglich vier Unternehmen besorgten sich auf diesem Weg frisches Kapital an der Börse (Q4 2021: 19 / Q1 2021: 16). Das Gesamtvolumen der Kapitalerhöhungen war zwischen Januar und März mit 59 Mio. € ebenfalls sehr gering. Den mit 45 Mio. € größten Anteil steuerte die Kapitalerhöhung des Softwareanbieters EQS Group bei. Im Schlussquartal 2021 hatten Kapitalerhöhungen noch 11,6 Mrd. € eingespielt; im Auftaktquartal 2021 immerhin 3,9 Mrd. €.

Fremdkapitalemissionen ebenfalls rückläufig

Die Nervosität an den Märkten in Folge des Ukraine-Kriegs macht sich auch bei den Fremdkapitalemissionen bemerkbar: Im ersten Quartal 2022 ging das Emissionsvolumen der Investment Grade Anleihen im Vergleich zum sehr starken Auftaktquartal 2021 um 71% zurück und lag bei 11,6 Mrd. €. Auch die Anzahl der Transaktionen war mit 12 im Vergleich zum Vorjahresquartal mit 47 deutlich rückläufig.

Auch im High-Yield-Bereich zeigt sich ein ähnliches Bild: Das Emissionsvolumen ging um 51% im Vergleich zum Q1 2021 zurück und betrug nur noch 3,6 Mrd. €. Die Anzahl der High-Yield-Bonds war mit vier halb so hoch wie im Vorjahresquartal (Q1 2021: 8).

Ausblick: Die Pipeline ist weiterhin gut gefüllt

Mit Blick auf den weiteren Verlauf des IPO-Jahres ist die Analyse verhalten optimistisch: Ende 2021 sah es danach aus, dass 2022 ein starkes Jahr für deutsche Börsengänge werden könnte. Der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat die IPO-Ambitionen zahlreicher hochkarätiger Aspiranten vorerst durchkreuzt. Viele Firmen, die für das erste Halbjahr 2022 Börsenpläne hegten, haben ihr Vorhaben auf Eis, aber nicht ad acta gelegt, resümieren die Studienautoren.

Die Pipeline bleibt also gut gefüllt. Zahlreiche Firmen stehen in den Startlöchern und warten auf ein günstiges Zeitfenster, so die Einschätzung der IPO-Experten. Ob sie ihre Pläne in die Tat umsetzen können, hänge nun maßgeblich vom weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs und dessen Folgen für die Erholung der Weltwirtschaft nach der Corona-Pandemie ab. Sollte sich hier eine Entspannung abzeichnen, könnten sich für Emittenten auch immer wieder kurzzeitig günstige Bedingungen für eine Transaktion ergeben.

Die Analyse „Emissionsmarkt Deutschland“ zum Download finden Sie hier.


Weitere Meldungen


Meldung

©Alexander Limbach/fotolia.com

11.09.2024

Fünf Banking-Trends der Zukunft

Wir schreiben das Jahr 2035: Sie wachen auf und überprüfen Ihre Finanzen über einen sprachaktivierten digitalen Assistenten, der als Hologramm von Elvis erscheint. Nach der Authentifizierung durch Stimm- und Fingerabdruck-Biometrie liefert Ihnen der verstorbene King of Rock’n’Roll einen Überblick über Ihre Ausgaben, Ersparnisse und Investitionen in einem personalisierten Dashboard, das alle Ihre Konten und Finanzdaten

Fünf Banking-Trends der Zukunft
Meldung

© kritchanut/fotolia.com

10.09.2024

Unternehmensverkauf: Deutsche KMU-Unternehmer sind am unzufriedensten

42 % der deutschen Unternehmer sind offen für einen Ausstieg, auch wenn sie hierzu zunächst Verständnis und Strategie entwickeln müssen. Dabei wird der demografische Wandel zunehmend zum entscheidenden Faktor für den Fortbestand des hiesigen Mittelstands – schließlich liegt das Durchschnittsalter deutscher Betriebsinhaber bei 53 Jahren, jeder vierte ist bereits über 60 Jahre alt. Dies sind

Unternehmensverkauf: Deutsche KMU-Unternehmer sind am unzufriedensten
Meldung

nialowwa/123rf.com

09.09.2024

Erholung der deutschen Wirtschaft wohl erst ab 2025

Die Erholung der deutschen Wirtschaft verläuft weiterhin schleppend und wird durch eine stockende weltwirtschaftliche Entwicklung zusätzlich erschwert. Erst in den beiden nächsten Jahren dürfte es merklich aufwärts gehen, wie aus der aktuellen Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) hervorgeht. Mit einer Stagnation in diesem Jahr wird ein Rückfall in die Rezession zwar verhindert.

Erholung der deutschen Wirtschaft wohl erst ab 2025

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank