Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat gemeinsam mit EY die dritte Ausgabe des Fortschrittsmonitors Energiewende veröffentlicht. Noch bevor die neue Bundesregierung ihr avisiertes Energiewende-Monitoring in Auftrag gegeben hat, liegen damit bereits eine Vielzahl relevanter Kennzahlen vor.
Die Analyse zeigt: Die Energiewende hat 2024 wichtige Fortschritte gemacht – insbesondere beim Ausbau der Erneuerbaren Energien und bei der Emissionsminderung. Der Anteil Erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch stieg auf 55 %, die Treibhausgasemissionen des Energiesektors konnten um 61 % gegenüber 1990 reduziert werden. Gleichzeitig macht der Fortschrittsmonitor deutlich: Der Weg zur Klimaneutralität bleibt eine Mammutaufgabe. Für die neue Bundesregierung bleibt der Handlungsdruck hoch, um den Weg für eine erfolgreiche Weiterführung der Energiewende zu ebnen. Die zentralen Hebel sind:
- Die Planung und Genehmigung von Erneuerbare-Energien-Projekten weiter beschleunigen und den Ausbau synchron mit dem Netzausbau gestalten.
- Versorgungssicherheit gewährleisten, insbesondere durch den Zubau steuerbarer Kraftwerke, eine stärkere Digitalisierung und den beschleunigten Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur.
- Ein zukunftsfähiges Strommarktdesign entwickeln, das flexible Erzeugung und Verbrauch marktwirtschaftlich incentiviert.
- Die Wärmewende und den Hochlauf der Elektromobilität systematisch vorantreiben und dabei für Kontinuität und Praxistauglichkeit sorgen.
- Den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft aktiv unterstützen, durch verlässliche regulatorische Rahmenbedingungen und gezielte Förderinstrumente.
Das sind die Ergebnisse im Einzelnen:
Energie- und volkswirtschaftliche Betrachtung: Erfolge bei Emissionen, Flexibilitäten als Schlüssel
Die Treibhausgasemissionen wurden bis 2024 um 48 % gegenüber 1990 reduziert. Mit einer Minderung ihrer Emissionen um 61 % trägt die Energiewirtschaft überproportional zum Klimaschutz bei.
Gleichzeitig zeigt der Fortschrittsmonitor, dass die voranschreitende Energiewende zunehmend eine flexiblere Steuerung von Verbrauch und Erzeugung erforderlich macht. Der dezentrale Einsatz von Speichern, Wärmepumpen und Elektrofahrzeugen, aber auch von immer mehr Erneuerbaren-Anlagen gewinnt an Bedeutung für das Gesamtsystem.
Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung: Photovoltaik boomt, Windenergie braucht weiter verbesserte Rahmenbedingungen
Der Anteil Erneuerbarer am Bruttostromverbrauch stieg auf 55 %. Besonders stark war erneut der Ausbau der Photovoltaik mit 17 GW neuer Leistung. Der Windenergieausbau hingegen blieb hinter den Erwartungen zurück, sowohl an Land als auch auf See. Trotz leicht verbesserter Genehmigungsprozesse bleibt die Flächenausweisung ein Hemmnis. Die Beibehaltung der 2-Prozent-Regel ist eine wichtige Grundlage, um Planungssicherheit zu gewährleisten.
Klimaneutrale Gase: Wasserstoffwirtschaft benötigt dringend Impulse
Der Aufbau einer leistungsfähigen Wasserstoffwirtschaft stockt. Von den angestrebten 10 GW Elektrolysekapazität bis 2030 sind bislang nur 1,6 GW gesichert. Ohne zügige Verbesserung der regulatorischen Rahmenbedingungen droht das zentrale Ziel der Dekarbonisierung der Industrie und des Energiesystems zu scheitern.
Energienetze: Netzausbau muss beschleunigt werden
Netze sind das Rückgrat der Energiewende. Der Ausbau schreitet zwar voran, doch der Investitionsbedarf wird weiter steigen. Um diesen stemmen zu können, brauchen die Netzbetreiber einen robusten, zukunftsorientierten Regulierungsrahmen und eine international wettbewerbsfähige Verzinsung des eingesetzten Kapitals. Der Smart-Meter-Rollout wurde 2024 beschleunigt, reicht aber noch nicht aus, um die notwendige Digitalisierung des Energiesystems vollumfänglich zu realisieren.
Wärmewende: Stagnation trotz klarer Ziele
Im Wärmesektor stagniert der Anteil erneuerbarer Energien bei rund 18 %. Der Absatz von Wärmepumpen ist 2024 aufgrund politischer Unsicherheiten deutlich eingebrochen. Um das Ziel von 500.000 neu installierten Wärmepumpen pro Jahr zu erreichen, sind stärkere Anreize und ein verlässlicher politischer Rahmen erforderlich.
Verkehrswende: Ladesäulenausbau läuft – Absatz Elektroautos rückläufig
Sehr positiv entwickelt sich der Ausbau der Ladeinfrastruktur, der auch ohne staatliche Förderung stark zulegte. Rund 32.000 neue Ladesäulen 2024 sorgten für einen Anstieg der Ladeleistung auf inzwischen 8,4 GW. Allerdings war der Absatz von Elektroautos ist 2024 erstmals rückläufig. Nationale Förderprogramme liefen aus, was sich unmittelbar negativ auf die Marktentwicklung auswirkte.
(EY vom 26.05.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)