• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Finanzinvestoren gehen die Zielunternehmen aus

13.07.2016

Finanzinvestoren gehen die Zielunternehmen aus

Beitrag mit Bild

Corporate Finance

Finanzinvestoren haben im ersten Halbjahr insgesamt 64 deutsche Unternehmen gekauft oder Unternehmensanteile erworben und dafür insgesamt 5,0 Mrd. € gezahlt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank der Transaktionswert damit um 41% – im ersten Halbjahr 2015 hatten Private Equity Fonds bei 77 Transaktionen insgesamt 8,6 Mrd. € investiert.

Bei Verkäufen deutscher Unternehmensbeteiligungen – sog. Exits – ist hingegen ein weiterer Anstieg zu verzeichnen: Zwar blieb die Zahl der Transaktionen mit 48 etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (49), die Erlöse stiegen aber um 10% von 8,6 auf 9,5 Mrd. €. Die Finanzinvestoren haben also deutlich mehr bei Verkäufen eingenommen, als sie an neuen Mitteln in den deutschen Markt investiert haben. Das sind Ergebnisse einer Analyse des deutschen Private-Equity-Marktes durch das Prüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young).

„Der Transaktionsmarkt läuft gut, aber die Finanzinvestoren kommen seltener zum Zuge, weil die Konkurrenz durch Industrieunternehmen so stark ist“, kommentiert Alexander Kron, Partner und Leiter des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Das Interesse von Finanzinvestoren an deutschen Unternehmen ist anhaltend groß – aber vielfach sind Industrieunternehmen eher bereit, die geforderten hohen Kaufpreise zu bezahlen als Finanzinvestoren. Das gilt vor allem für chinesische Konzerne, die derzeit massiv in den deutschen Markt drängen.“

Die Rahmenbedingungen für einen starken Transaktionsmarkt dürften vorerst positiv bleiben, erwartet Kron – trotz der durch das Brexit-Votum entstandenen Unsicherheit: „Die Turbulenzen an den Finanzmärkten und die eingetrübten Konjunkturaussichten könnten zwar zu einem kleinen Dämpfer auf dem M&A-Markt führen. Aber die Auswirkungen dürften sich in Grenzen halten, da die Zinsen niedrig bleiben werden und enorm viel Liquidität im Markt ist, die nach renditeträchtigen Anlagen sucht.“ Als weiteren wichtigen Treiber sieht Kron den zunehmenden Druck auf die klassischen Industrieunternehmen, ihre Geschäftsmodelle stärker dem technologischen Wandel anzupassen und sich notfalls auch von Unternehmensbereichen zu trennen: „Die Digitalisierung führt dazu, dass immer mehr Unternehmen ihre Geschäftsmodelle grundsätzlich in Frage stellen und auch radikale Maßnahmen wie die Abspaltung ganzer Bereiche ins Auge fassen. Finanzinvestoren sind hier als Käufer vielfach die erste Wahl.“

Mittelständler bleiben zurückhaltend

Aufseiten mittelständischer Unternehmen rechnet Wolfgang Taudte, Partner bei EY, hingegen nicht mit einer steigenden Verkaufsbereitschaft. „Während viele Großkonzerne mitten im Umbau stecken, bleiben Mittelständler eher zurückhaltend – zumal sie im Fall eines Verkaufs vor dem Problem stehen, den Verkaufserlös gewinnbringend anzulegen. In Zeiten, wo einige Banken schon Strafzinsen von Firmen-kunden verlangen, bleiben viele Inhaber lieber in Wartestellung.“ Und wenn Verkaufsbereitschaft bestehe, seien die Preisvorstellungen teil-weise zu hoch für die Private-Equity-Gesellschaften, berichtet Taudte: „Private Equity-Investoren können die aktuelle Preisspirale nicht immer mitgehen, wenn sie ihre Renditeziele nicht aus den Augen verlieren wollen. Sie haben bei ihren Transaktionen zudem einen anderen Zeithorizont als etwa chinesische Industriekonzerne, die sich in Deutschland einen Marktzugang schaffen und Know-how einkaufen wollen und be-reit sind, dafür einen kräftigen Preisaufschlag zu zahlen.“

Noch nie so viele Verkäufe von Finanzinvestoren an Industrieunternehmen

Entsprechend verkaufen auch Private Equity-Gesellschaften ihre Port-foliounternehmen immer häufiger an in- oder ausländische Industrie-konzerne: Die Zahl der Verkäufe an solche strategischen Investoren lag im ersten Halbjahr bei 35 – ein neuer Rekordwert (1. Halbjahr 2015: 34 Transaktionen). Der Wert dieser Transaktionen hat sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sogar mehr als verdreifacht: von 2,4 auf 8,0 Mrd. € – ebenfalls der höchste je in Deutschland erzielte Wert.

Gleichzeitig gingen sowohl Zahl als auch Wert der Veräußerungen an andere Finanzinvestoren zurück: Die Zahl dieser sogenannten Secondary Buyouts sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 15 auf 12, die Transaktionsvolumina brachen sogar von 6,2 auf 1,2 Mrd. € ein.

„Industrieunternehmen sind derzeit auf Shopping-Tour in Deutschland“, fasst Kron zusammen. Die Zahl der M&A-Transaktionen, an denen kei-ne Private Equity-Fonds beteiligt waren, blieb zwar im ersten Halbjahr mit 266 etwa auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums (270), der Wert dieser Deals stieg aber kräftig – von 17 auf 20 Mrd. €.

Größter Deal des Jahres: Bilfingers Bau- und Immobiliensparte

Die größte Private-Equity-Transaktion des Jahres war der Verkauf der Bau- und Immobiliensparte von Bilfinger an den schwedischen Finan-zinvestor EQT Partners für 1,4 Mrd. €. Der zweitgrößte Deal war der Verkauf der Airbus-Sparte für Verteidigungselektronik an die New Yorker Beteiligungsgesellschaft Kohlberg Kravis Roberts (KKR) für 1,1 Mrd. €.

(Pressemitteilung EY vom 12.07.2016)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©fotomek/fotolia.com

11.07.2025

Regionalbanken: „Mut zur Investition zahlt sich aus“

Deutschlands Regionalbanken stehen an einem Wendepunkt: Sinkende Zinserträge, wachsender Wettbewerb und steigende Kosten zwingen sie zum strategischen Umdenken, zeigt eine neue Studie. Prof. Dr. Oliver Roll und Dr. Johann Thieme erklären im Interview, welche Institute jetzt durch klare Fokussierung, Digitalisierung und gezielte Investitionen in Vertrieb und Pricing punkten und welche Gefahr laufen, den Anschluss zu

Regionalbanken: „Mut zur Investition zahlt sich aus“
Meldung

© ulchik74/fotolia.com

09.07.2025

Unternehmen sehen Zukunft für Kryptowährungen

Die neue Werkzeugmaschine mit Bitcoin bezahlen, die Software-Lizenz in Ether abrechnen oder Kryptowährungen im eigenen Online-Shop akzeptieren – für viele Unternehmen ist das derzeit noch Zukunftsmusik. Zwar ist fast die Hälfte (48 %) der deutschen Unternehmen überzeugt, dass Kryptowährungen in zehn Jahren ein selbstverständlicher Bestandteil des Zahlungsverkehrs sein werden, aber lediglich 2 % aller Unternehmen setzen sie

Unternehmen sehen Zukunft für Kryptowährungen
Meldung

© mojolo/fotolia.com

09.07.2025

Banken blicken optimistisch nach vorn

Banken in Deutschland sind deutlich optimistischer hinsichtlich der konjunkturellen Entwicklung als vor einem Jahr: 55 % der befragten Geldhäuser erwarten eine leichte Verbesserung der Wirtschaftslage in den kommenden zwölf Monaten, vor einem Jahr lag dieser Anteil bei nur 30 %. Rund 27 % rechnen hingegen mit einer Eintrübung. Geschäftsaussichten: positiv Positiv beurteilen die Finanzinstitute ihre eigene derzeitige Geschäftsentwicklung.

Banken blicken optimistisch nach vorn

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank