• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Finanzplatz Deutschland für Unternehmen attraktiver machen

12.08.2020

Finanzplatz Deutschland für Unternehmen attraktiver machen

Beitrag mit Bild

© eyetronic/fotolia.com

Nach dem Einstieg des Bundes in das Biotechnologieunternehmen CureVac, das als Impfstoffplattform bekannt ist und derzeit führend einen Impfstoff gegen Covid-19 entwickelt, plant das Unternehmen nun einen Börsengang in New York. Das Beispiel zeigt, dass Deutschland immer noch kein attraktiver Standort für Börsengänge von jungen Wachstumsunternehmen ist und die Politik endlich handeln muss.

CureVac zeigt, dass der Börsengang ein idealer Weg zur Finanzierung von Innovation, Wachstum und Beschäftigung ist. Die erneute Wahl der Nasdaq durch ein junges deutsches Unternehmen legt die mangelnde Attraktivität von Börsengängen in Deutschland schonungslos offen, stellt das Deutsche Aktieninstitut fest. Das müsse sich dringend ändern, fordert das Deutsche Aktieninstitut. Der Verband setzt sich für einen starken Kapitalmarkt ein, damit sich Unternehmen gut finanzieren und ihren Beitrag zum Wohlstand der Gesellschaft leisten können. Es mangele in Deutschland nicht nur an Pensionsfonds und anderen Investoren, die in junge Wachstumsunternehmen investieren, es fehle vor allem auch der richtige regulatorische Rahmen. In Deutschland habe sich deshalb bisher kein funktionierendes Ökosystem mit Verständnis für innovative und kapitalintensive Branchen entwickelt.

Kein funktionierendes Ökosystem für innovative Branchen

CureVac ist dabei kein Einzelfall, stellen die Experten des Deutschen Aktieninstituts fest. Erst im Juli ging mit Immatics ein anderes deutsches Life Science-Unternehmen von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet an die US-Technologiebörse Nasdaq. Betrachte man das gesamte letzte Jahr, fand lediglich eine Handvoll Unternehmen in Deutschland den Weg an die Börse. An der Nasdaq waren es 130 Unternehmen. Auch in Europa finden sich Staaten mit deutlich mehr Börsengängen. Die nordischen Länder, darunter führend Schweden, aber auch Italien waren 2019 mit jeweils über 30 Börsengängen erfolgreicher als Deutschland, so der Verband.

Forderung nach einer Modernisierung des Aktien- und Gesellschaftsrechts in Deutschland

Dietmar Hopp, Mehrheitseigner von CureVac, will Life Science-Unternehmen in Deutschland halten. Er betont, dass es ein besseres Umfeld für Life Science-Unternehmen in Deutschland brauche, mehr gesellschaftliche Akzeptanz und politische Unterstützung. Dazu gehören aus seiner Sicht die Modernisierung des Aktien- und Gesellschaftsrechts in Deutschland sowie bessere steuerliche Rahmenbedingungen. Schon als es die ersten Gerüchte gab, die Exklusivrechte an dem Impfstoff an die USA zu verkaufen, lehnte Dietmar Hopp im März vehement ab. Es könne nicht sein, dass eine deutsche Firma den Impfstoff entwickle und dieser in den USA exklusiv genutzt werde. Man wolle in Deutschland und global helfen und freue sich, dass die Bundesregierung diese Intention teile und die Entwicklung des Impfstoffs finanziell unterstütze. Doch für die nächsten Schritte brauche man jetzt weiteres Kapital. Das bekommt man über die Börse, doch in Deutschland ist das derzeit nicht zu schaffen, so Hopp.

EU-Nachbarn sind weiter als wir

Laut des Deutschen Aktieninstituts verdeutlicht der Erfolg von EU-Staaten wie Schweden oder Italien, dass neben den bürokratischen Vorgaben und steuerlichen Rahmenbedingungen das Altersvorsorgesystem eine große Rolle spielt. So habe die Einführung eines steuerfreien Aktiensparplans in Italien dazu geführt, dass mehr italienische Unternehmen Kapital über die heimischen Börsen aufnehmen können. In Schweden haben Aktien insgesamt einen anderen Stellenwert als in Deutschland, insbesondere durch die positiven Erfahrungen der Menschen mit Aktien in der Altersvorsorge. Die Beispiele Italien und Schweden zeigen, dass politisches Handeln eine positive Einstellung der breiten Bevölkerung zur Aktienanlage schafft und die Finanzierungsmöglichkeiten für Unternehmen über die dortigen Börsen signifikant verbessert, so die Aktienexperten.

Attraktive Rahmenbedingungen für Börsengänge junger Wachstumsunternehmen schaffen

In Aktien angelegte Gelder fließen zumindest zum Teil entweder direkt oder indirekt über Fonds in Börsengänge der heimischen Wirtschaft. Zugleich  würden erfolgreiche Börsengänge internationalen Investoren gute Anlagemöglichkeiten signalisieren. CureVac ist ein Weckruf – es muss endlich auch in Deutschland gelingen, attraktive Rahmenbedingungen für den Börsengang junger Wachstumsunternehmen zu schaffen, so das Fazit des Deutschen Aktieninstituts.

Weiterführende Informationen zu den Hindernissen und Hemmnissen von Börsengängen kleinerer und mittlerer Unternehmen finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung Deutsches Aktieninstitut vom 12.08.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© apops / fotolia.com

05.12.2024

Die größten Herausforderungen 2024

Das Thema „Fachkräfte/demografische Entwicklung“ ist insgesamt weiterhin die größte Herausforderung für die Unternehmen. Wird jedoch nach Unternehmensgröße und -branche sowie dem Digitalisierungsgrad unterschieden, zeigt sich, dass dem Fachkräftemangel vor allem in größeren Unternehmen und im Dienstleistungsbereich eine herausragende Bedeutung zukommt. Im Produzierenden Gewerbe, im Handel und in den Unternehmen, die bereits Künstliche Intelligenz (KI) verwenden,

Die größten Herausforderungen 2024
Meldung

©alphaspirit/fotolia.com

04.12.2024

Studie zu „Diversity, Equity & Inclusion“ in deutschen Startups

Bunt, bunter, Startup-Szene? Eine neue Studie von Partnern der Technischen Universität München, IHK für München und Oberbayern, Meta, PwC Deutschland, HV Capital und Deep Tech Momentum zeigt gemischte Perspektiven, Einstellungen und Meinungen: Gründende deutscher Startups halten Vielfalt, Chancengerechtigkeit und Inklusion (engl. Diversity, Equity, Inclusion – DEI) zwar mehrheitlich für wichtig für das eigene Unternehmen und

Studie zu „Diversity, Equity & Inclusion“ in deutschen Startups
Meldung

© habrda/ fotolia.com

03.12.2024

Automobilbranche: Umsatz, Gewinn und Absatz sinken

Die drei deutschen Autokonzerne mussten im abgelaufenen dritten Quartal massive Einbußen beim Umsatz und Gewinn vermelden. Ihr Umsatz schrumpfte um 6 %, der Pkw-Absatz um 9 %, der Gewinn sogar um 50 %. Während die deutschen Autobauer damit den Rückwärtsgang eingelegt haben, können andere Herstellernationen zumindest beim Umsatz weiter zulegen: So stieg der Umsatz der US-Autokonzerne insgesamt um

Automobilbranche: Umsatz, Gewinn und Absatz sinken

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank