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20.11.2020

Finanzvorstände richten ihre Strategien neu aus

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© pichetw/fotolia.com

Die wirtschaftliche Talsohle der Covid19-Krise scheint in Deutschland nach einem starken dritten Quartal durchschritten, auch wenn der ‚Lockdown light‘ den Aufschwung pausieren lassen dürfte und das Vorkrisen-Niveau noch in weiter Ferne liegt. So sieht Deloitte in der Herbstausgabe seines CFO Survey eine grundsätzlich optimistische Grundeinstellung bei den Unternehmen. Die Finanzvorstände schätzen die wirtschaftspolitischen Maßnahmen in der Krise positiv ein, vor allem das Kurzarbeitergeld halten die CFOs mehrheitlich für wirksam, die KfW-Kredite folgen auf dem zweiten Platz. 

Um den positiven konjunkturellen Trend zu erhalten und trotz weiterer Maßnahmen krisen- und zukunftssicher auszubauen, investieren CFOs vermehrt in Prozess- und Organisations-Optimierung und die Digitalisierung. Ebenso wollen sie zu einem beträchtlichen Teil ‚Remote Working‘ als dauerhafte Errungenschaft der Krise beibehalten. Auch die Aussichten für das krisenbedingt zurückgegangene M&A-Geschäft hellen sich wieder auf, was auch die jüngsten Meldungen um große Firmenübernahmen und -zusammenschlüsse belegen.

„COVID-19 hat die deutsche Wirtschaft im Frühsommer zwar auf eine tiefe konjunkturelle Talfahrt geschickt“, erklärt Dr. Alexander Börsch, Chefökonom bei Deloitte. „Jedoch hatten sich die Geschäftsaussichten zum Zeitpunkt der Datenerhebung im September 2020 wieder eindrucksvoll erholt. Auch die generelle Investitionsbereitschaft hat sich im Herbst 2020 deutlich verbessert. Die deutschen Unternehmen sind auch im europäischen Vergleich deutlich optimistischer eingestellt, vor allem was die Rückkehr auf das Vorkrisen-Niveau betrifft.“

Mehr als drei Viertel der Unternehmen über den Berg, auch dank Staatshilfe

Zum Befragungszeitraum waren nur noch weniger als ein Viertel der befragten Unternehmen im Krisenmodus. Demgegenüber steht eine Mehrheit von Firmen, die sich in der Erholungsphase (39%) bzw. schon auf Wachstumskurs (38%) oder gar auf Vorkrisen-Niveau befinden. Daran nicht unschuldig dürften die von der Bundesregierung getroffenen Maßnahmen sein, die von den CFOs mehrheitlich begrüßt werden. Besonders hohe Wirksamkeit bescheinigen die Finanzvorstände der staatlichen Förderung durch Kurzarbeitergeld (54%), durch KfW-Kredite und staatliche Beteiligung an Refinanzierung (21%) sowie durch steuerliche Maßnahmen (17%).

Zurück auf Wachstumskurs sind vor allem die Konsumgüterindustrie (60%) und die Immobilienbranche (61%). Hingegen stecken insbesondere Unternehmen aus den Sektoren Maschinenbau (43%), Handel (38%) und Automobilindustrie (33%) noch im Krisenmodus.

Europäischer Vergleich zeigt deutliche Unterschiede

Wie in der deutschen Ausgabe überwog auch im European CFO Survey zum Zeitpunkt der Befragung die positive Stimmung: Nahezu die Hälfte der Unternehmen schätzt die Geschäftslage insgesamt optimistischer ein als zur Jahresmitte, nur gut ein Viertel war pessimistischer. Betrachtet man jedoch die großen Mitgliedsländer der Eurozone, so zeigen sich deutliche Unterschiede: Während Deutschland bereits im stark positiven Bereich (Indexwert 54%) liegt, verharren Italien (-5%) und Spanien (-25%) bei den Geschäftsaussichten der CFOs weiterhin im negativen Bereich.

Auch bei den Erwartungen auf eine Rückkehr ihres Umsatzes auf Vorkrisenniveau zeigen sich die deutschen CFOs am optimistischsten. Fast die Hälfte der deutschen Firmen geht von einer Erholung bereits in diesem Jahr aus, wohingegen nur knapp 40 Prozent der Befragten in der gesamten Eurozone dies erwarten. Mit einer Rückkehr auf Vorkrisenniveau rechnen in Italien und Spanien die meisten CFOs erst im Laufe des Jahres 2021, knapp ein Viertel sieht dies sogar frühestens für 2022.

M&A-Markt zieht an, Transaktionen wieder im Fokus

Legten die Unternehmen ihren Fokus in der Hochphase der Pandemie vor allem auf Liquidität und Cashflow und versuchten auf die Weise, ihre Schulden abzusichern und ihre Finanzierungsquellen zu diversifizieren, so sehen sich mittlerweile viele Firmen auf Wachstumskurs: Über 90 Prozent der Befragten schätzen ihre Bilanz als solide und mit ausreichend Liquiditätsreserven ausgestattet ein. Damit werden auch Fusionen und Übernahmen wieder wahrscheinlicher.

Drei Viertel der befragten CFOs sehen in ihrer Branche sehr wohl Wachstumschancen, und zwei Drittel sind zuversichtlich, über ausreichende interne Ressourcen für potenzielle Fusionen und Akquisitionen sowie die anschließende Transformation zu verfügen. Entsprechend stellen die Unternehmen auch die strategische Neuausrichtung in den Vordergrund: Mehr als die Hälfte der Befragten plant die Einführung neuer Produkte oder Dienstleistungen, ein Drittel der CFOs möchte Wachstum über Firmenübernahmen oder -zukäufe forcieren. Ein Viertel der Unternehmen und damit 17 Prozent mehr als noch im Frühjahr will in neue Märkte expandieren.

Strategische Allianzen und Synergiegewinne haben Priorität

Bei den M&A-Zielen fokussieren sich die CFOs besonders auf die Bildung strategischer Allianzen mit Partnerfirmen sowie Start-ups aus dem eigenen Ökosystem (62%), noch vor der Forcierung von Synergiegewinnen (51 %). Die wesentlichen Herausforderungen bei M&A-Transaktionen bestehen daher für die CFOs weniger in der finanziellen Lage, sondern sind eher in regulatorischen sowie politischen Hürden begründet. Akquisitionen sollen vor allem die Konsolidierung sowie das Vorantreiben ihrer Nachhaltigkeitsagenda und der eigenen digitalen Transformation beschleunigen. Die Automobilbranche legt ihren Fokus dabei vor allem auf die digitale Transformation, während in der Konsumgüterindustrie Nachhaltigkeit eine größere Rolle bei der M&A-Zielsetzung spielt.

„Seit Beginn der Pandemie haben sich die strategischen Prioritäten der befragten CFOs stark verschoben“, sagt Markus Seeger, Director CFO Program. „Zwar liegt das Augenmerk weiterhin auf defensiven Strategien wie Kostensenkungen und der Erhöhung des operativen Cashflows, jedoch rücken inzwischen auch offensivere Geschäftsstrategien für stärkeres Wachstum wieder in den Vordergrund, etwa durch Übernahmen und Zukäufe. Während sich Automobilindustrie und Handel weiterhin auf defensive Strategien wie Kostensenkungen fokussieren, sehen wir in der Chemie- und der Konsumgüterindustrie eher einen ausgeglichenen Mix aus offensiven und defensiven Geschäftsstrategien. Diese setzen nicht nur auf Kostensenkungen, sondern auch auf die Einführung neuer Produkte und die Erhöhung der Investitionsausgaben – sicherlich ein weiser Mittelweg.“

Den kompletten CFO Survey Herbst 2020 finden Sie hier.

(Pressemitteilung Deloitte vom 18.11.2020)


Redaktion

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