17.03.2016

Flugzeuginvestments: Ready for Take-Off

Beitrag mit Bild

Corporate Finance

Weltweit steigende Passagierzahlen und Rekordauslastung bei Flugzeugbauern – die Flugzeugbranche boomt. Allerdings liegt der Schwerpunkt der Nachfrage aktuell klar bei institutionellen Anlegern.

Das Geschäft der Flugzeugbauer floriert, die beiden größten Hersteller Airbus und Boeing haben im vergangenen Jahr so viele Maschinen ausgeliefert wie noch nie zuvor. Entsprechend werden Unternehmen allein im Jahr 2016 weltweit mehr als 125 Mrd. USD aufbringen müssen, um den Kauf neuer Maschinen zu finanzieren, die Flotte zu erweitern und alte Maschinen zu ersetzen. In den kommenden Jahren wird der Finanzierungsbedarf Schätzungen von Boeing zufolge sogar noch weiter steigen, auf über 150 Mrd. USD. Oft kaufen spezialisierte Leasingfirmen die Flugzeuge und vermieten die Maschinen dann an die jeweilige Fluggesellschaft. Die Leasingfirmen ihrerseits refinanzieren sich über Banken – und über alternative Finanzierungsformen. „Banken werden weiterhin eine wichtige Rolle bei der Finanzierung spielen“, sagt Frank Netscher, Senior Analyst für Alternative Investments bei Scope Ratings. „Der Fremdfinanzierungsbedarf über alternative Vehikel wird aber weiter wachsen.“

Alternative Finanzierungsinstrumente bieten Zugang zur Refinanzierung

Neben den Nischenprodukten der geschlossenen alternativen Investmentfonds (AIF), die Privatanleger als Eigenkapitalgeber ansprechen, bieten vor allem Fremdfinanzierungsinstrumente wie Anleihen sowie Asset Backed Securities (ABS) und Enhanced Equipment Trust Certificates (EETCs) den Leasinggesellschaften Zugang zu institutionellen Anlegern und damit zur Refinanzierung über den alternativen Finanzierungsmarkt.

Vorteile dieser Anlageformen für den Investor: Hinter ihnen stehen in der Regel mehrere Flugzeuge, so dass das Risiko gestreut wird. Zudem verfügen ABS, EETCs und auch einige Anleihen über eine erstrangige Besicherung durch die Flugzeuge. Diese Verwertungsrechte lassen das Verlustrisiko der Investoren weiter sinken.

Investoren können Konstruktionen wählen

Ferner können Investoren bei den Konstruktionen auswählen, ob sie sich mit Eigen-, Fremd- oder Mezzanine-Kapital beteiligen. Investoren können also Eigentümer von Flugzeugen werden, sich als stille Teilhaber engagieren oder aber Anleihen einer Airline zeichnen. „Investoren können über dieses breite Angebot ihr Risiko und ihre erwartete Rendite präzise steuern“, sagt Netscher. Bei erstrangigen Fremdkapitaltranchen sind je nach Ausgestaltung Renditen von 3,5 bis 5% üblich.

Die von den Emittenten in Aussicht gestellten Renditen liegen bei den geschlossenen AIF für Privatanleger deutlich höher – dahinter stecken jedoch auch keine Anleiheinvestments, sondern zum Fremdkapital nachrangige Beteiligungsmodelle mit Single-Asset Risiko: Beim einem AIF, der gerade in Zeichnung ist und in eine Boeing 777-300ER investiert, gibt Scope in seinem Rating eine erwartete Rendite von 6,44% pro Jahr an. Die beiden anderen aktuell vertriebenen Publikums-AIF investieren jeweils in einen Airbus A380-800 – mit ähnlicher erwarteter Rendite. In allen drei Fällen sind aufgrund des Marktrisikos allerdings starke Schwankungen möglich: „Wie hoch die Rendite tatsächlich ist, weiß man natürlich immer erst nach dem Verkauf der Maschine am Ende der Leasinglaufzeit“, sagt Netscher, der die drei aktuellen Flugzeugfonds bewertet hat.

Und die Rahmenbedingungen für den späteren Verkauf sind bei allen drei Fonds nicht optimal: Die erwartete Nachfrageentwicklung nach großen Maschinen der „Large wide-body“-Klasse wird derzeit als maximal stagnierend angesehen. Zudem kommen demnächst die ersten gebrauchten Maschinen vom Typ A380 auf den Markt. „Die gesamte Branche wartet derzeit ab, zu welchem Preis die Flugzeuge letztendlich gehandelt werden können. Es existiert noch kein Präzedenzfall“, sagt Netscher. Bei der 777-300ER von Boeing stehen wiederum für 2020/2021 bereits Nachfolger in den Startlöchern. Das erschwert den Anbietern Preisverhandlungen, wenn die Maschine wieder verkauft werden soll.

Nachrangigkeit der EK-Tranche und unklare Nachfrage verunsichern Privatanleger

Zusammengenommen verunsichern die beiden Faktoren Nachrangigkeit der EK-Tranche und unklare Nachfrage nach dem jeweiligen Flugzeugtyp die Privatanleger derzeit bei Investments in eine per se sehr attraktive Branche.

Für die aktuelle Zurückhaltung der Investoren bei der Zeichnung der geschlossenen AIF mag es zudem auch eher subjektive Gründe geben: „Viele private Anleger trauen den Finanzmärkten noch nicht und haben zudem mit geschlossenen Fonds schlechte Erfahrungen gemacht“, sagt Netscher. Zwar gilt das vor allem für Schiffsfonds: „Der Anleger unterscheidet aber leider kaum zwischen den einzelnen Assetklassen“, beobachtet der Analyst. Dass die institutionellen Investoren hier stärker differenzieren, zeige sich klar an den Volumina, die in den Gesamtmarkt fließen.

Weitere Informationen finden Sie hier.

(Quelle: Scope Ratings vom 10.03.2016)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

©peterschreibermedia/123rf.com

25.07.2024

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit

Mehr als vier Jahre internationaler Krisen, geprägt durch die Corona-Pandemie, den russischen Überfall auf die Ukraine, die dadurch ausgelöste, gerade abgeebbte Inflationswelle sowie wachsende geopolitische Spannungen, haben deutliche negative Spuren bei zentralen Kenngrößen wirtschaftlicher, staatlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit in Deutschland hinterlassen. Die Bundesregierung hat zwar mit hohem Aufwand, darunter weit verbreitete Kurzarbeit, Unterstützungszahlungen und

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

24.07.2024

German Private Equity Barometer Q2 2024

Stimmungseinbruch auf dem deutschen Private Equity-Markt: Kurz vor dem Überschreiten seines langjährigen Durchschnitts bricht das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt wieder ein. Der Geschäftsklimaindikator verliert im zweiten Quartal 2024 20,6 Zähler auf -23,4 Saldenpunkte. Einen ähnlich starken Einbruch gab es bereits vor Jahresfrist im zweiten Quartal 2023. Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt

German Private Equity Barometer Q2 2024
Meldung

©lassedesignen/fotolia.com

23.07.2024

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Etwa 40 % der Unternehmen, die in KI investiert haben, warten noch auf nennenswerte Renditen. Dies zeigen aktuelle Studiendaten. Wenig verwunderlich: viele Investments zahlen sich erst auf lange Sicht aus. Covello von Goldman Sachs ist jedoch alles andere als überzeugt davon, dass sich jene Investments überhaupt einmal auszahlen werden. „Bei den meisten technologischen Umwälzungen in der

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank