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22.02.2023

Geopolitische Risiken: Wie Unternehmen auch in turbulenten Zeiten die Kontrolle behalten

Autokonzerne auf der Überholspur

©scandinavianstock/123rf.com

Deutsche CEOs gaben im Rahmen einer jüngst durchgeführten PwC-Studie an, dass Geopolitik auf Platz zwei der Risikoagenda steht. Lange Jahre wurden geopolitische Entwicklungen kaum als Risikofaktor wahrgenommen. Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist klar, dass die Welt im Umbruch ist: Zunehmend wird der Grundpfeiler der Globalisierung, die auf der Herrschaft des Rechts basierende liberale Ordnung in Frage gestellt. Dabei gibt es viele Treiber dieses Trends: von der Verschiebung der geopolitischen Machtachsen in den Indo-Pazifik bis zum Wettbewerb über die technologische Vorherrschaft. Politische Blöcke bilden sich in der Folge.

Zunehmend wird Wirtschaft und Technologie als Instrument verstanden, die Beziehungen zwischen den Staaten in einem Kontinuum aus Wettbewerb, Konflikt und Kooperation zu gestalten. In dieser hybriden Globalisierung wird der Handel mit bestimmten Waren und Technologien erschwert oder verhindert. Diese geopolitischen Trends gefährden das Erfolgsmodell der deutschen Wirtschaft: die tiefe Integration entlang der globalen Wertschöpfungsketten und offene Märkte. Jens Paulus, Partner und Leiter Geopolitical Risk Advisory bei PwC Deutschland sagt: „Ein erhöhtes Risikobewusstsein allein reicht nicht aus. Was notwendig ist, ist ein fundiertes Verständnis geopolitischer Entwicklungen und die Ableitung konkreter unternehmerischer Maßnahmen.“ Die wachsenden geopolitischen Risiken müssen in die Managementprozesse global tätiger mittelständischer Unternehmen einfließen. Dabei sollte das Verständnis und der Umgang mit geopolitischen Entwicklungen Teil der eigenen Strategie werden. PwC Deutschland hat sechs Faktoren, sog. Impact-Dimensionen, herausgefiltert, die den Einfluss geopolitischer Risiken auf unternehmerisches Handeln veranschaulichen und mögliche Folgewirkungen beleuchten.

Auf diese Impact-Dimensionen kommt es an:

1. Sanktionen und Regulatorik

Der Konflikt zwischen den USA und Iran hat gezeigt, wie deutsche Unternehmen negativ von Sanktionen beeinflusst werden können, ohne selbst das primäre Ziel der Strafmaßnahmen zu sein. Im Sinne einer langfristig ausgerichteten Unternehmensstrategie ist es daher sinnvoll, sich proaktiv mit dem eigenen Sanktionsrisiko zu beschäftigen. Geprüfte Strukturen sind dabei wertvoll, um flexibel auf die Dynamik der Sanktionslandschaft reagieren zu können. Sanktionsvorschriften zu ignorieren, birgt indes finanzielle Risiken und kann die Reputation beschädigen.

2. Investitionen und Finanzen

Die Eckpunkte der Globalisierung der vergangenen drei Jahrzehnte – Freiheit des Handels, Marktöffnung und Herrschaft des Rechts – werden zunehmend politisiert. Dies zwingt Unternehmen verstärkt dazu, ihre Investitionen auf geopolitische Risiken zu überprüfen und die veränderte Weltlage auch bei ihren Investitionsentscheidungen mit zu berücksichtigen. So werden geopolitische Entwicklungen zusehends wichtiger für die Standortentscheidungen von Unternehmen. Proaktive Firmen minimieren hier die Ausfallrisiken internationaler Geschäfte.

3. Wertschöpfungsketten

Lieferketten sollten im Sinne einer langfristig ausgerichteten Unternehmenspolitik diversifiziert werden, um für zukünftige Schocks gewappnet zu sein. Hierzu sind etwa betriebswirtschaftliche Stresstests ein geeignetes Mittel. Sie können helfen, mögliche Kosten geopolitischer Szenarien für das eigene Unternehmen sichtbar zu machen.

4. Reputation

Wertegeleitetes Wirtschaften im globalen Spannungsfeld erhält immer stärkere Beachtung, denn Wirtschaft und Politik werden längst nicht mehr getrennt betrachtet. Unternehmen etwa, die auch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine an ihrem Russlandgeschäft festgehalten haben, gerieten teilweise unter hohen Rechtfertigungsdruck der Öffentlichkeit. Oftmals gibt es gute unternehmerische Gründe für den Rückzug aus oder das Verweilen in einem Land. Die hierfür zugrundeliegenden Entscheidungen sollten jedoch potenzielle Reputationsrisiken in die Gesamtbetrachtung einbeziehen.

5. Cybersicherheit

Unternehmen sind gefordert, die eigene Cyberabwehr zu stärken. Der Diebstahl von sensiblen Daten wie Kundeninformationen bis hin zu geistigem Eigentum bedeutet nicht nur einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden, sondern auch Vertrauensverlust in der Öffentlichkeit. Umgekehrt haben starke Cybersicherheitssysteme eine vertrauensbildende Wirkung.

6. Corporate Security

Um die Sicherheit der Beschäftigten, Infrastruktur und Informationen auch in Risikoregionen weltweit zu gewährleisten, sollten Unternehmen landesspezifische Risiken im Blick haben. Dies lässt sich mit Systemen für Reisesicherheit, oder einem Krisen- und Sicherheitsrisikomanagement erreichen. Zu entsendende Mitarbeiter müssen neben einer allgemeinen Risikovorbereitung auch im Informationsschutz geschult werden.

Unternehmen können die von PwC Deutschland identifizierten Faktoren in den Blick nehmen, um sich für die neue Realität zu rüsten. „Die sechs Impact-Dimensionen geopolitischer Risiken zeigen: Nicht alles ist neu, aber vieles muss neu gedacht werden“, sagt PwC-Partner Jens Paulus. Eine qualifizierte Risikobetrachtung stärkt nicht nur, sondern weitet auch den unternehmerischen Handlungsspielraum in Zeiten akuter geopolitischer Krisen. Isoliert betrachtet sind die vorgestellten Impact-Dimensionen nicht unbedingt neu. Interessant ist es aber, die Abhängigkeit der Risiken voneinander und ihre gegenseitige Einflussnahme zu betrachten.

(Pressemitteilung PwC vom 22.02.2023)


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