• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Immobilienwirtschaft in der Pandemie am digitalen Scheideweg

11.09.2020

Immobilienwirtschaft in der Pandemie am digitalen Scheideweg

Autokonzerne auf der Überholspur

© Robert Kneschke/fotolia.com

Gut jedes vierte Unternehmen der Immobilienwirtschaft (27 Prozent) investiert mittlerweile mehr als fünf Prozent seines Jahresumsatzes in die digitale Transformation. Insbesondere der Vergleich im Zeitverlauf zeigt: Digitalisierungsinvestitionen sind in der Immobilienwirtschaft zu einer festen, signifikanten Größe aufgestiegen. Vor zwei Jahren lag der Anteil der Unternehmen, die mehr als fünf Prozent ihres Umsatzes auf die Digitalisierung verwendeten, mit 14 Prozent gerade einmal bei der Hälfte. 

Gerade in der Corona-Pandemie zeigt sich, wie wichtig die Investitionen in Digitalisierung sind: Eine deutliche Mehrheit der Befragten (84 Prozent) gibt an, dass ihr Unternehmen die Krisensituation ohne digitale Technologien nicht unbeschadet überstehen könne. Und knapp 80 Prozent erwägen eine dauerhafte Ausweitung von Homeoffice und digitalen Meetings in ihren Unternehmen.

Das sind Ergebnisse der aktuellen Digitalisierungsstudie von EY Real Estate und dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA), Spitzenverband der Immobilienwirtschaft, die in diesem Jahr bereits zum fünften Mal in Folge erhoben wurde. Für die Studie wurden im Sommer 2020 insgesamt rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von privatwirtschaftlichen wie auch öffentlichen Unternehmen mit Bezug zur Immobilie befragt.

„Die Auswirkungen der Pandemie sind für die Branche ein Lackmustest. Die Vorteile der Digitalisierung zeigen sich nun überdeutlich: sowohl den Marktteilnehmern, die in den vergangenen Jahren bereits vorangeschritten waren und nun profitieren, als auch jenen, die jetzt dringenden Nachholbedarf spüren. Die Branche steht momentan am digitalen Scheideweg“, sagt Christian Schulz-Wulkow, Leiter des Immobiliensektors bei EY in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die gute Nachricht ist der insgesamt steigende Reifegrad der Branche: Fast die Hälfte der Befragten befindet sich nach eigenen Angaben bereits in der Etablierungs- und 39 Prozent in der Entwicklungsphase der digitalen Transformation.

„Während in den vergangenen Jahren Experimentierfreudigkeit und zuletzt Prozesseffizienz im Fokus der Digitalisierungsbemühungen standen, geht es in der Krise teils um die Existenz. Ganze Geschäftsmodelle werden infrage gestellt. Digitalisierung wird dadurch auch für vormals skeptischere Branchenteilnehmer von einer vermeintlichen Spielerei zum essenziellen Erfolgsfaktor“, sagt Martin Rodeck, Vorsitzender Innovation Think Tank des ZIA und Vorsitzender der Geschäftsführung der EDGE Technologies GmbH. So gaben 55 Prozent der Befragten an, dass die Krise interne Digitalisierungsdefizite aufgezeigt habe.

Personalmangel bleibt schwierigste Herausforderung

Seit der ersten Erhebung der Digitalisierungsstudie im Jahr 2016 stellen fehlende personelle Ressourcen Jahr für Jahr die größte Hürde für die Digitalisierung dar – das geben auch in der diesjährigen Befragung 72 Prozent der Teilnehmer an. Während in Bezug auf qualifiziertes Personal jedoch kaum Fortschritte zu erkennen sind, zeigen sich in anderen Bereichen positive Entwicklungen: Nachdem in den Jahren 2016 bis 2018 viele Studienteilnehmer eine fehlende Digitalisierungsstrategie als Herausforderung sahen, scheint diese Hürde seit 2019 gesunken zu sein. Auch der Datenschutz wird heute als geringere Hürde angesehen als noch in den Jahren zuvor.

Nachholbedarf bei Grundlagentechnologien

Hohe Kosten für den Aufbau der IT-Infrastruktur führen bei 52 Prozent der Studienteilnehmer dazu, dass Maßnahmen lediglich auf das unbedingt Notwendige begrenzt werden. Immerhin 51 Prozent sehen sich zudem durch Themen wie IT-Sicherheit gebremst. Die vollumfänglichen Möglichkeiten von Soft- und Hardware sind nur 51 beziehungsweise 48 Prozent der Studienteilnehmer bekannt. „Bei der IT-Infrastruktur herrscht noch Nachholbedarf. Da diese jedoch die absolute Grundlage aller digitalen Technologien darstellt, drängt die Zeit, den Rückstand aufzuholen“, sagt Rodeck. „Die IT-Infrastruktur wird sonst zum limitierenden Faktor selbst für die beste Idee.“ So nutzen derzeit nur 38 Prozent der Studienteilnehmer Data Analytics aktiv. Zudem gab die Hälfte der Befragten an, sich nicht ausreichend mit diesem Thema auszukennen.

ESG ohne Digitalisierung nicht denkbar

Eine herausgehobene Stellung schreiben die Studienteilnehmer der Digitalisierung bei den als „ESG“ (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) umschriebenen Nachhaltigkeitsbestrebungen zu. Sie ist der Schlüssel für eine professionelle Umsetzung der ESG-Richtlinien, meinen 84 Prozent der Befragten. Daten und deren Auswertung sind für 87 Prozent der Teilnehmer die Basis für ein professionelles ESG-Management. „Die Potenziale digitaler Technologien und Anwendungen etablieren sich immer mehr auch als wertstiftendende Treiber im Rahmen einer erfolgreichen ESG-Strategie. Eine solide Datenbasis ist die Voraussetzung, um ESG-Vorgaben wie etwa die Reduktion von Verbräuchen und Emissionen überprüfen zu können – ohne Digitalisierung lassen sich die Klimaziele nicht erreichen!“, sagt Schulz-Wulkow.

(Pressemitteilung EY vom 09.09.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


CO2, Klima, Emission, Klimaschutz, Treibhausgase, ESG, Sustainability, Nachhaltigkeit
Meldung

©Olivier Le Moal

05.12.2023

COP28: Verbesserte Finanzierungsstrukturen erforderlich

Neue attraktivere Finanzinstrumente könnten die weltweit nötigen Investitionen in die Dekarbonisierung deutlich senken und einen gerechten Übergang zu sauberer Energie fördern. Ziel müsste es sein, das Risiko für grüne Projekte im globalen Süden zu reduzieren und gleichzeitig Investitionen in diese Projekte attraktiver zu gestalten. Das geht aus der von Deloitte veröffentlichten Studie „Financing the Green

COP28: Verbesserte Finanzierungsstrukturen erforderlich
private equity
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

05.12.2023

Familienunternehmen sind offen wie nie für Private Equity-Beteiligungen

Private Equity-Gesellschaften und Familienunternehmen sind ein gutes Gespann: Auf beiden Seiten ist das Interesse an einer Beteiligung in der Theorie sehr hoch. Bei den Investoren liegt es bei nahezu 100 %, bei den Familienunternehmen bei 90 %. Die Praxis scheitert jedoch an unterschiedlichen Vorstellungen – über die Art der Beteiligung, den Preis, die realisierbaren Potenziale im Hinblick

Familienunternehmen sind offen wie nie für Private Equity-Beteiligungen
Digital handshake on blue background
Meldung

© peshkova/fotolia.com

04.12.2023

Deutscher KI-Markt wächst um ein Drittel

Der aktuelle Boom rund um Künstliche Intelligenz führt zu einer stark steigenden Nachfrage im deutschen Markt. Die Ausgaben für KI-Software, -Dienstleistungen und entsprechende Hardware werden in diesem Jahr voraussichtlich auf 6,3 Milliarden Euro steigen. Das ist ein Plus von 32 % verglichen mit 2022, als 4,8 Milliarden Euro für Künstliche Intelligenz ausgegeben wurden. Dies teilt der

Deutscher KI-Markt wächst um ein Drittel
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank