Die Warnzeichen für die Weltkonjunktur haben sich verdichtet: Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte seine erst vor drei Monaten vorgelegte Prognose für das Wachstum der Weltwirtschaft. China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, wuchs 2015 mit 6,9% so schwach wie seit einem Vierteljahrhundert nicht mehr.
Für 2016 unterstellen die IWF-Ökonomen der Weltwirtschaft eine Expansion um 3,4%, wie aus dem in London vorgestellten Update zum Weltwirtschaftsausblick hervorgeht. Im Oktober vergangenen Jahres hatten sie noch 3,6% angesetzt. Für das kommende Jahr haben sie 3,6% (zuvor: 3,8%) auf der Rechnung. Ausschlaggebend sei eine pessimistischere Sicht der Entwicklung in den Vereinigten Staaten gewesen, sagte Maurice Obstfeld, der die Forschungsabteilung des IWF leitet. Es könne ein „holpriger Ritt“ in diesem Jahr werden, insbesondere in den Emerging Markets.
Prognose für Deutschland leicht erhöht
Für Deutschland erhöhten die IWF-Volkswirte ihre Prognose auf je 1,7% im laufenden und im nächsten Jahr. Zuvor hatten sie 0,1 bzw. 0,2 Prozentpunkte weniger angesetzt. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel warnte unterdessen davor, das aktuelle Wachstum in Deutschland für die Zukunft als gesichert anzusehen. Die konjunkturelle Abkühlung in China und die Probleme in Lateinamerika würden auf Dauer nicht an Deutschland vorbeigehen.
China mit schwachem Wachstum
Chinas Wirtschaft hat auch im Schlussquartal 2015 weiter an Schwung verloren und schneidet mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,8% etwas schwächer ab als von den Analysten erwartet. Damit pendelt sich die Wachstumsrate für das Gesamtjahr 2015 auf 6,9% ein, womit das offizielle Wachstumsziel der Regierung von „etwa 7%“ je nach Sichtweise knapp verfehlt oder gerade noch erfüllt worden ist. Chinas Industrieproduktion wuchs im Dezember mit 5,9% gegenüber Vorjahresmonat indes schwächer als erwartet. Für einen Lichtblick sorgt allerdings die hohe Dynamik des Dienstleistungssektors, der im Jahr 2015 auf 8,3% Wachstum kam und erstmals einen Anteil von mehr als 50% am chinesischen BIP beansprucht.
(Quelle: Börsenzeitung vom 20.01.2016)