• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Kampf gegen Inflation: 66% der Unternehmen im produzierenden Gewerbe haben die Preise pauschal angehoben

04.08.2022

Kampf gegen Inflation: 66% der Unternehmen im produzierenden Gewerbe haben die Preise pauschal angehoben

Als Reaktion auf die stark angestiegenen Preise haben bereits 66% der deutschen Unternehmen im produzierenden Gewerbe pauschale Preiserhöhungen umgesetzt – weitere 5% planen dies. Vor allem kleineren Unternehmen mit weniger als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern machen die Preisanstiege zu schaffen. Von diesen Mittelständlern haben 77% angegeben, dass sie als Konsequenz ihre Preise erhöht haben. Das ist das Ergebnis einer Befragung im deutschen produzierenden Gewerbe des Marktforschungsinstituts Kantar Public im Auftrag der Unternehmensberatung FTI-Andersch.

Beitrag mit Bild

©gesrey/123rf.com

Vor allem kleinere Unternehmen haben Aufträge storniert

Bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat mehr als jedes zweite (55%) die Preise angehoben. Ein weiterer Unterschied zwischen kleineren Mittelständlern und größeren Unternehmen: Nahezu jedes fünfte kleinere Unternehmen (17%) hat bereits Kundenaufträge ablehnen oder stornieren müssen – und damit gegenwärtigen oder zukünftigen Umsatz verpasst. 7% der kleineren Unternehmen planen aktuell Stornierungen. Zum Vergleich: Bei den größeren Unternehmen haben bisher nur 8% Aufträge abgesagt und gerade einmal 3% der befragten Unternehmen haben dies zukünftig konkret vor.

Nur noch jedes zweite (49%) kleinere mittelständische Unternehmen erwartet für 2022 Umsatzwachstum (größere Unternehmen: 70%)

Die Reaktion der kleineren Unternehmen aus dem Mittelstand und bei Familienunternehmen zeigt, wie sehr sie mit den Preissteigerungen zu kämpfen haben, stellen die Studienautoren fest. Ohne eine Weitergabe der Steigerungen werde die Marge rasch negativ, es fehle darin vielfach ein Puffer. Das unterstreiche die Ablehnung von Kundenaufträgen: Die hier benannten Stornierungen beziehen sich nicht auf Materialknappheit, sondern auf steigende Erzeugerpreise, die damit bisherige Kalkulationen obsolet gemacht haben.“

Dieses Vorgehen wirkt sich nicht nur auf die Profitabilität, sondern auch auf die Umsatzerwartungen der Unternehmen aus: Im Juni 2022 geht nur noch knapp die Hälfte der Unternehmen (49%) mit weniger als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im produzierenden Gewerbe von einem Umsatzanstieg aus (Rückgang: 17%, Stagnation: 26%). Bei Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist die Zuversicht größer: 70% rechnen mit wachsendem Umsatz für 2022, nur 8% mit rückläufigem Umsatz (Stagnation: 22%).

Kleineren Unternehmen fehlt es häufig an professionellen liquiditätsorientieren Maßnahmen – Abnehmer sollten Know-how-Transfer beginnen

Weitere Maßnahmen gegen die Preissteigerungen, die in der Untersuchung von Kantar Public durch die Unternehmen benannt worden sind: 59% der befragten Unternehmen haben die Angebotsfristen verkürzt (in Planung: 1%), 52% haben Preisgleitklauseln durchgesetzt (in Planung: 5%), 40% betreiben aktives ‚Hedging‘. Beim Hedging geht es darum, eine Risikoposition durch den Abschluss eines Sicherungsgeschäfts abzusichern. Hedging-Instrumente werden typischerweise genutzt, um sich gegen schwankende Marktpreise für Energie und Rohstoffe abzusichern.

Aktives Hedging wird als professionelle Maßnahme von nur 40%der Befragten eingesetzt

Erneut ergeben sich Unterschiede zwischen kleineren und größeren Unternehmen: So arbeiten 53% der großen Unternehmen mit aktivem Hedging, aber nur 26% der kleinen Unternehmen. Laut der Studienautoren sind kleinere Unternehmen auch in finanzwirtschaftlichen Maßnahmen häufig weniger professionell aufgestellt als ihre größeren Mitbewerber oder Abnehmer. Da sie sich im Kern sehr häufig auf die Produktion ihrer Waren und Dienstleistungen konzentrieren würden, fehle es an anderen Stellen häufig an der notwendigen Professionalisierung. Dies könne in einer Krise erneut zu einem Nachteil ewrden. Gerade größere Abnehmer und Partner sollten dies erkennen und ihren vielfach kleineren Zulieferern jetzt proaktiv Hilfe anbieten.

Bei Ausfall einer größeren Anzahl kleinerer Unternehmen in der Lieferkette droht ein wirtschaftlicher Flächenbrand

Denn die Gefahr eines Flächenbrands beim Ausfall von sog. Zombie-Unternehmen steigt der Untersuchung zufolge beständig, die meisten Unternehmen sind auf die Liquiditätsengpässe nicht ausreichend vorbereitet ins Jahr 2022 gegangen – das hat zuletzt das FTI Resilience Barometer 2022 gezeigt, eine Befragung von mehr als 3.000 Unternehmen weltweit. Wem jetzt durch Preissteigerungen, Materialknappheit und steigenden Zinsen final der Bewegungsspielraum genommen wird, der könnte ohne Hilfe Dritter ab dem zweiten Halbjahr in vor- oder insolvenzrechtliche Verfahren gehen, warnen die Studienautoren. Damit könnten weitere wichtige Anbieter in den komplexen Lieferketten ausfallen. Und dann könnten schnell auch die Bänder der Großen stillstehen. Die Studienautoren empfehlen deshalb jetzt gemeinsam mit Finanzierern und Geschäftspartnern eine schonungslose Bestandsaufnahme durchzuführen und sowohl liquiditätsorientierte als auch operative Maßnahmen umzusetzen, um Liefersicherheit zu gewährleisten.

Das vollständige „FTI Resilience Barometer“ finden Sie hier.

(Pressemitteilung FTI-Andersch vom 01.08.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

Corporate Finance

30.12.2024

Stimmung im Mittelstand berappelt sich auch zum Jahresende nicht

Auch zum Jahresende hellt sich die Stimmung im deutschen Mittelstand nicht mehr auf. Im Gegenteil: Das Geschäftsklima sinkt im Dezember zum siebten Mal in Folge – um 1,6 Zähler auf nun minus 22,1 Punkte. Damit liegt der Index weit unter dem langjährigen Durchschnitt, der durch die Nulllinie markiert wird. Innerhalb des Geschäftsklimaindex steigt die Beurteilung

Stimmung im Mittelstand berappelt sich auch zum Jahresende nicht
Meldung

peshkova/123rf.com

27.12.2024

KI-Studie zeigt Verschiebung des Fokus

Die Anforderungen an Künstliche Intelligenz ändern sich messbar: Deutlich weniger Unternehmen als bisher fokussieren sich hierzulande auf reine Effizienzsteigerung durch KI. Waren es vor einem Jahr noch 67 % der Befragten, sind es aktuell nur noch 45 %. Auch bei den Kosteneinsparungen rechnen lediglich 29 % mit signifikanten Vorteilen, vier %punkte weniger als zuvor. Dafür

KI-Studie zeigt Verschiebung des Fokus
Meldung

Serezniy/123rf.com

24.12.2024

Frohe Weihnachten!

Die CORPORATE FINANCE-Redaktion wünscht Ihnen und Ihren Lieben frohe Weihnachten! Mögen diese besonderen Tage erfüllt sein von Wärme, Freude und entspannten Momenten im Kreise Ihrer Familie und Freunde. Nutzen Sie die Zeit, um zur Ruhe zu kommen, Kraft zu tanken und die kleinen sowie großen Freuden dieser festlichen Zeit in vollen Zügen zu genießen. Wir

Frohe Weihnachten!

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank