Der Stimmungsabsturz im Juli betrifft die mittelständischen Unternehmen in allen Branchen. Selbst das Geschäftsklima der Dienstleistungsunternehmen, die in den Vormonaten dank der Erholung in ehemals pandemiebeschränkten Branchen einen deutlichen Aufschwung erlebt haben, verschlechtert sich um deutliche 10,5 Zähler. Besonders getrübt ist die Stimmung aber derzeit beim Einzelhandel. Schon jetzt meldet die Branche eine leicht unterdurchschnittliche Geschäftslage. Angesichts der drohenden zusätzlichen Kaufkraftverluste wegen massiv steigender Heizkosten sind die Zukunftserwartungen aber so schlecht wie nie zuvor seit Beginn der Umfrage.
Angst vor Gaslieferstopp schickt Geschäftsklima im Mittelstand in den Sinkflug
Einzig für die zukünftige Inflationsentwicklung gibt es laut des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers kleine Lichtblicke, denn die Absatzpreiserwartungen des Mittelstands lassen im Juli von einem sehr hohen Niveau aus zum dritten Mal in Folge nach (-4,5 Zähler auf 38,2 Saldenpunkte). Preisdrückend könnte auf längere Frist außerdem eine etwas schwächere Arbeitsnachfrage wirken. Die Beschäftigungserwartungen sinken um 5,2 Zähler auf ein inzwischen nur noch leicht überdurchschnittliches Niveau.
Lageurteile geben nach, Erwartungen brechen weiter ein
Mit dem deutlichen Stimmungsabsturz im Juli nähert sich das mittelständische Geschäftsklima dem der Großunternehmen an, die in den Vormonaten eine noch deutlichere Eintrübung verzeichnet hatten. Mit einem Rückgang um 2,9 Zähler auf -19,3 Saldenpunkte ist die Stimmung in den Großunternehmen aber weiterhin noch schlechter als im Mittelstand.
Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer zeugt von einer breiten Verschlechterung des Geschäftsklimas in Unternehmen aus allen Branchen und Größenklassen. Vor allem die Furcht vor einem Gaslieferstopp im Zusammenhang mit der Wartung von Nord Stream 1 dürfte laut der Konjunkturforscher zum Umfragezeitpunkt bei vielen Unternehmen die Geschäftsaussichten eingetrübt haben. Der vollständige Lieferstopp sei zunächst zwar ausgeblieben, aber die Belastung in energieintensiven Branchen und auch in konsumnahen Wirtschaftsbereichen ist trotzdem gewaltig. Denn selbst wenn die Gasflüsse aus Russland auf niedrigem Niveau anhalte, drohten zusätzliche Kaufkraftverluste durch massiv steigende Heizkosten.
Der einzige Hoffnungsanker sind derzeit die noch sehr hohen Auftragsbestände im Verarbeitenden Gewerbe und die laut einigen Indikatoren etwas nachlassenden globalen Lieferengpässe, stellen die Studienautoren fest. Mit einer sich eintrübenden Weltkonjunktur wachse jedoch die Gefahr von Stornierungen und die Angebotskrise könnte von einer Nachfrageschwäche abgelöst werden.
Das aktuelle KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist hier abrufbar.
(Pressemitteilung KfW vom 02.08.2022)