• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • KfW-Internationalisierungsbericht: Ukraine-Krieg verschärft Lieferengpässe und gefährdet Erholung des mittelständischen Auslandsgeschäfts

03.05.2022

KfW-Internationalisierungsbericht: Ukraine-Krieg verschärft Lieferengpässe und gefährdet Erholung des mittelständischen Auslandsgeschäfts

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die in Reaktion darauf verhängten Sanktionen führen zu neuen Störungen in den globalen Lieferketten - die durch die Corona-Pandemie ohnehin schon unter hohem Druck stehen. Auch im deutschen Mittelstand bleiben die Belastungen hierdurch hoch, wie der neue KfW-Internationalisierungsbericht zeigt. Zwar ist der Anteil der von Materialknappheit betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen von 48% im vergangenen September auf 42% im März dieses Jahres gesunken. Dies ist jedoch allein auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der wesentlich weniger stark von Vorleistungen abhängt als die anderen Wirtschaftszweige. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Bau liegt der Anteil der von Lieferengpässen betroffenen Unternehmen weiterhin bei 78%, im Groß- und Einzelhandel ist der Anteil seit dem Herbst sogar um 5 Prozentpunkte auf 68% gestiegen.

Beitrag mit Bild

©chombosan/fotolia.com

Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die in Reaktion darauf verhängten Sanktionen führen zu neuen Störungen in den globalen Lieferketten – die durch die Corona-Pandemie ohnehin schon unter hohem Druck stehen. Auch im deutschen Mittelstand bleiben die Belastungen hierdurch hoch, wie der neue KfW-Internationalisierungsbericht zeigt. Zwar ist der Anteil der von Materialknappheit betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen von 48% im vergangenen September auf 42% im März dieses Jahres gesunken. Dies ist jedoch allein auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen, der wesentlich weniger stark von Vorleistungen abhängt als die anderen Wirtschaftszweige. Im Verarbeitenden Gewerbe und im Bau liegt der Anteil der von Lieferengpässen betroffenen Unternehmen weiterhin bei 78%, im Groß- und Einzelhandel ist der Anteil seit dem Herbst sogar um 5 Prozentpunkte auf 68% gestiegen.

Insgesamt beziehen 29% aller 3,8 Mio. Mittelständler in Deutschland Rohstoffe, Vorprodukte oder Dienstleistungen aus dem Ausland. Sie sind von den Störungen in den globalen Wertschöpfungsketten besonders betroffen. Schaut man nur auf diese Unternehmen, so haben acht von zehn mit Lieferengpässen zu kämpfen. Noch mehr als Unternehmen, die aus anderen europäischen Ländern importieren, trifft es dabei Mittelständler, die Vorleistungen aus dem Vereinigten Königreich, China oder Russland beziehen. Von ihnen leiden rund 90% unter Materialknappheit. Allerdings ist der Anteil der Unternehmen, die überhaupt Rohstoffe, Vorprodukte oder Dienstleistungen aus diesen Ländern importieren, recht niedrig. Nur 11% der Mittelständler beziehen Vorleistungen aus China. Der Anteil der von britischen oder russischen Rohstoffen, Vorprodukten oder Dienstleistungen abhängigen Unternehmen ist mit jeweils 3% noch geringer.

Ein Viertel aller kleinen und mittleren Unternehmen reagiert mit Preiserhöhungen

Eine der häufigsten Folge der Materialknappheit sind laut des KfW-Internationalisierungsberichts Preisanpassungen: Jedes vierte mittelständische Unternehmen hat zuletzt seine Preise erhöht. Neben den Energiepreisen bleiben Lieferengpässen damit ein wesentlicher Inflationstreiber. Weitere Auswirkungen der gestörten Lieferketten sind erhöhter Beschaffungsaufwand (23%), Beeinträchtigung der Produktion (22%), Nichteinhaltung von Lieferterminen (21%), Aufbau von Lagerbeständen (11%) und Ablehnung von Aufträgen (9%). Negative Beschäftigungswirkungen bleiben dagegen weiter begrenzt (3%) und konzentrieren sich auf den Bau und das Verarbeitende Gewerbe.

Lieferkettenstörungen und Corona-Pandemie belasten mittelständische Auslandsumsätze

Lieferkettenstörungen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich in den vergangenen zwei Jahren auch im deutschen Außenhandel und damit in den mittelständischen Auslandsumsätzen Lieferkettenstörungen und die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben sich in den vergangenen zwei Jahren auch im deutschen Außenhandel und damit in den mittelständischen Auslandsumsätzen niedergeschlagen. Im Jahr 2020 sind sie im Vergleich zum Vorjahr um 63 Mrd. € oder rund 11% eingebrochen. Der Rückgang fiel damit zwar etwas weniger drastisch aus als erwartet. Mit 533 Mrd. € erreichten die mittelständischen Auslandsumsätze im ersten Jahr der Corona-Pandemie dennoch das tiefste Niveau seit mehr als zehn Jahren. Im Jahr 2020 ist das Verarbeitende Gewerbe als Treiber mittelständischer Exporte ausgefallen (-12% auf 229 Mrd. €). Noch massiver aber waren die Einbrüche im Dienstleistungssektor (-21% auf 152 Mrd. €), wo vor allem die Umsätze der Tourismus- und Reisebranche einbrachen. Die Anpassung ist dabei vor allem über die durchschnittlichen Auslandsumsätze der Auslandsaktiven erfolgt. Diese sind stark gesunken, während der Anteil der Auslandsaktiven an allen Mittelständlern mit rund 21% insgesamt stabil geblieben ist.

2021 leichte Erholung der Auslandsumsätze nach starkem Einbruch im Vorjahr

Im Jahr 2021 dürfte sich auch im Mittelstand das Auslandsgeschäft wieder etwas erholt haben. Auf Basis ihrer Befragungen erwarten die Studienautoren einen Anstieg um gut 6% auf 566 Mrd. €. Damit bewege man sich weiter unter dem Vorkrisenniveau so die Analyse. Die Entwicklung des Auslandsgeschäfts kleiner und mittlerer Unternehmen im laufenden Jahr 2022 sei nur schwer abzuschätzen. Es gebe eine hohe Unsicherheit darüber, wie lange die Störungen in den globalen Lieferketten noch anhalten werden. Auch der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine und die in Reaktion darauf verhängten Sanktionen bergen Risiken. Zwar exportieren kaum mehr als 2% der deutschen Mittelständler nach Russland und noch weniger in die Ukraine. Ein starker Wirtschaftsabschwung in Europa würde die Auslandsnachfrage jedoch merklich beeinflussen. Unwägbarkeiten bleiben auch mit Blick auf die Corona-Pandemie.

Aussichten für 2022 unsicher

Für die auslandsorientierten kleinen und mittleren Unternehmen in Deutschland dürfte somit auch das Jahr 2022 herausfordernd sein. Aber laut des KfW-Internationalisierungsberichts bieten sich auch neue Wachstumschancen – z.B. im Bereich der Umwelt- und Klimaschutztechnologien. Hier verfügen deutsche Unternehmen im globalen Wettbewerb über eine gute Ausgangsposition. Unternehmen wie Politik werden sich auf ein verändertes außenwirtschaftliches Umfeld einstellen müssen. Neben der Effizienz dürfte künftig etwa auch der Resilienz von Lieferketten ein hoher Stellenwert zukommen, so das Fazit der Studienautoren.

Der KfW-Internationalisierungsbericht ist hier abrufbar.

(Pressemitteilung KfW vom 02.05.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

pitinan/123rf.com

20.11.2025

EU-Verteidigungsinvestitionen schaffen enormes Wirtschaftswachstum

In den kommenden zehn Jahren werden die europäischen NATO-Länder ihre Verteidigungsausgaben massiv erhöhen – die direkten Verteidigungsausgaben sollen auf 3,5 % des Bruttoinlandsprodukts steigen, das entspricht jährlichen Ausgaben von etwa 770 Milliarden Euro. Allein in Ausrüstung sollen die NATO-Länder etwa 217 Milliarden Euro im Jahr investieren. Weitere 1,5 % des Bruttoinlandprodukts (BIP) sollen in sicherheitsrelevante Investitionen fließen,

EU-Verteidigungsinvestitionen schaffen enormes Wirtschaftswachstum
Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.11.2025

Innovationshemmnisse in mittelständischen Unternehmen

Innovation ist der Wachstumsmotor des Mittelstands, doch viele Unternehmen bleiben unter ihren Möglichkeiten. Eine aktuelle Untersuchung von KfW Research zeigt, welche Hürden Innovationsprojekte scheitern lassen. Es werden drei zentrale Innovationshemmnisse im Mittelstand identifiziert: bürokratische, finanzierungsbezogene und kompetenzbezogene Hemmnisse. Warum viele Ideen nie umgesetzt werden Bürokratische Hürden sind am weitesten verbreitet. Finanzierungshemmnisse entstehen durch die besonderen

Innovationshemmnisse in mittelständischen Unternehmen
Meldung

pitinan/123.rf.com

17.11.2025

Deutschland im KI-Paradox: Großes Interesse, kaum Anwendung

Beschäftigte in deutschen Unternehmen stehen dem Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI) überwiegend positiv entgegen. 49 % blicken mit Neugier darauf, wie KI ihre Arbeit verändern wird (global: 50 %), 26 % empfinden sogar Vorfreude (global: 41 %). Dennoch zeigt sich: Die tatsächliche Nutzung bleibt hinter den Erwartungen zurück. Weniger als die Hälfte der Mitarbeitenden haben im

Deutschland im KI-Paradox: Großes Interesse, kaum Anwendung
Corporate Finance Zeitschrift plus Datenbank

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank