• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • KfW-Konjunkturkompass: Aussicht auf konsumgetriebene Erholung ab Herbst trotz Gegenwind

29.08.2023

KfW-Konjunkturkompass: Aussicht auf konsumgetriebene Erholung ab Herbst trotz Gegenwind

Autokonzerne auf der Überholspur

© fotogestoeber/fotolia.com

„Es besteht Aussicht auf eine konsumgetriebene konjunkturelle Erholung ab Herbst dieses Jahres – wenn auch mit viel Gegenwind“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW.

Nach einer geringfügigen Schrumpfung in der ersten Jahreshälfte zeigt sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft im Sommer eingetrübt. KfW Research rechnet jedoch in den kommenden Quartalen mit einer konjunkturellen Trendwende vor allem aufgrund einer Wiederbelebung des privaten Konsums. Unterm Strich ist im Verlauf von 2023 in etwa eine Stagnation des Bruttoinlandsprodukts zu erwarten. Wegen der Schrumpfung am Ende des Vorjahres (statistischer Unterhang) und der Tatsache, dass 2023 rund zwei Arbeitstage weniger zur Verfügung stehen als 2022 (Kalendereffekt), dürfte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt im Gesamtjahr aber um 0,4 % unter dem Vorjahr liegen (Vorprognose: -0,3 %). Ausgehend davon, dass sich das quartalsweise Wachstum in der Mitte des kommenden Jahres dann etwas beschleunigt, ist für 2024 ein reales Wachstum von 0,8 % zu erwarten (Vorprognose: +1,0 %).

Erholung ab Herbst

„Es besteht Aussicht auf eine konsumgetriebene konjunkturelle Erholung ab Herbst dieses Jahres – wenn auch mit viel Gegenwind“, sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. „Für das laufende Quartal enttäuschen die aktuellen Frühindikatoren, der noch immer hohe Auftragsbestand in den Unternehmen dürfte die Produktion aber so weit stabilisieren, dass eine Stagnation wahrscheinlicher ist als ein deutliches Minus. Zum Jahresende dürften dann deutliche Lohnsteigerungen bei gleichzeitig nachlassendem Inflationsdruck das Wirtschaftswachstum beleben.“

Bei den konjunkturellen Rahmenbedingungen in Deutschland gibt es im Sommer kaum Veränderung. Positiv auf die Konjunktur wirkt weiterhin neben der Auflösung der im letzten Jahr noch allgegenwärtigen Materialengpässe in Industrie und Baugewerbe auch der steile Abwärtstrend bei den Importpreisen für fossile Energieträger. In der Folge geben die Erzeugerpreise nach und auch die Verbraucherpreisinflation geht zurück. In Kombination mit einem beschleunigten Lohnwachstum spricht dies für eine zunehmende Kaufkraft der privaten Haushalte und eine Fortsetzung des im zurückliegenden Quartal wiederbelebten Konsumwachstums.

Problemfaktor Geldpolitik

Konjunkturdämpfend wirkt dagegen weiter die Geldpolitik. Zwar dürfte sich die EZB inzwischen auf oder sehr nahe am Höhepunkt des Zinszyklus befinden, mit ersten Zinssenkungen kann aber erst im Laufe von 2024 gerechnet werden. 2023 wird die Inflation in Deutschland mit voraussichtlich 6,3 % (HVPI) noch sehr hoch ausfallen, bevor sie 2024 auf nur noch 2,5 % zurückgeht. Die jahresdurchschnittlichen Inflationsraten im Euroraum dürften 2023 bei 5,5 % und 2024 bei 2,3 % liegen.

Die geldpolitische Straffung bremst nach wie vor die Bauinvestitionen, vor allem im Wohnungsbau. Das Zinsniveau dämpft auch die Unternehmenskreditnachfrage. Aufgrund drängender Investitionsbedarfe insbesondere für die Energiewende, Klimaneutralität und Digitalisierungsprojekte sowie einer aufgestauten Nachfrage bei den ehemals von Lieferschwierigkeiten blockierten Investitionsgüterherstellern ist in der zweiten Jahreshälfte 2023 und im Gesamtjahr 2023 aber immerhin ein leichter Zuwachs der Unternehmensinvestitionen wahrscheinlich. Im kommenden Jahr dürfte sich dann die Investitionstätigkeit infolge der konsumgetriebenen Konjunkturerholung in Deutschland und auch bei vielen Handelspartnern etwas beschleunigen.

Klimapolitischer Handlungsdruck bleibt hoch

Der klimapolitische Handlungsdruck bleibt hoch. Nach dem von KfW Research mit der Herbstprognose 2022 neu eingeführten Indikator, dem Ökologischen Preisschild für das BIP, impliziert die aktuelle Konjunkturprognose, dass der Ausstoß von Treibhausgasen im laufenden und dem kommenden Jahr um 5 beziehungsweise knapp 6 % höher sein wird, als es dem interpolierten Zielpfad einer Einsparung von 65 % bis 2030 gegenüber dem Niveau von 1990 entspricht

Für den Euroraum erwartet KfW Research im Gesamtjahr 2023 insbesondere durch die bessere erste Jahreshälfte sowie den statistischen Überhang aus dem Vorjahr eine mit 0,7 % deutlich höhere Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts als für Deutschland. Im kommenden Jahr 2024 dürfte der Euroraum ein Wachstum von 1,0 % erreichen.

(KfW vom 25.08.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)


Weitere Meldungen


Euro, Geld, Münzen, Kredit, Krise, Risiko, Chance, Erfolg, Gehalt, Löhne, Bonus, Boni, verdienen
Meldung

© weyo/fotolia.com

28.09.2023

Head of Accounting – das sind die gefragtesten Finance-Positionen

Die Energiepreise senken die Margen, Preise werden teurer und Absätze geringer. Die Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt sind spürbar, der Bedarf an Fachkräften seit Monaten unverändert. „Die Finance & Accounting Branche befindet sich in einer Art Wartezeit“, so Michael Baier, Senior Managing Director von Michael Page in Deutschland und Österreich. „Unternehmen sind zurückhaltend, was Gehaltsanpassungen und

Head of Accounting – das sind die gefragtesten Finance-Positionen
Inflation
Meldung

©gesrey/123rf.com

28.09.2023

Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2023: Politische Unsicherheit hoch

Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose prognostiziert für das Jahr 2023 einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland um 0,6 %. Damit wird die Prognose vom Frühjahr 2023 kräftig um 0,9 Prozentpunkte nach unten revidiert. „Der wichtigste Grund dafür ist, dass sich die Industrie und der private Konsum langsamer erholen, als wir im Frühjahr erwartet haben“, sagt Oliver Holtemöller,

Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2023: Politische Unsicherheit hoch
Shopping, E-commerce, Kreditkarte, online-shopping
Meldung

©Cybrain/fotolia.com

27.09.2023

Konsumklima: Keine Erholung in Sicht

Nach einer insgesamt negativen Entwicklung im Vormonat, geht die Verbraucherstimmung in Deutschland im September erneut leicht zurück. Die Konjunkturerwartung legt zwar etwas zu und auch die Einkommenserwartung sowie die Anschaffungsneigung verzeichnen minimale Zuwächse. Ein deutlicher Anstieg der Sparneigung lässt das Konsumklima allerdings erneut sinken. GfK prognostiziert für das Konsumklima im Oktober -26,5 Punkte und damit

Konsumklima: Keine Erholung in Sicht
CORPORATE FINANCE - Die Erfolgsformel für Finanzprofis

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank