Schwache Nachfrage sorgt für den ersten Rückgang seit eineinhalb Jahren. Außerdem dämpft die kraftlose Investitionstätigkeit den Kreditbedarf.
Das von KfW Research geschätzte Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Unternehmen und Selbstständigen ist im dritten Quartal 2015 erstmals seit anderthalb Jahren geschrumpft. Der Rückgang beläuft sich auf 2,9% gegenüber dem Vorjahresquartal, wie der aktuelle KfW-Kreditmarktausblick berichtet. Trotz niedriger Kreditkosten und vorteilhafter sonstiger Kreditbedingungen, bspw. Besicherung, Kredithöhe und Fristigkeiten, ist der Unternehmenskreditmarkt damit nach dem Schub ab Sommer 2014 wieder aus dem Tritt geraten.
Wachstumsraten frühestens Mitte 2016
„Leider müssen wir konstatieren: Der deutsche Kreditmarkt ist derzeit auf dem Weg zu alter Schwäche“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Auch aufgrund nachteiliger Basiseffekte sei mit einer Rückkehr zu positiven Wachstumsraten frühestens Mitte des kommenden Jahres zu rechnen. Das Tempo der Abwärtsbewegung sollte jedoch nicht mehr zunehmen. Im Schlussquartal 2015 dürfte das Kreditneugeschäft im Vergleich zum Vorjahresniveau um etwa 1,5% zurückgehen.
Problem liegt bei Investitionsausgaben
Das Kreditneugeschäft mit Firmen steht damit in deutlichem Kontrast zum kräftig wachsenden Markt für Wohnungsbaukredite. Der Rückgang der Unternehmensinvestitionen (real, saisonbereinigt) in den letzten zwei Quartalen dürfte zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Die wesentlichen Ursachen sind allerdings struktureller Art: Bereits seit 2009 halten beispielsweise die Investitionsausgaben der deutschen Unternehmen nicht mehr mit dem Wachstum der finanziellen Eigenmittel – bestehend aus einbehaltenen Gewinnen und Abschreibungen – Schritt. So haben die nicht-finanziellen Kapitalgesellschaften in den 12 Monaten ab September 2014 insgesamt 90 Mrd. € neues Finanzvermögen gebildet.
(KfW vom 11.01.2016/ Viola C. Didier)