31.03.2020

Künstliche Intelligenz braucht Fachkräfte

Beitrag mit Bild

© peshkova/fotolia.com

Fast 6% der Unternehmen in Deutschland haben im Jahr 2019 künstliche Intelligenz (KI) eingesetzt. Diese Unternehmen gaben rund 4,8 Mrd. € im Bereich KI aus und beschäftigten 139.000 Personen ganz oder teilweise mit KI-Tätigkeiten. Jedoch fehlt es an geeignetem Personal: Fast jede zweite offene KI-Stelle konnte im vergangenen Jahr nur unzureichend oder überhaupt nicht besetzt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi).

Die Studie gibt einen aktuellen Überblick zum Stand der Nutzung von KI in Unternehmen in Deutschland und fußt auf der mehrjährigen Expertise des ZEW in Beobachtung und Analyse der Verbreitung von KI in der deutschen Wirtschaft. Datengrundlage der Studie sind eine repräsentative Sonderauswertung der Deutschen Innovationserhebung im Jahr 2019 sowie eine Zusatzbefragung von KI einsetzenden Unternehmen zwischen November 2019 und Januar 2020.

Rund 17.500 Unternehmen in der deutschen Wirtschaft haben im vergangenen Jahr Künstliche Intelligenz in Produkten, Dienstleistungen oder internen Prozessen eingesetzt. Das entspricht 5,8% aller untersuchten Unternehmen. Vor allem im produzierenden Gewerbe und in den unternehmensnahen Dienstleistungen kam KI zum Einsatz. 4,4% der Unternehmen setzten KI in Produkten oder Dienstleistungen ein und erzielten damit 2019 einen Umsatz von knapp 60 Mrd. €, was 7,7% des Umsatzes der KI-aktiven Unternehmen entspricht.

KI-Einsatz in deutschen Unternehmen nimmt Fahrt auf

Dass Technologien mit künstlicher Intelligenz einen zukunftsträchtigen Markt bilden, zeigen auch die Investitionen in KI: Die Ausgaben der Unternehmen für die Entwicklung, Einführung und Pflege von KI-Verfahren beliefen sich im Jahr 2019 laut der Studie auf rund 4,8 Mrd. €. Drei Viertel der KI-Ausgaben seien dabei interne laufende Aufwendungen, insbesondere für die im Bereich KI tätigen Beschäftigten.

Der beachtliche Anteil der Personalkosten an den KI-Ausgaben der Unternehmen ist der Analyse zufolge darauf zurückzuführen, dass der Einsatz von KI-Fachpersonal in der deutschen Wirtschaft zugenommen hat. Im vergangenen Jahr arbeiteten demnach in den KI-nutzenden Unternehmen rund 139.000 Personen hauptsächlich oder teilweise in der Entwicklung, Einführung und Pflege von KI-Verfahren. Von diesen waren in den KI einsetzenden Unternehmen rund 50.000 Personen hauptsächlich zu KI tätig. Weitere 89.000 Personen befassten sich in ihrer Arbeitszeit nur teilweise mit KI-Tätigkeiten. Am höchsten ist der Anteil der Beschäftigten mit KI-Tätigkeiten in der IKT-Branche mit 4% an der Gesamtbeschäftigung in der Branche und in den unternehmensnahen Dienstleistungen mit 2,7%. In den anderen Branchengruppen ist der Anteil der KI-Beschäftigten deutlich geringer.

Steigender Personalbedarf zeigt Mangel an KI-Fachpersonal auf

Der Personalbedarf im KI-Bereich ist allerdings bei Weitem nicht gedeckt, stellt die Analyse fest. Rund ein Drittel der Unternehmen habe in 2019 zusätzliche Beschäftigte gesucht. Laut der Studie gab es 22.500 offene KI-Stellen. Knapp die Hälfte dieser Stellen konnten wie von den Unternehmen geplant vergeben werden. 11% der Stellen wurden hingegen nur verspätet oder nicht mit den gewünschten Beschäftigten besetzt. 43% der Stellen blieben unbesetzt.

Die hohe Relation zwischen offenen Stellen und der Anzahl der Beschäftigten, die mit KI hauptsächlich befasst sind, seien ein Beleg für das rasante Expansionstempo von KI in Deutschland. Der Einsatz von KI in Unternehmen sei nur mit technischem Fachwissen möglich. Wenn das notwendige Fachwissen und die entsprechenden Fähigkeiten in Unternehmen nicht vorhanden seien, blieben KI-Projekte oft schon im Anfangsstadium stecken.

Welche Fachkenntnisse von den Unternehmen im Bereich KI besonders stark nachgefragt sind, zeigt die Befragung der KI-einsetzenden Unternehmen: Grundvoraussetzung für KI-Stellen sind Kenntnisse in Softwareprogrammierung. 70% der Unternehmen mit offenen KI-Stellen bezeichneten diese Kenntnisse als sehr wichtig, weitere 26% als wichtig und lediglich 1% als unwichtig. Zusätzlich waren für drei Viertel der Unternehmen mit offenen KI-Stellen Kenntnisse im Datenbankmanagement oder in Mathematik entscheidend, so die Studienautoren.

Bedeutung von KI für Geschäftstätigkeit nimmt zu

Von den untersuchten Unternehmen, die 2019 KI eingesetzt haben, beschäftigte sich jedes dritte Unternehmen bereits seit fünf Jahren mit künstlicher Intelligenz. 27% der KI-aktiven Unternehmen sind allerdings Neulinge auf dem Gebiet, also erst in 2018 oder 2019 in die Technologie eingestiegen. Das zunehmende Interesse und die dynamische Entwicklung von KI schlage sich auch in den Geschäftsmodellen der deutschen Unternehmen nieder. Die Bedeutung von KI für die Geschäftstätigkeit werde von den meisten Unternehmen, die KI einsetzen, bereits heute als wichtig eingestuft. KI mache Geschäftsprozesse schneller, genauer, flexibler, zuverlässiger, kostengünstiger oder erhöhe die Kapazitäten. Für 12% der Unternehmen ist der Einsatz von KI sogar essenziell für ihre Geschäftstätigkeit, so das Fazit der Studienautoren.

Die Studie finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilungen ZEW vom 30.03.2020)


Redaktion

Weitere Meldungen


Meldung

© VRD/fotolia.com

16.04.2025

US-Zölle bremsen Hoffnungen auf Aufschwung

Der neueste Bericht des German Business Panel (GBP) zeigt ein widersprüchliches Bild der deutschen Wirtschaftslage: Während der von CDU/CSU und SPD vorgestellte Koalitionsvertrag bei vielen Unternehmen für vorsichtigen Optimismus sorgt, belasten die Anfang April angekündigten US-Zölle die Geschäftserwartungen spürbar – insbesondere in exportstarken Branchen. Seit dem Bruch der Regierungskoalition im November 2024 verzeichnen Unternehmen in

US-Zölle bremsen Hoffnungen auf Aufschwung
Meldung

©alfaphoto/123rf.com

15.04.2025

Deutscher Markt für Wagniskapital startet solide ins neue Jahr

Deutsche Start-ups haben im ersten Quartal 2025 in 295 Finanzierungsrunden rund 1,6 Milliarden Euro Kapital eingeworben. „Der deutsche Markt für Wagniskapital ist damit sehr solide in das neue Jahr gestartet, ein eindeutiger Trend in die eine oder andere Richtung ist jedoch noch nicht erkennbar“, sagt Dr. Steffen Viete, Fachmann für Wagniskapital (Venture Capital, VC) bei

Deutscher Markt für Wagniskapital startet solide ins neue Jahr
Meldung

©pitinan/123rf.com

14.04.2025

Komplexe Vorschriften und mangelnde Ressourcen bremsen Wärmewende

Die Dekarbonisierung des Wärmemarktes ist ein zentraler Baustein, um bis 2045 Treibhausgasneutralität in Deutschland zu erreichen. Mehr als die Hälfte der deutschen Stadtwerke und Energieversorger (62%) hält den Zeitplan für die Realisierung der Klimaziele für zu ambitioniert. Das geht aus einer aktuellen Deloitte-Umfrage hervor. Nur gut ein Viertel der Energieversorger (28%) befindet sich bereits in

Komplexe Vorschriften und mangelnde Ressourcen bremsen Wärmewende

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank