Der Bundesverband Mergers & Acquisitions gem. e.V. (BM&A) hat die Umfrageergebnisse der zweiten Mittelstandsstudie veröffentlicht. Sie zeichnet ein umfassendes Bild davon, wie mittelständische Unternehmen das Instrument Mergers & Acquisitions (M&A) nutzen, um Zukunftspotenziale auszuloten und vor welchen Herausforderungen sie dabeistehen.
Der deutsche Mittelstand umfasst mehr als 30.000 Unternehmen mit einem Umsatzvolumen zwischen 10 und 250 Millionen Euro. 12.000 dieser Unternehmen sind eigentümergeführt. Ein großer Teil davon ist mit Unternehmenskäufen und -verkäufen und damit mit Wachstumsstrategien und der Optimierung des eigenen Geschäftsmodells befasst. Wesentliche Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen finden sich in strukturellen, sozialen und funktionalen Merkmalen. Daher liegt die Vermutung nahe, dass KMU M&A anders betreiben. „Trotz ihrer enormen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedeutung stellt das Akquisitionsverhalten von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in der ansonsten sehr umfangreichen M&A-Forschung eine „Black Box“ dar“, so Jan Pörschmann, Sprecher der Mittelstandsinitiative und Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Mergers & Acquisitions gem. e.V.
Strategische Stoßrichtung hat sich verändert
Eine zentrale Erkenntnis der Studie ist, dass organisches Wachstum für KMU erwartungsgemäß eine wichtige Rolle spielt. Dennoch nutzen KMU auch Akquisitionen, um zu wachsen und sich an veränderte Rahmenbedingungen anzupassen. Tatsächlich haben über 80 % der befragten KMU bereits eine Akquisition getätigt und fast genauso viele planen, in den nächsten fünf Jahren durch Akquisitionen zu wachsen. Interessant ist jedoch, dass sich die strategischen Stoßrichtungen im Vergleich zum Vorjahr verändert haben. Vermutlich sind es die Erfahrungen mit Supply-Chain-Problemen, die Motive wie Vorwärts- oder Rückwärtsintegration relevanter werden lassen. Zusammenfassend zeigt sich, dass KMU M&A durchaus als strategisches Element der Unternehmensentwicklung nutzen.
„Obwohl viele KMU ihr Wettbewerbsumfeld als eher moderat aggressiv beschreiben, zeigt sich, dass sie in ihren Branchen mit einer regen Akquisitionstätigkeit konfrontiert sind. Zudem ist insbesondere die Komplexität des technischen und regulatorischen Umfelds für KMU belastend und wird durch steigende Energiepreise und Inflation verstärkt“, erklärt Prof. Dr. Florian Bauer, Chair in Strategic Management an der University of Bristol Business School.
Misserfolgsquoten bei KMU zwischen 40 und 60 %
Auch wenn M&A-Projekte KMU vor große Herausforderungen stellen, zeigen die Daten, dass sie sich hinsichtlich der Erfolgsquoten nicht von Großunternehmen unterscheiden. Zahlreiche Studien berichten unabhängig voneinander von Misserfolgsquoten zwischen 40 und 60 %. Die M&A-aktiven Unternehmen unserer Studie weisen eine Erfolgs- bzw. Misserfolgsquote von ca. 50 % auf. Interessant ist, dass sich Akquisitionen vor allem positiv auf das Umsatzwachstum der Unternehmen, aber negativ auf die Effizienzkennzahlen auswirken. Insbesondere, da Kostensynergien häufig ein zentraler Treiber für Akquisitionen sind. Ein Grund für diesen Effekt dürfte in den Besonderheiten der KMU zu suchen sein. Bei der Mehrzahl der befragten KMU handelt es sich um Familienunternehmen, die das Thema „Redundanzen abbauen“ bzw. Effizienzprogramme eher vorsichtig bzw. zurückhaltend angehen.
Die ganze Studie zum kostenlosen Download: https://ma-review.de/mittelstandsstudie-ma/
(BMA vom 04.07.2023 / Viola C. Didier, RES JURA Redaktionsbüro)