Die Corona-Pandemie hinterlässt tiefe Spuren auf dem Gesundheitsmarkt. So hat COVID-19 den Trend zu ambulanten Therapien beflügelt, während stationäre Leistungserbringer zum Teil starke Einbrüche hinnehmen mussten. Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei den Transaktionen im Gesundheitsmarkt wider. Insgesamt kam es 2020 zu 149 Fusionen und Übernahmen und damit sieben mehr als im Vorjahr.
Das zeigt der Transaktionsmonitor Gesundheitswesen 2020/21 der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC.
Ambulante Rehakliniken für Finanzinvestoren attraktiv
Der Schwerpunkt der Fusionen und Übernahmen lag 2020 vor allem in den Bereichen Krankenhäuser und Fachkliniken (32), niedergelassene Leistungsträger und Labore (39), Pflegeimmobilien (34) und Pflege (30). Doch innerhalb dieser Gruppen kommt es zu Verschiebungen: „Während stationäre Leistungserbringer wie Rehakliniken Einbußen durch die Pandemie verzeichnen, sind Plankrankenhäuser und Krankenhäuser mit Versorgungsvertrag für Finanzinvestoren attraktiv. Denn mit ihnen lassen sich Strukturen für die ambulante Versorgung wie medizinische Versorgungszentren (MVZ) aufbauen“, sagt Michael Burkhart. Diese Zentren, bei denen Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen unter einem Dach angesiedelt sind, entstehen häufig im Umfeld von Krankenhäusern. Das bietet Synergieeffekte und die Möglichkeit, die ambulante Versorgung nach einem Krankenhausaufenthalt zu verbessern.
Das Segment der ambulanten Rehabilitation rückt zunehmend in den Fokus von Private-Equity-Gesellschaften:„Dabei handelt es sich um einen attraktiven, aber stark fragmentierten Markt, der in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird“, sagt Alexander von Friesen, Partner bei PwC im Bereich Healthcare M&A. Die Zahl der Transaktionen stieg 2020 von 26 auf 30. So übernahm allein das Private-Equity-Haus Athera 2020 in Deutschland vier Dienstleister aus dem Bereich der ambulanten Rehabilitation.
Nach wie vor sehr gefragt ist das Segment Pflege. Das Jahr 2020 markiert ein Allzeithoch bei Fusionen und Übernahmen von stationären Einrichtungen. Der Wert der Transaktionen lag bei 3,4 Milliarden Euro und war damit so hoch wie nie zuvor.
„Pflegeimmobilien gelten als krisenstabile Nutzungsklasse mit konstanten und kalkulierbaren Einnahmen und sind deswegen sehr beliebt. Allerdings sinkt die Spitzenrendite immer mehr und nähert sie sich mit etwa vier Prozent dem Niveau klassischer Nutzungsarten wie Büro, Wohnen und Einzelhandel an“, sagt Alexander von Friesen, Partner bei PwC im Bereich Healthcare M&A.
Doch von Friesen rechnet aufgrund der demografischen Entwicklung auch in den kommenden Jahren mit einem anhaltenden Interesse.
Ein weiterer großer Transaktions-Fokus liegt auch in den Bereichen Radiologie und Orthopädie. Orthopädische Praxen werden entweder als MVZ-Ketten zusammengeführt oder an Radiologien angeschlossen.
Telemedizin auf dem Vormarsch
Während der Corona-Pandemie stieg die Zahl der medizinischen Behandlungen per Video. Im vergangenen Jahr fanden 1,4 Millionen Videogespräche zwischen Ärztinnen und Ärzten oder Psychotherapeut:innen und Patient:innen statt. Ein starker Anstieg im Vergleich zu 2019 mit nur 3.000 Sitzungen. Doch das markiert noch lange nicht das Ende der Entwicklung: „Videosprechstunden haben auf beiden Seiten an Akzeptanz gewonnen. Das Vertrauen in diese Technologie ist gestiegen. In naher Zukunft rechnen wir mit einer weiteren Steigerung der Nutzungsrate bei niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten“, betont Michael Burkhart. Diese Veränderung zeigt sich auch auf dem Transaktionsmarkt. Gab es im Jahr zuvor noch keine einzige Transaktion in diesem Bereich, kam es 2020 zu sechs Fusionen und Übernahmen. Allerdings akzeptieren derzeit gesetzliche Krankenversicherungen nur Software-Programme, die von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zertifiziert sind. Das verhindert im Moment eine flächendeckende Verbreitung.
(Pressemitteilung PwC vom 22.06.2021)