Laut dem CMS European M&A Outlook 2026 rechnet die Hälfte der M&A-Akteure ungeachtet erheblicher Marktvolatilität mit einer Zunahme des europäischen Transaktionsgeschäfts in den nächsten zwölf Monaten. Der Ausblick wurde heute in Zusammenarbeit mit dem Finanzdaten-Unternehmen Mergermarket veröffentlicht.
Louise Wallace, Leiterin der CMS Corporate/M&A Group, führt dazu aus: „Obwohl die erste Hälfte des Jahres 2025 neue und unerwartete Herausforderungen mit sich brachte – von der Zollvolatilität bis hin zur Verschärfung der Finanzierungsbedingungen – beweist der europäische Transaktionsmarkt angesichts der erneuten Unsicherheiten weiterhin eine bemerkenswerte Resilienz und die M&A-Landschaft ist nach wie vor grundsätzlich gesund. Die Dealmaker richten ihren Fokus auf transformative Chancen und strategisches Wachstum. Da sich der Markt auf eine andere ’neue Normalität‘ einstellt, gehen wir davon aus, dass die Deal-Aktivität in allen Schlüsselbranchen zunimmt, insbesondere in den Bereichen Industrie und Chemie, TMT und Energie.“
Das Transaktionsvolumen ging im ersten Halbjahr um 11 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2024 zurück, wohingegen das Gesamttransaktionsvolumen sich als robuster erwies und im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 % stieg.
Deutschland: Resilienz und Wandel in einem schwierigen Umfeld
Trotz makroökonomischer und struktureller Herausforderungen wie geopolitischen Konflikten, rezessivem Druck und einer gedämpften Stimmung unter den Verbrauchern bleibt der deutsche M&A-Markt widerstandsfähig. Die deutschen Unternehmen passen sich an: Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit befördern das langfristige Wachstum. Zu den wichtigsten Investitionsbereichen gehören das Gesundheitswesen, der Wohnungsbau, die E-Mobilität und die Energieversorgung, unterstützt durch eine Lockerung der Geldpolitik und die Regierungspläne für Verteidigung und Infrastruktur. Alternative Finanzierungen, insbesondere durch Kreditfonds, nehmen zu, während die traditionellen Geldkanäle nach wie vor eng sind.
Desinvestitionen außerhalb des Kerngeschäfts, Digitalisierung und strategisches Wachstum
Mit Blick auf Europa insgesamt gehen die Befragten davon aus, dass die stärksten verkäuferseitigen Impulse für das M&A-Geschäft in den nächsten zwölf Monaten aus dem Verkauf von nicht zum Kerngeschäft gehörenden Vermögenswerten größerer Unternehmen (von 42 % als stärkste oder zweitstärkste Triebfeder angegeben) und aus Notverkäufen (38 %) resultieren werden. Desinvestitionen im Private-Equity-Bereich werden laut 36 % der Befragten ebenfalls eine wichtige Rolle spielen (von 25 % als erste Option gewählt), da die Fonds unter dem Druck stehen, Kapital an die Anleger zurückzugeben.
Auf der Käuferseite erwarten die M&A-Akteure eine Vielfalt an Faktoren, die das Transaktionsgeschäft vorantreiben, von unterbewerteten Übernahmezielen (31 %) und Unternehmen mit Trendwende-Chancen (ebenfalls 31 %) bis hin zu Lieferkettensicherheit (27 %) und dem allgegenwärtigen Streben nach einem höheren Digitalisierungsgrad (30 %). Viele Unternehmen haben jedoch strategisches Wachstum im Fokus. Am häufigsten werden transformative Transaktionen als Triebkraft antizipiert (38 % geben sie als wichtigstes oder zweitwichtigstes Motiv an), gefolgt von Wachstum in neuen Regionen und Kundenstämmen.
Sicherung der Finanzierung
Die meisten Befragten (78 %) gehen davon aus, dass sich die Finanzierungsbedingungen in Europa in den nächsten 12 Monaten verschlechtern. Es wird erwartet, dass Barreserven die am häufigsten verfügbare Finanzierungsquelle sein werden (51 %), gefolgt von den Fremdkapitalmärkten (38 %). Darüber hinaus erwägen zwei Drittel der Befragten (67 %), im Rahmen ihrer M&A-Finanzierungsstrategie in den nächsten zwölf Monaten alternative Transaktionsstrukturen, wie z. B. wandelbare Instrumente und Earn-out-Strukturen, einzusetzen.
Wertschätzung für politische Stabilität
Es wird davon ausgegangen, dass die Benelux-Region in den nächsten zwölf Monaten den größten Zuwachs im Transaktionsgeschäft verzeichnet (38 % erwarten dort den größten oder zweitgrößten Zuwachs), direkt gefolgt von Großbritannien & Irland (29 %), Österreich und der Schweiz (27 %). Die Befragten heben das unterstützende Investitionsklima und die starken logistischen Möglichkeiten in den Benelux-Ländern hervor.
Grenzüberschreitende Aspekte
In den nächsten zwölf Monaten wird das inländische Transaktionsgeschäft in den Vordergrund rücken. Von den befragten Unternehmen erwarten 51 % keine grenzüberschreitenden M&A-Transaktionen. Handelsbezogene und andere geopolitische Volatilität ist eindeutig ein Grund zur Besorgnis – 26 % der Befragten bezeichnen Handelskriege als Hindernis für M&A-Transaktionen, gegenüber nur 10 % in der Umfrage im letzten Jahr.
Ausblick auf das Jahr 2026
Trotz der ausgeprägten Marktvolatilität, insbesondere im Hinblick auf die Handelspolitik zwischen der EU und den USA, sehen M&A-Akteure weiterhin Chancen in Europa. Die europäischen Staaten geben mehr Geld für Infrastruktur und Verteidigung aus, während die Regulierungsbehörden Maßnahmen ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region und ihre Attraktivität für internationale Investoren zu erhöhen.
Dr. Malte Bruhns, Leiter der CMS Corporate/M&A Group, merkt an: „Finanzierungsschwierigkeiten und Bewertungslücken stellen die Entschlossenheit von Käufern und Verkäufern weiterhin auf die Probe, der Appetit auf europäische Vermögenswerte ist jedoch ungebrochen. Das private Beteiligungskapital wie auch Unternehmen streben sowohl nach Übernahmen als auch nach Desinvestitionen. Dabei dürften Notverkäufe und Unternehmen mit Trendwende-Chancen sowie große transformative Transaktionen Möglichkeiten bieten, die die Dynamik vorantreiben. Alternative Finanzierungen und innovative Transaktionsstrukturen werden jedoch immer wichtiger, und wir rechnen damit, dass der Markt diejenigen belohnen wird, die sich schnell an diese neuen Gegebenheiten anpassen.“
(CMS vom 12.09.2025 / RES JURA Redaktionsbüro – vcd)