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01.11.2022

Mangelnde Finanzierung hemmt Chemie-Start-ups – und damit den Klimaschutz

Autokonzerne auf der Überholspur

© weerapat1003/fotolia.com

Chemie-Start-ups können wichtige Beiträge zur ökologischen Transformation der Wirtschaft leisten. Sie entwickeln Prozesse, um die Produktion der Industrie nachhaltiger zu gestalten und finden klimafreundliche Wege der Energiegewinnung. Das Wachstumspotenzial der Chemie-Start-ups wird derzeit allerdings nicht voll genutzt: Es mangelt an ausreichender Finanzierung. Eine Studie des ZEW Mannheim im Auftrag des Verbands der Chemischen Industrie VCI zeigt, dass gerade die Wachstumsfinanzierung über Wagniskapital neue Impulse braucht.

Die ZEW-Studie ergab, dass rund zwei Drittel der Chemie-Start-ups Finanzierungsmittel fehlen. In dieser Sparte sind Wagniskapitalgeber besonders zurückhaltend: Gemessen an den gesamten Venture-Capital-Investitionen in Start-ups in Deutschland gehen lediglich 0,2% an Neugründungen in der Chemiebranche. Laut der Studienautoren liegt das an Besonderheiten der Branche: Chemie-Start-ups haben lange Investitionsphasen von fünf bis zehn Jahren, die Investitionsmittel von häufig mehr als 1 Mio. € je Start-up sind zudem höher als in anderen Branchen. Hinzu kommen begrenzte Exit-Optionen sowie Zielmärkte, auf denen bereits oft Unternehmen tätig sind und die somit meist nur beschränkte kurzfristige Wachstumsperspektiven bieten.

Von den gesamten Venture-Capital-Investitionen fließt der Löwenanteil an die Branchen IT und Biotechnologie, die sich vor allem bei der Höhe der Investitionskosten von Chemie-Start-ups unterscheiden. Um Prototypen oder Laboranwendungen auch in großem Umfang produzieren zu können, brauchen Chemie-Start-ups oft kostspielige technische Anlagen und sehr qualifizierte Mitarbeiter. Hinzu kommen hohe regulatorische Anforderungen für die Genehmigung von Anlagen und Produkten.

Planungs- und Genehmigungsverfahren sind für junge Hightech-Firmen ein Hemmnis

Laut der Studienautoren behindern auch Planungs- und Genehmigungsverfahren die Arbeit junger Hightech-Firmen. Für jedes dritte Chemie-Start-up sind Genehmigungsprozesse ein Hemmnis. Vor allem lange dauernde Verfahren und der hohe Verwaltungsaufwand für Anträge und Dokumentationen belasten die Chemie-Start-ups.

Gerade Chemie-Start-ups widmen sich jedoch Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, Klimaschutz und der Energiewende: Für mehr als ein Drittel der Branchengründungen sind ökologische Fragen zentral für ihr Geschäftsmodell. Darüber hinaus bietet knapp die Hälfte einzelne nachhaltige Produkte und Dienstleistungen an oder beschäftigt sich damit, welche zu implementieren. Jungunternehmen können vor dem Hintergrund der Finanzknappheit ihr Wachstumspotenzial nicht voll ausschöpfen. Eine Folge ist: Die hohe Nachfrage nach klimafreundlichen Lösungen kann nicht bedient werden.

Um die Wachstumsfinanzierung von Chemie-Start-ups zu verbessern, sind laut Studie mehrere Ansatzpunkte sinnvoll: Die Start-up-Strategie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz muss bei den staatlichen Venture-Capital-Finanzierungsinstrumenten berücksichtigen, dass Chemie-Start-ups einer anspruchsvolleren Ausgangssituation gegenüberstehen als junge Unternehmen in anderen Branchen, fordern die Studienautoren. Das seien insbesondere ein hoher Finanzierungsbedarf und stärkere Regulierung sowie in der Regel lange Investitionszeiten. Für typische Anschubfinanzierer seien die Start-ups deshalb oft unattraktiv.

Abbau von Innovationshemmnissen notwendig

Erfolgreicher Klimaschutz muss laut der Studienautoren auch durch langfristige Investitionen in Märkte mit Wachstumsperspektiven forciert werden. Innovationshemmnisse, die sich aus einer komplexen Regulierung, aufwendigen Zulassungs- und Genehmigungsverfahren ergeben, müssten so weit wie möglich abgebaut werden, vor allem wenn es um innovative Produkte und Verfahren geht, die für den Klima- und Ressourcenschutz in unserer Gesellschaft dringend benötigt werden.

Die ZEW-Studie zu den Innovationsindikatoren Chemie und Pharma 2022 finden Sie hier  hier.

(Pressemitteilung ZEW Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung vom 31.10.2022)


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