Der globale M&A-Versicherungsmarkt erholt sich vorsichtig: So wie die weltweiten M&A-Aktivitäten langsam wieder ansteigen, nehmen auch die Anfragen von Käufern und Verkäufern von Unternehmen für den Abschluss einer W&I-Versicherung, aber auch Steuerversicherung sowie der Versicherung von Eventualrisiken zu, um ihre Transaktionsrisiken abzusichern. Das geht aus dem Global Transactional Risks Review and Outlook Report hervor, der jährlich von der Unternehmensberatung WTW veröffentlicht wird. Auch für den weiteren Jahresverlauf 2024 geht WTW von einer zunehmenden, wenn auch fragilen Stabilisierung in der Transaktionsrisikoversicherung aus.
Die Warranty-and-Indemnity-Versicherung (W&I) schützt den Käufer vor Vermögensschäden resultierend aus dem Bruch von Garantien und Steuerfreistellungen, die im Rahmen eines Kaufvertrages mit dem Verkäufer verhandelt werden.
Fusionen und Übernahmen ziehen weltweit an
Nachdem die Unternehmensfusionen und -zukäufe in der ersten Hälfte des Jahres 2023 um 25 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum eingebrochen waren – insbesondere aufgrund geopolitischer Unruhen und den Folgen einer erheblichen Inflation sowie hohem Zinsniveau – stiegen sie im dritten Quartal wieder leicht, um rund 16 % gegenüber Q2, an. Länger dauert die Erholung bei großen Transaktionen mit einem Volumen von über 1 Milliarde US-Dollar: Hier war der Anstieg sehr moderat von 32 Deals im dritten, 33 Deals im vierten Quartal 2023 und 34 im ersten Quartal 2024.
„Unter anderem durch die langsame Erholung am Kapitalmarkt sind es weiterhin auffallend viele strategische Investoren, also Unternehmen, die auf dem Übernahmemarkt aktiv sind“, sagt Robert Engels, Head of M&A D-A-CH, Corporate Risk & Broking bei WTW. „Private-Equity-Gesellschaften sind angesichts hoher Kapitalkosten immer noch etwas zurückhaltender.“ Aus diesem Grund sind auch derzeit viele Interessenten für W&I-Versicherungen aus dem Bereich der strategischen Investoren: „Diese haben im Verhältnis zu den Finanzinvestoren weniger Erfahrung, entdecken aber in der W&I-Versicherung ein sinnvolles Tool: So zeigen sie den Gesellschaftern aktives und gutes Risikomanagement, indem sie die Risiken aus einer Transaktion herauslösen und versichern“, so Engels.
Mehr W&I-Versicherungskapital auf deutschem Markt
Zwar gibt es keinerlei Anzeichen dafür, dass W&I-Deckungen derzeit knapp werden könnten – dennoch rechnen viele Versicherer damit, dass der weiche Markt im Verlaufe des Jahres seinen Tiefpunkt erreicht haben wird und sie bei einer weiteren Erholung des M&A-Marktes bei der Preisgestaltung wieder selbstbewusster werden können. „In Deutschland sehen wir allerdings auch neue Anbieter und zusätzliches Versicherungskapital auf den Markt drängen“, so Engels. Hier seien mittlerweile über 30 Versicherer mit W&I-Policen am Markt. Um den besten Preis und die besten Konditionen aus dem breiten Angebot der teils internationalen Gesellschaften herauszufiltern, komme es immer mehr auf die Kompetenz der Industriemakler an. Engels: „Versicherungsnehmer sind heute gegenüber M&A-Versicherern in einer deutlich stärkeren Verhandlungsposition. Ich empfehle deshalb Verkäufern schon in der Verkaufsvorbereitung und Käufern, sich den ‚weichen‘ M&A-Versicherungsmarkt zu Nutze zu machen und dieses Tool aktiv in den Prozess einzubringen.“
Prämien und Kapazitäten 2024
Die WTW-Studienautoren sind optimistisch, dass sich der positive Trend am globalen M&A-Markt 2024 fortsetzen wird, auch wenn das Niveau noch lange nicht auf Vorpandemie-Status angekommen ist. Geopolitische Krisen, Inflation und hohe Zinsen sorgen dabei weiterhin für einen unsicheren Markt. Für die W&I-Versicherer bedeutet das umso mehr, dass sich die Transaktionsrisikoversicherung als hilfreiches Tool weiter etablieren kann. Aufgrund des aktuellen Risikoappetits und der vorhandenen Kapazitäten ist mit Anpassungen der Vertragsbedingungen zu Lasten der Versicherungsnehmer nicht zu rechnen, allenfalls mit einer leichten Prämiensteigerung.
(wtw vom 25.06.2024 / RES JURA Redaktionsbüro)