• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Nachhaltigkeit auf Vorstandsebene angekommen: ESG-Faktoren in der Vergütungsgestaltung drängen Vorstände zu nachhaltiger Unternehmensführung

24.10.2022

Nachhaltigkeit auf Vorstandsebene angekommen: ESG-Faktoren in der Vergütungsgestaltung drängen Vorstände zu nachhaltiger Unternehmensführung

Die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit ist zwischenzeitlich auch auf Ebene der Vorstände börsennotierter Unternehmen in Deutschland angekommen. Mit konkreten Messgrößen (KPIs) in der variablen Vergütung des Vorstands insgesamt sowie Vorstandsressorts mit Bezug zu Corporate Social Responsibility (CSR) steigt der Anreiz für Vorstände, ihr Unternehmen nachhaltiger zu gestalten. Diese und weitere Schlussfolgerungen lässt die diesjährige Studie „Nachhaltigkeit im Wandel“ der BDO AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und der Beratungsgesellschaft und Kommunikationsagentur Kirchhoff Consult AG zu. Bereits zum neunten Mal in Folge haben sie gemeinsam alle Nachhaltigkeitsberichte und nichtfinanziellen Erklärungen/Berichte der 160 Unternehmen aus DAX40, MDAX und SDAX analysiert, die am 30.06.2022 veröffentlicht waren.

Beitrag mit Bild

©tstockwerkfotodesign/de.123rf.com

Die Studienergebnisse zeigen, dass Vorstände zunehmend in die Pflicht genommen werden, ihre selbst gesetzten Ziele zu erreichen. Mehr als 70% der DAX 160-Unternehmen integrieren solche KPIs in die Regelungen zur Vorstandsvergütung. Unter den DAX40-Gesellschaften liegt der Anteil sogar bei 85%. Das Thema ESG verankert sich zunehmend auch auf Vorstandsebene. Durch die Gestaltung der Vorstandsvergütung übernimmt der Aufsichtsrat eine gezielte Steuerungsfunktion – hin zu einer nachhaltigeren Unternehmensführung, stellen die Studienautoren fest. Die Studienergebnisse zeigen ganz deutlich, dass Nachhaltigkeit nicht mehr nur ‚nice to have‘, sondern als ‚must have‘ immer mehr fester Bestandteil der Unternehmensstrategie wird. Fast die Hälfte der Unternehmen (41%) ordnet den Bereich Corporate Social Responsibility (CSR) zudem einem Vorstandsressort zu. Vergleichsweise häufig taucht beispielsweise die Funktion „Chief Sustainability Officer (CSO)“ auf.

Steigender Anteil an Frauen im Vorstand: Nur weil es sein muss?

Erstmals kann die Studie von BDO und Kirchhoff Consult durch einen Vorjahresvergleich eine Entwicklung zum Stand bei der Gleichstellung in deutschen Führungsetagen ziehen. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Frauenanteil im Vorstand stark gestiegen: In über der Hälfte der Unternehmen (53%) sitzt mindestens eine Frau im Vorstandsgremium. Das sind 15 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Allerdings bleibt der Anteil von Frauen in den Vorstandsposten insgesamt niedrig: Nur 14% aller Vorstandsmitglieder sind weiblich. Die Entwicklung muss zudem in Zusammenhang mit dem 2022 eingeführten, so genannten „Zweites Führungspositionen-Gesetz“ (FüPoG II) betrachtet werden. Dieses verpflichtet beispielsweise Vorstände mit mehr als drei Mitgliedern zu mindestens einem weiblichen Mitglied.

Kein ESG-Rating – keine Investoren?

Bewertungen des börsennotierten Unternehmens durch ESG-Ratings gewinnen insbesondere für Investoren weiter an Bedeutung. Sie bieten beispielsweise potenziellen Investoren Orientierung zur Bewertung der Nachhaltigkeits-Performance in Unternehmen. Themen wie Umwelt (Environment), Soziales und Gesellschaft (Social) sowie Unternehmensführung (Governance) rücken bei vielen DAX 160-Unternehmen verstärkt ins Blickfeld. Während beinahe der gesamte DAX 160 (96%) mit einer Bewertung in der Datenbank von Sustainalytics vertreten ist, wird diese Bewertung aber nur in etwa der Hälfte der Berichte (49%) kommuniziert. Der Vergleich zum Vorjahr zeigt einen deutlichen Trend: Im Jahr 2021 waren lediglich 69% der DAX 160-Unternehmen in der Datenbank von Sustainalytics zu finden. Auch die Kommunikation im Bericht lag mit 38% unter dem diesjährigen Niveau. Obwohl die Datenbank von Sustainalytics am umfangreichsten ist, wird zum Rating MSCI ESG am häufigsten berichtet.

EU-Taxonomie: Bei der Umsetzung bleibt noch viel zu tun

Für das Geschäftsjahr 2021 war erstmals die EU-Taxonomieverordnung für berichtspflichtige Unternehmen anzuwenden. Während sich viele Unternehmen (88%) bisher mit ihrer Taxonomiefähigkeit auseinandersetzen, haben gerade einmal 4% zusätzlich freiwillig über die Taxonomiekonformität ihrer Geschäftstätigkeit berichtet. Die zukünftige Umsetzung bleibt daher eine Herausforderung für die meisten Unternehmen, da eine Berichterstattung zur Konformität ab dem nächsten Geschäftsjahr verpflichtend sein wird.

Investorengetriebenes Rahmenwerk SASB gewinnt an Relevanz

Sowohl für die Nachhaltigkeitsberichte als auch für die nichtfinanziellen Erklärungen und Berichte bleibt die Global Reporting Initiative (GRI) das etablierte Rahmenwerk für die ESG-Berichterstattung. 94% der Unternehmen, die ein Rahmenwerk im Nachhaltigkeitsbericht nutzen, verwenden die GRI Standards. Gleichzeitig steigt der Gebrauch der investorengetriebenen Standards des Sustainability Accounting Standards Board (SASB). Überwiegend wird SASB dabei zusätzlich zu GRI verwendet. Während 2019 nur ein Unternehmen SASB verwendete, sind es mittlerweile bereits 36.

Die Studie von BDO und Kirchhoff Consult steht hier zur Verfügung.

(Pressemitteilung Kirchhoff Consult vom 19.10.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

©peterschreibermedia/123rf.com

25.07.2024

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit

Mehr als vier Jahre internationaler Krisen, geprägt durch die Corona-Pandemie, den russischen Überfall auf die Ukraine, die dadurch ausgelöste, gerade abgeebbte Inflationswelle sowie wachsende geopolitische Spannungen, haben deutliche negative Spuren bei zentralen Kenngrößen wirtschaftlicher, staatlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit in Deutschland hinterlassen. Die Bundesregierung hat zwar mit hohem Aufwand, darunter weit verbreitete Kurzarbeit, Unterstützungszahlungen und

Schwache Entwicklung bei wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit
Meldung

© alexlmx/fotolia.com

24.07.2024

German Private Equity Barometer Q2 2024

Stimmungseinbruch auf dem deutschen Private Equity-Markt: Kurz vor dem Überschreiten seines langjährigen Durchschnitts bricht das Geschäftsklima auf dem deutschen Private Equity-Markt wieder ein. Der Geschäftsklimaindikator verliert im zweiten Quartal 2024 20,6 Zähler auf -23,4 Saldenpunkte. Einen ähnlich starken Einbruch gab es bereits vor Jahresfrist im zweiten Quartal 2023. Insbesondere die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fällt

German Private Equity Barometer Q2 2024
Meldung

©lassedesignen/fotolia.com

23.07.2024

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Etwa 40 % der Unternehmen, die in KI investiert haben, warten noch auf nennenswerte Renditen. Dies zeigen aktuelle Studiendaten. Wenig verwunderlich: viele Investments zahlen sich erst auf lange Sicht aus. Covello von Goldman Sachs ist jedoch alles andere als überzeugt davon, dass sich jene Investments überhaupt einmal auszahlen werden. „Bei den meisten technologischen Umwälzungen in der

KI-investierende Unternehmen warten auf Renditen

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank