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17.04.2020

Private Equity: Corona legt den Markt fast vollständig lahm

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© stanciuc/fotolia.com

Die Corona-Krise hat die Wirtschaft fest im Griff und wirkt sich nun auch massiv auf den deutschen Private-Equity-Markt aus. Knapp 86 Prozent der befragten Teilnehmer des ersten Private Equity Panels von CMS und Finance in diesem Jahr berichten von einem extremen Ausmaß an geplatzten Deals. Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben zudem an, dass geplante Add-On-Akquisitionen ebenfalls vorerst auf Eis gelegt werden mussten. Auch die Kaufpreise bei M&A-Prozessen haben in den Augen der befragten PE-Manager massiv an Attraktivität verloren.

Das sind die Kernergebnisse des ersten Private Equity Panels in diesem Jahr, bei dem die Wirtschaftskanzlei CMS und das Magazin Finance mehr als 50 verschiedene Private-Equity-Häuser aus dem deutschen Mittelstand befragen.

Corona-Krise zerreißt den deutschen Private-Equity-Markt

Die Corona-Pandemie zieht sich wie eine Schneise durch die deutsche Mittelstands-Private-Equity. Das macht sich unter anderem deutlich in der Verfügbarkeit von Buy-out-Finanzierungen bemerkbar. Auf einer Skala von 1 (schlecht) bis 10 (exzellent) sank der Durchschnittswert von 7,96 auf 4,30 Punkte. Weniger stark verschlechtert haben sich, laut der befragten Panelisten, dagegen die Konditionen. Der Wert sank lediglich von 6,96 auf 5,00 Punkte. Erstmals seit Erhebung des Panels werden damit die Konditionen der Finanzierungen positiver bewertet, als die Verfügbarkeit von Krediten. Dazu CMS-Partner Dr. Jacob Siebert: „Das Zinsumfeld selbst hat sich nicht geändert, allerdings herrscht große Verunsicherung, wie sich die Corona-Krise auf die Geschäftsmodelle der Targets auswirkt – und da halten sich die meisten erst einmal bedeckt und warten ab.“

Stresstest für laufende M&A-Prozesse

Während geplante M&A-Aktivitäten vorerst auf Eis gelegt sind, sind Käufer und Verkäufer gezwungen, sich neu auszurichten. Dabei steht vor allem die Käuferseite vor massiven Einbrüchen ihrer Portfoliounternehmen. So bewerten die Panel-Teilnehmer die Perspektiven für ihr Geschäft in den nächsten zwölf Monaten nur noch mit einem Wert von 3,48 Punkten (zuvor 6,16 Punkte) und somit deutlich pessimistisch. Viele PE-Manager wagen sich dennoch wieder auf die Seite der Käufer mit einem Wert von 6,83 Punkten auf der taktischen Positionierung (1 = Verkäufer, 10 = Käufer). Dies markiert den höchsten Wert seit zehn Jahren. Auf der anderen Seite trüben die Kaufpreisvorstellungen der Verkäufer in den Augen der befragten PE-Manager mit einem sehr niedrigen Wert von 4,00 Punkten auf einer Skala von 1 bis 10 die Marktaussichten.

Mit krisenerprobten M&A-Tools will die PE-Branche, laut Panel, den Markt allerdings wieder ankurbeln. Mehr als drei Viertel der Befragten sprechen sich für den Einsatz von MAC-Klauseln, Earn-Outs und anderen Kaufpreisanpassungsklauseln aus. 70 Prozent der Befragten schreiben auch der gesicherten Finanzierung als Closing-Bedingung eine hohe Bedeutung zu. Dr. Tobias Schneider, Private-Equity-Partner bei CMS, fasst zusammen: „Wer jetzt einen Deal machen möchte, braucht gute Nerven und einen guten Vertrag, der die aktuellen Unsicherheiten abbildet. Kreativität bei der Vertragsgestaltung ist jetzt besonders wichtig.“

Deutliche Unsicherheiten bei Deal-Gestaltungen

Bei der Frage nach der künftigen Ausgestaltung von Deals sind sich die Panel-Befragten einig und setzen auf Konzerne. Die erwartete Sell-Side-Aktivität von Unternehmern und anderen Private-Equity-Häusern ist für den Rest des Jahres gegenüber dem Frühjahr 2019 um 33 und teilweise sogar 36 Prozent eingebrochen. Konzern-Spin-offs dagegen verzeichnen ein Plus von zehn Prozent.

Investoren setzen ihre Hoffnungen darauf, dass Unternehmen das eigene Portfolio durchgängig kritisch überprüfen und Randgeschäfte sowie Underperformer verkaufen. „Konzern-Spin-offs gelten heute neben Primaries, wie eigentlich schon immer, als Spielwiese für »quick wins«, die rasch auf Rendite getrimmt werden können – aber Vorsicht, Verhandlungen mit Konzernen gerade in Krisenzeiten sind oft schwierig“, so CMS-Partner Tobias Schneider.

Allerdings drohen die Branchenpräferenzen der PE-Manager bei einem Wiederaufschwung des Private-Equity-M&A-Geschäfts zum Bremsklotz zu werden. Denn: Ausgerechnet jene Branchen, in denen Großkonzerne zuletzt in schwieriges Fahrwasser geraten sind, werden für die PE-Manager unattraktiv. Laut Panel halten die Befragten Neu-Investments in den Bereichen Automotive, Handel und Maschinenbau für am unattraktivsten. Leicht positiv und recht stabil stehen dagegen die Branchen Healthcare, Software und Telekommunikation mit Höchstwerten da.

Dass offenbar kaum ein Private-Equity-Manager jetzt schon den Mut findet, die größten Krisenherde nach Investitionsgelegenheiten zu durchforsten, könnte auch noch eine zweite – eigentlich zuversichtliche – Sichtweise der Finance-Panelisten konterkarieren. Über 60 Prozent der Befragten glauben stark oder sogar sehr stark daran, dass die Corona-Krise ihnen unerwartete neue Zukaufsgelegenheiten eröffnen wird. Aber auch bei Healthcare, Software und Telekommunikation? „Es wird spannend – Software und Telecoms erscheinen die logischen Gewinner der Corona-Krise zu sein, da werden sich wenige Opportunitäten ergeben. Bei Healthcare ist das noch nicht ausgemacht, so dass die zuletzt sehr hohen Preise vielleicht wieder etwas nachgeben“, sagt PE-Anwalt Siebert.

(Pressemitteilung CMS vom 14.04.2020)


Redaktion

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