Für die Studie zum Management des Geschäftsbereichs-Portfolios hat die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland bis Februar 2022 200 Verantwortliche aus Vorständen sowie den Strategie- und M&A-Abteilungen von Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt.
Strategischer Wandel hin zu „Adapter-Ansatz“
Dass die Unternehmensverantwortlichen überwiegend zuversichtlich auf die mittelfristige Marktentwicklung und ihre Wachstumschancen schauen, hat die Studienautoren überrascht. Jedoch gab es schon vor Beginn des Ukraine-Kriegs eine teils deutliche Marktvolatilität und viele der nun eingetretenen Auswirkungen zeichneten sich bereits zuvor ab. Sicherlich wirken derzeit noch Maßnahmen und Unterstützungsprogramme der Regierungen und Notenbanken wie ein Weichzeichner – und das wahre Bild zeigt sich in aller Schärfe erst noch, so die Einschätzung der Autoren.
Die Befragten konstatieren jedoch durchaus einen Paradigmenwechsel – weg von kontinuierlichem Wachstum in einem recht stabilen Marktumfeld hin zu deutlich volatileren Märkten und schnelleren Marktverschiebungen. Dies zeigt sich auch bei den Strategien, welche die Entscheider verfolgen: 59% von ihnen setzen auf einen „Adapter“-Ansatz, der flexibel auf Marktveränderungen reagiert und Risiken minimiert, einschließlich mit Unternehmenstransaktionen das Geschäftsbereichs-Portfolio zu verändern. Demgegenüber fokussiert der „Preserver“-Ansatz (41%) darauf, bestehende Strukturen zu optimieren und Effizienzpotenziale zu heben.
Je unsicherer das Marktumfeld, desto wichtiger ist eine konsequente Strategieumsetzung
Allerdings zeigt sich eine deutliche Kluft zwischen Strategie und Umsetzung: Befragt nach ihren konkreten Maßnahmen nannten die Befragten deutlich häufiger organische Maßnahmen – also solche, die eher typisch für einen „Preserver“-Ansatz sind: Wachstumsprogramme (73,5%), Restrukturierung (69,5%) sowie Forschung und Entwicklung (49%). Anorganische Maßnahmen, eher charakteristisch für den „Adapter“-Ansatz – darunter Unternehmenskäufe (44%), Joint Ventures (27,5%) und Carve-outs (8,5%) – waren für die Befragten weniger relevant.
Laut der Studienautoren ist es auffällig, dass die Unternehmensverantwortlichen den von ihnen bevorzugten strategischen Ansatz in der Praxis noch nicht konsequent umsetzen und weiterhin stark auf bewahrende Maßnahmen bauen. Das konsequente Verfolgen von ,Adapter‘-Maßnahmen ist aber umso wichtiger, je komplexer und unsicherer das Marktumfeld ist.
Verantwortliche setzen Portfoliostrategie nur selten konsequent um
Einen standardisierten Ansatz für das strategische Portfoliomanagement haben nur 69% der Unternehmensverantwortlichen vollumfänglich oder teilweise implementiert. 77,5% von ihnen meinten dann, den Ansatz für das strategische Management der Geschäftsbereiche nach transparenten, messbaren Kriterien durchzuführen.
Die größte Hürde scheint der Analyse zufolge die Implementierung zu sein – ist ein Ansatz zum Portfoliomanagement erst einmal vorhanden, nutzen Unternehmen diesen auch recht professionell.
Aber setzen Unternehmen abgeleitete Maßnahmen zur Portfolio-Optimierung auch wirklich um? Antwort: eher nicht. So sagten nur 7,2% der Befragten, dass sie eine Unternehmenseinheit rasch verkaufen würden, wenn der Ansatz zum strategischen Portfoliomanagement zu dem Ergebnis käme, dass diese Unternehmenseinheit nicht zum Kerngeschäft gehört.
Komplexe operative Strukturen effizient managen
Und wie steht es um das Management der operativen Unternehmensstrukturen? 57% der Befragten gehen davon aus, dass die Komplexität der operativen Unternehmensstrukturen in den kommenden fünf Jahren linear zunehmen wird. Mit einer sogar exponentiellen Komplexitätszunahme rechnen 21%, und lediglich 21,5% gehen von gleichbleibender bzw. abnehmender Komplexität aus. Dabei ist es wichtig, diese operativen Strukturen genau zu verstehen, um ineffiziente Schnittstellen und Schwachpunkte zu erkennen und zu beheben, so der Rat der Studienautoren.
Einen entsprechenden Ansatz zur Steuerung der operativen Strukturen haben 46% der Befragten zum Teil, 20,5% vollständig implementiert. Und 80,1% derjenigen Befragten, die den Ansatz implementiert haben, führen diesen eigenen Angaben zufolge nach transparenten und messbaren Kriterien durch. Auffällig: Die aus einem Ansatz zum Management der operativen Strukturen abgeleiteten Maßnahmen setzen die Unternehmensverantwortlichen offenbar deutlich konsequenter um als beim Ansatz zum strategischen Portfoliomanagement.
Dass Unternehmen die Maßnahmen, welche die operativen Strukturen optimieren, weitaus konsequenter implementieren als die strategischen, ist nachvollziehbar, erklären die Studienautoren. Denn strategische Maßnahmen seien meist weniger greifbar und deutlich komplexer, wirken sich aber umso stärker auf die langfristige Positionierung aus. Allerdings komme es mehr denn je auf die präzise Umsetzung aller definierten Maßnahmen an. Nur dann lasse sich auch das volle Wertsteigerungspotenzial zur Optimierung des Geschäftsbereichs-Portfolios tatsächlich erreichen.
Die PwC-Portfolio Management Studie 2022 steht hier zum Download.
(Pressemitteilung PwC vom 19.05.2022)