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14.01.2020

Rekordsummen für deutsche Start-ups – Standort Berlin bleibt vorn, München holt auf

Autokonzerne auf der Überholspur

©Sunnystudio/fotolia.com

Der Finanzierungsboom im deutschen Start-up-Segment hält an: Jungunternehmen konnten im Jahr 2019 so viel frisches Kapital einsammeln wie nie zuvor. Insgesamt erhielten sie 6,2 Mrd. € und damit 36% mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um 13% auf 704. Erneut floss der Löwenanteil des investierten Kapitals nach Berlin: Start-ups aus der Hauptstadt erhielten im vergangenen Jahr bei 262 Finanzierungsrunden insgesamt 3,7 Mrd. € – ein Anstieg um 41% gegenüber dem Vorjahr. Das sind Ergebnisse des Start-up-Barometers der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. Berücksichtigt wurden Unternehmen, deren Gründung höchstens zehn Jahre zurückliegt.

Noch stärker legten die Investitionen in Bayern zu: um 93% auf 1,55 Mrd. €. Für das starke Plus war vor allem der Mobilitätsanbieter FlixMobility verantwortlich, der laut Medienberichten 500 Mio. € erhielt – die größte je an ein deutsches Start-up geflossene Summe.

Ebenfalls mehr Geld als im Vorjahreszeitraum erhielten nordrhein-westfälische Jungunternehmen (plus 10% auf 268 Mio. €) und Start-ups aus Baden-Württemberg, wo sich das Investitionsvolumen auf 209 Mio. € fast verdreifachte. Sinkende Zuflüsse verzeichneten hingegen die Standorte Hamburg (minus 54% auf 254 Mio. €) und Hessen (minus 44% auf 73 Mio. €). Immerhin: An allen sechs Top-Standorten in Deutschland wurden mehr Finanzierungsrunden gezählt als im Vorjahr. Das stärkste Wachstum zeigte hier Nordrhein-Westfalen, wo die Zahl der Deals um 45% auf 87 stieg.

Zahl der deutschen Unicorns 2019 weiter gestiegen

Deutsche Start-ups haben nie zuvor so viel Geld erhalten wie im vergangenen Jahr. Der Finanzierungsboom hält unvermindert an, stellt die Studie fest. Erneut sorgten vor allem einige sehr große Deals vornehmlich ausländischer Geldgeber für den Investitionsrekord. Immerhin 13 Finanzierungsrunden in der Größenordnung von mehr als 100 Mio. € wurden im vergangenen Jahr gezählt – sieben im ersten Halbjahr, sechs in der zweiten Jahreshälfte. Im gesamten Jahr 2018 hatte es nur sechs derartige Mega-Deals gegeben. Top-Start-ups hatten im vergangenen Jahr erneut kaum Probleme, an frisches Kapital zu kommen, die Zahl der deutschen Unicorns ist 2019 weiter gestiegen, beobachten die Autoren der Studie.

Erfreulich sei zudem, dass die Zahl der Finanzierungsrunden insgesamt signifikant gestiegen sei, so dass insgesamt deutlich mehr Jungunternehmen frisches Geld erhielten, so die Analyse. Dabei wurden vor allem mehr kleine frühphasige Investitionsrunden im Volumen von maximal 5 Mio. € registriert, deren Zahl um 27% auf 541 stieg. Rückläufig waren hingegen mittelgroße Investitionen zwischen 10 und 50 Mio. € – ihre Zahl sank um 14% von 81 auf 70.

Nach Einschätzung der Studienautoren ist sehr viel und ausreichend Liquidität im Markt – mit weiterhin stark ansteigender Tendenz. Finanzstarke und überwiegend international tätige Investoren aus den USA, Großbritannien sowie Asien seien insbesondere an sehr großen Transaktionen interessiert, auch weil die Bewertungen in Europa im Vergleich zum Silicon Valley noch relativ günstig seien. Auch deutsche Risikokapitalgeber würden ein intensives Fundraising betreiben und neue Fonds auflegen.

Bundesregierung plant „Zukunftsfonds“ zur Förderung von Start-ups

die Finanzierung von Start-ups weiter zu fördern, plant die Bundesregierung einen „Zukunftsfonds“, der mehr Kapital in die deutsche Start-up-Szene leiten soll. Die Autoren der Studie unterstützen eine derartige Initiative, weil sie ein starkes Zeichen für Innovationen am Zukunftsstandort Deutschland setze. Frankreich sei hier vorangegangen und habe gezeigt, welche Dynamik entfacht werden kann, wenn der Staat sich aktiver einbringt und eine breite Unterstützung für die innovative und digitale Start-up-Szene mobilisiere.

Gerade in Zeiten von sich anbahnenden Krisen in wichtigen Bereichen der produzierenden Industrie Deutschlands komme der Digitalwirtschaft eine steigende Bedeutung als Jobmotor zu. Bereits heute sei der Rückenwind in diesem Bereich so groß, dass es mehr Stellen als passende Bewerber gebe. Die Bundesregierung ist daher gut beraten, die Digitalwirtschaft nicht nur finanziell zu unterstützen, sondern auch mit weiteren steuer- und bildungspolitischen Maßnahmen, stellen die Studienautoren fest.

FinTech und Mobility laufen E-Commerce den Rang ab

Die Dominanz von E-Commerce-Geschäftsmodellen wurde im Jahr 2019 laut des EY Start-up Barometers endgültig gebrochen: Das meiste Geld floss mit 1,6 Mrd. € an junge Mobilitätsanbieter – vor allem aufgrund der beiden Mega-Finanzierungsrunden für FlixMobility und GetYourGuide. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das fast einer Vervierfachung. Im Branchenranking belegen FinTechs und Software-Unternehmen mit 1,3 bzw. 1,2 Mrd. € die Plätze zwei und drei. Das FinTech-Segment legte bei der Finanzierungssumme um 95% zu, die Zahl der Finanzierungsrunden stieg um 24% auf 67. Software-Start-ups verzeichneten ein um 82% gestiegenes Finanzierungsvolumen, während die Zahl der Finanzierungen um 53% auf 221 stieg. E-Commerce folgt mit 730 Mio. € erst auf dem vierten Rang – im Vergleich zum Vorjahr ging die Finanzierungssumme um 56% zurück, die Zahl der Finanzierungsrunden stieg hingegen nur um 4%.

Steigendes Interesse an hochinnovativen Technologie-Geschäftsmodellen

Unterm Strich habe sich die Start-up Szene damit im vergangenen Jahr weiter ausdifferenziert, während sich auch der Fokus der Investoren verändert habe. Die Studienautoren beobachten ein steigendes Interesse gerade an hochinnovativen Technologie-Geschäftsmodellen. Software as a Service, Analytics und Künstliche Intelligenz sind groß im Kommen und profitieren aktuell von hohen Bewertungen. E-Commerce tritt zwar etwas in den Hintergrund, bleibt aber ein wichtiges und starkes Segment. Im Bereich FinTech wird sich im Jahr 2020 vermutlich eine Konsolidierung ergeben aufgrund des Überangebotes an Anbietern, prognostizieren die Autoren der Studie.

Knapp 60% des Kapitals fließen nach Berlin

Die beiden mit Abstand größten Deals des vergangenen Jahres waren die 500 Mio. € für das Münchener Start-up FlixMobility und die 428-Mio.-€-Finanzierung für das Berliner Reise-Start-up GetYourGuide. Auf dem dritten Platz folgt mit einem Investitionsvolumen von 361 Mio. € die Berliner Gebrauchtwagenplattform Frontier Car Group.

Von den zwanzig größten Investitionsrunden gingen im vergangenen Jahr 13 an Unternehmen mit Sitz in Berlin, vier gingen an Münchner Unternehmen. Berlin dominiere nach wie vor die Start-up-Szene und werde auch weiterhin der international bedeutendste deutsche Leuchtturm bleiben. Aber Bayern mit dem Zentrum München hat in den vergangenen Jahren aufgrund seiner hervorragenden Qualitäten im Bereich High Tech stark aufgeholt und etabliert sich als zweiter, auch international anerkannter deutscher Start-up Standort, so das Fazit der Studie.

Das „EY Start-up Barometer 2020“ finden Sie hier zum Download.

(Pressemitteilung EY vom 14.01.2020)


Redaktion

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