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28.04.2017

Restrukturierung am Scheideweg: Regulierungsdruck und Verkauf notleidender Kredite könnten Spielregeln verändern

Autokonzerne auf der Überholspur

© alexlmx/fotolia.com

Restrukturierung ist für deutsche Unternehmen nach wie vor ein wichtiges Thema, vor allem weil Innovationsdruck und Digitalisierung sie dazu zwingen, ihr Geschäftsmodell permanent anzupassen. Dies betrifft besonders die Konsumgüterbranche und die Autoindustrie. Durch den regulatorischen Druck verändert sich das Restrukturierungsumfeld, insbesondere steigt die Zahl der Transaktionen mit notleidenden Krediten (non-performing loans, NPL). Gleichwohl sind die Rahmenbedingungen für eine neue Zeitrechnung in der Restrukturierung noch nicht abschließend gesetzt.

Dies sind die zentralen Ergebnisse der „Restrukturierungsstudie 2017“, für die Roland Berger rund 800 Restrukturierungsexperten zu aktuellen Themen und Trends befragt hat.

„Die konjunkturelle Entwicklung wirkt sich kaum auf die Lage aus“, sagt Sascha Haghani, Managing Partner von Roland Berger in Deutschland und Leiter des globalen Competence Centers Restructuring & Corporate Finance. „Die Teilnehmer unserer Umfrage erwarten zwar eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums, aber sie messen dem in Bezug auf Restrukturierungen wenig Bedeutung zu. Viel mehr Einfluss erwarten sie von politischen Faktoren.“

Mit 23 Prozent der Nennungen hat sich dabei der Ost-West-Konflikt ganz nach vorne geschoben – das sind 18 Prozentpunkte mehr als in der Vorjahresumfrage. An zweiter Stelle folgen innereuropäische Krisen wie der Brexit mit 19 Prozent. Dagegen spielt die konjunkturelle Entwicklung Chinas eine weniger relevante Rolle – nur 8 Prozent der Befragten halten sie für einen wichtigen Krisenfaktor. Im Jahr 2016 waren es noch 15 Prozentpunkte mehr.

Innovation und Digitalisierung verlangen nach Anpassungen

Die wichtigsten Gründe für eine Neuausrichtung von Geschäftsmodellen sind für 42 Prozent der Umfrageteilnehmer der Innovationsdruck und der Zwang zur Digitalisierung. „Das zeigt, dass sowohl die Geschwindigkeit als auch der Umfang der digitalen Transformation weiter zunehmen“, erklärt Roland Berger-Partner Wolfgang Herrmann. „Immer mehr Unternehmen spüren das. Der Wettbewerb zieht an, erfordert immer schlankere Kostenstrukturen und zwingt viele Marktteilnehmer zur Konsolidierung.“ Dazu kommt eine verstärkte Regulierung, die ebenfalls für Anpassungsdruck sorgt (9%). Dass all dies für zunehmende Komplexität bei den Restrukturierungsfällen sorgt, erwarten mehr als die Hälfte der Befragten (52%). Gleichzeitig gehen die meisten (53%) davon aus, dass die Zahl der Sanierungsfälle gleich bleiben wird.

Den höchsten Anpassungsbedarf für Strategie und Geschäftsmodell sehen die Studienteilnehmer dieses Jahr in der Konsumgüterbranche (27%), gefolgt von der Autoindustrie (26%). „Bei den Konsumgüter-Unternehmen dürften steigende Kundenanforderungen, höherer Preisdruck und die Digitalisierung die Hauptgründe sein“, meint Haghani. „Und die Automobilindustrie steht insgesamt vor einem großen Umbruch durch die Etablierung alternativer Antriebs- und Mobilitätskonzepte.“

Transaktionen mit Non-Performing Loans nehmen zu

Ein weiteres Ergebnis: 63 Prozent der Befragten erwarten eine deutliche Zunahme von Transaktionen mit notleidenden Krediten (non-performing-loans – NPL). „Wir kommen damit aber noch nicht in eine neue Ära der Restrukturierung“, sagt Gerd Sievers, Partner von Roland Berger. „Die regulatorischen Rahmenbedingungen werden gerade erst gesetzt.“

Als Investoren für NPL sehen die Studienteilnehmer primär Fonds, vor allem Hedge Fonds (38%) sowie Mixed Fonds (30%). Banken dagegen treten vor allem als Verkäufer auf und sind damit als Investoren weniger relevant (in- und ausländische Banken zusammen 10%). Über die Auswirkung der Besteuerung von Sanierungsgewinnen aus NPL-Transaktionen besteht Uneinigkeit unter den Experten: Rund die Hälfte erwartet keinen Effekt auf NPL-Transaktionen. Ebenfalls die Hälfte der Teilnehmer glaubt, dass vorinsolvenzliche Sanierungsmöglichkeiten die Zahl der verkauften NPL-Forderungen nicht beeinflussen werden.

(Pressemitteilung Roland Berger vom 28.04.2017)


Redaktion

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