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10.01.2023

Restrukturierungsbedarf in deutschen Unternehmen steigt weiter

Der ohnehin schon große Restrukturierungsbedarf in deutschen Unternehmen wird noch weiter steigen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Aurum Interim Management im Herbst 2022 unter knapp 140 Restrukturierungsexperten. 97% der Befragten prognostizieren trotz des bereits hohen Ausgangsniveaus einen weiter zunehmenden Restrukturierungsbedarf. Beeinflusst wird diese Entwicklung durch die aktuelle wirtschaftliche Lage: Insbesondere die Energiekrise (97%), fehlende beziehungsweise gestörte Lieferketten (92%), Rohstoffknappheit (85%) und die Inflation (84%) sind nach Einschätzung der Studienautoren hauptverantwortlich für den steigenden Restrukturierungsbedarf.

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© alexlmx/fotolia.com

Trotz der veränderten Rahmenbedingungen und des höheren Bedarfs hat sich die Natur der Restrukturierungen nach Ansicht der Befragten kaum verändert: In den meisten Fällen geht es um die Einleitung und Umsetzung von grundlegenden strategischen Veränderungen wie die interne Restrukturierung, Outsourcing oder Merger & Acquisitions. Komplexe Prozesse, die fast immer mehrere Unternehmensbereiche betreffen.

Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung überrascht es nicht, dass 82% der Experten die Einkaufspreise als einen der Top-Treiber von Restrukturierungen identifizieren. Auch die Bedeutung geopolitischer Risiken wird von 74% der Befragten als hoch eingeschätzt. Bei der Umfrage 2021 spielten die Einkaufspreise mit 48% und die geopolitischen Risiken mit nur 28% der Nennungen noch eine deutlich untergeordnete Rolle als Restrukturierungstreiber. Das zeige, wie dramatisch sich die Situation in den letzten zwölf Monaten gewandelt hat. Auch die Auswirkungen des zunehmenden Fachkräftemangels macht die Studie sichtbar: Wurden fehlende Personalkapazitäten 2021 noch von der Hälfte der Experten als Restrukturierungstreiber aufgeführt, sehen bei der aktuellen Studie schon rund zwei Drittel der Befragten darin einen wichtigen Einflussfaktor – doch auch die Personalkosten bleiben für viele Befragte ein Thema. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die Rahmenbedingungen und die Treiber von Restrukturierungen geändert haben, kommentieren die Studienautoren. Interessant sei jedoch, dass sich trotz der veränderten Umstände die grundlegende Natur der Restrukturierungen nach Ansicht der Experten kaum gewandelt hat. Wie schon bei der vorigen Befragung geht es bei Transformationsprozessen meist um grundlegende strategische Veränderungen wie die interne Restrukturierung (89%), Outsourcing (69%) oder Merger & Acquisitions (ebenfalls 69%).

Automobilbranche und Maschinen-/Anlagenbau besonders betroffen

Auch in der Studie liegt der Bereich Automotive im Branchen-Ranking an erster Stelle der Industrien mit dem höchsten Restrukturierungsbedarf: 84% der Befragten geben an, aus diesem Sektor eher viele bis sehr viele Anfragen zu erhalten. Laut der Studienautoren verwundert dies nicht, denn neben dem anhaltenden Technologiewandel steht die Automobilbranche vor immensen Herausforderungen. Die durch die Corona-Pandemie ausgelösten Probleme in den Lieferketten haben sich durch die Ukraine-Krise weiter verstärkt und auch die gestiegenen Energiepreise bedeuten eine hohe Belastung für den Sektor. Doch auch der Maschinen- und Anlagenbau ist mit 79% stark von Restrukturierungen betroffen. Die Branche leidet unter Marktunsicherheiten, denn internationale Großinvestitionen liegen weiterhin auf Eis und auch die Sicherung der Lieferketten bleibt ein wichtiges Thema, stellen die Autoren der Studie fest Im Vergleich dazu scheint sich der Handel zu stabilisieren. Obwohl der Handel weiterhin stark unter Druck stehe, sei der Restrukturierungsbedarf leicht zurückgegangen. Denn nur 49% der Experten bekommen Anfragen aus diesem Bereich – das sind sechs Prozentpunkte weniger als 2021. „Gewinner“ in Krisenzeiten scheint der Sektor der Finanzdienstleistungen zu sein. Nur 11% der Restrukturierungsanfrage kamen 2022 aus dieser Branche – neun Prozentpunkte weniger als 2021.

Wirtschaftliche Unsicherheit verstärkt Komplexität von Restrukturierungsprozessen

Acht von zehn Experten sind der Meinung, dass die aktuelle wirtschaftliche Unsicherheit – bedingt durch die Corona-Pandemie und die Ukraine-Krise – die Komplexität von Transformationsprozessen noch einmal deutlich erhöht hat: In über 98% der Restrukturierungsfälle sind mehrere Unternehmensbereiche oder sogar das gesamte Unternehmen betroffen. Im Fokus stehen auch weiterhin die Funktionsbereiche entlang der Supply Chain Produktion (87%), Einkauf (82%) und Lager/Logistik (80%) – wobei der Einkauf im Vergleich zum Vorjahr noch stärker in den Fokus gerückt ist (+13 Prozentpunkte). Oft gehen arbeitsorganisatorische Maßnahmen mit den Restrukturierungen einher: In 89% der Fälle müssen neue Arbeitsabläufe implementiert werden, um Prozesse qualitativ besser und effizienter zu machen. Auch die Verschlankung von Strukturen spielt eine wichtige Rolle: In 77% der Fälle werden Abteilungen zusammengelegt, in 74% sollen Hierarchieebenen abgebaut werden. Eine weitere häufig genannte arbeitsorganisatorische Maßnahme ist die Einführung neuer Technologien (72%). Aus Sicht der Studienautoren ist dies eine wichtige Maßnahme, um das Unternehmen für die Zukunft zu wappnen. Denn zwei Drittel der Befragten gehen davon aus, dass Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad besser durch Krisen kommen. Und auch wir als Anbieter für Interim Management sehen anhand der Anfragen, die wir bekommen, dass Digitalisierungsthemen weiterhin an Bedeutung zunehmen, so das Fazit der Studienautoren.

Transformationsprozesse erfordern fundierte Expertise und objektiven Blick von außen

Transformationsprozesse sind herausfordernd – und häufig braucht es den neutralen Blick von außen, um diese komplexe Aufgabe erfolgreich zu meistern. Deshalb holen viele Unternehmen für ihr Restrukturierungsprojekt externe Experten ins Boot. Interim Manager mit nachgewiesener Restrukturierungsexpertise verfügen über das nötige Know-how, aber auch die Objektivität, um Veränderungsprozesse zu initiieren und konsequent voranzutreiben, erklären die Studienautoren. Interim Manager könnten im Restrukturierungsfall vielseitig eingesetzt werden und verschiedene Rollen übernehmen – sei es in Leitungsfunktionen, in Linienfunktionen oder auch projektübergreifend. Am häufigsten kommen sie als gesamtverantwortlicher Projektleiter zum Einsatz (66%), doch oft werden sie auch als Chief Restructuring Officer (CRO) eingebunden (61%). In der Regel werden Interim Manager mit Restrukturierungsexpertise nicht geholt, um das Geschäft abzuwickeln, sondern um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Laut der Studienautoren sind Restrukturierungsprozesse häufig der Start für einen Neuanfang. Am häufigsten, und zwar in 82% der Fälle, werden Interim Manager dabei auf die Verbesserung des Ergebnisses verpflichtet und daran auch gemessen. Diese hohe Zahl belegt eindrucksvoll, dass Interim Manager in der Lage und auch bereit sind, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen, so das Fazit der Studienautoren. Aber auch die Behebung akuter Cashflow-Probleme und die Verbesserung der Marktposition sind in knapp der Hälfte der Fälle wichtige Aufgaben der Restrukturierungsexperten.

(Pressemitteilung Aurum Interim vom 11.01.2023)


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