• Home
  • /
  • Meldungen
  • /
  • Restrukturierungsstudie: Energiekrise, hohe Inflation und steigende Zinsen – Unternehmen sind auf externe Schocks nicht vorbereitet

27.09.2022

Restrukturierungsstudie: Energiekrise, hohe Inflation und steigende Zinsen – Unternehmen sind auf externe Schocks nicht vorbereitet

Pandemie, Ukrainekrieg, Versorgungsengpässe, Inflation – Unternehmen sehen sich parallel mit diversen Krisen konfrontiert. Zudem müssen Firmen ihre Digitalisierung vorantreiben und den gestiegenen ESG-Anforderungen nachkommen. Diese vielfältigen Herausforderungen spiegeln sich auch in der aktuellen „Restrukturierungsstudie 2022“ von Roland Berger wider: 92% der befragten Experten und Expertinnen erwarten eine Zunahme der Restrukturierungsfälle. Mehr als die Hälfte sieht die Unternehmen nur bedingt oder gar nicht auf exogene Schocks vorbereitet. An der Studie nahmen mehr als 650 Experten und Expertinnen aus dem Bankwesen, der Sanierungsberatung und der Insolvenzverwaltung aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil.

Beitrag mit Bild

© djvstock/fotolia.com

Die größten Risiken für die Wirtschaft: Steigende Rohstoff- und Energiepreise, geopolitische Veränderungen und Fachkräftemangel

Laut der Studie stehen die Unternehmen vor einer äußerst schwierigen Gemengelage. Rekordpreise für Material und Energie, steigende Zinsen, die hohe Inflation sowie fragile Lieferketten setzen den Firmen zu. Über zusätzliche Effizienzsteigerungen sei es für Organisationen in diesem Umfeld kaum möglich, ihre Kosten abzudecken. Unternehmen kämen nicht umhin, mit ihren Kunden über Preissteigerungen zu verhandeln.

Weitergabe gestiegener Preise nicht immer durchsetzbar

Waren in den letzten Jahren stets disruptive Innovationen und die digitale Transformation der Hauptgrund für einen Anpassungsbedarf in vielen Branchen, so sind es heute die massiv gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten. Umfangreiche Preisanpassungen sind vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bei fehlender Marktmacht meist schwer durchsetzbar. Die Folge: Sie laufen Gefahr, in die nächste finanzielle Krise zu rutschen. „Um die Kostensteigerungen bei Rohstoffen, Energie, aber auch Personal zu kompensieren, müssten Unternehmen zur Margenabsicherung ihre Preise in diesem Jahr um durchschnittlich 7% erhöhen“, sagt Gerd Sievers, Co-Head der Plattform RPT. Als größte Risiken sehen die in der Studie befragten Experten und Expertinnen steigende Rohstoff- und Energiepreise, die allgemein hohe Inflation (68%) sowie geopolitische Veränderungen (65%). Eine sich verfestigende Energiekrise in Kombination mit einem Einbruch der Nachfrage führt die deutsche Wirtschaft in ein dauerhaftes Stressszenario und es droht eine Rezession, warnen die Autoren der Studie. Hinzu komme der anhaltende Fachkräftemangel, der sich seit der Corona-Pandemie weiter verschärfe.

Automobilindustrie mit größtem Restrukturierungsbedarf – Energiesektor kämpft mit Liquiditätsrisiken

Einige Branchen trifft es besonders hart. Den größten Anpassungsbedarf sehen die Befragten in der Automobilindustrie. Die Krisen der letzten beiden Jahre verschärfen die Situation der ohnehin schwierigen Transformation der Branche, vor allem für Zulieferer. Auch die Energiebranche steht nach Meinung der Experten und Expertinnen vor einem grundlegenden Wandel. Obwohl die massiv gestiegenen Strompreise in den letzten Monaten zu satten Gewinnsteigerungen geführt haben, müssen Versorger gleichzeitig ein noch nie da gewesenes Liquiditätsrisiko managen. Der Grund: Strenge Vorgaben bei Termingeschäften an den Energiebörsen bei der Eindeckung oder Vermarktung eines Stromportfolios. Als Sicherheitsleistung müssen Versorger liquide Mittel hinterlegen. Auch der Einzelhandel steht weiter im Fokus. Nach zwischenzeitlichen Geschäftsschließungen während der Pandemie haben beide Branchen nun mit eingeschränkter Warenverfügbarkeit, Kostensteigerungen und sinkender Kaufkraft ihrer Kunden zu kämpfen. Für alle Branchen gilt: Sie agieren in einem Umfeld, in dem keine schnelle konjunkturelle Erholung unwahrscheinlich ist: Mehr als die Hälfte der Befragten erwartet 2023/2024 ein stagnierendes oder gar rückläufiges Bruttoinlandsprodukt in Deutschland.

Krisenfrüherkennung durch aktives Risikomanagement und Szenario Planung

Trotz multipler Krisen dürfen Unternehmen die notwendige Transformation nicht aus den Augen verlieren. Dekarbonisierung und Digitalisierung bleiben auf der Management-Agenda. Die Befragten sind sich daher einig: Unternehmen müssen sich proaktiv mit potenziellen Krisenszenarien auseinandersetzen und frühzeitig geeignete Strategien und Maßnahmen für den Umgang mit Krisen entwickeln. Zur Schaffung der nötigen Transparenz ist für jeden zweiten Studienteilnehmer die Etablierung eines dedizierten Risikomanagements zur Krisenfrüherkennung deshalb unabdingbar. Ebenso wichtig ist für die Befragten die Sicherung der Lieferketten, etwa durch die Schaffung alternativer Bezugsquellen oder die Rückkehr zu einer vertikalen Integration der Wertschöpfungskette. Lineare Planungsansätze bilden die Realität nicht mehr adäquat ab, warnen die Autoren der Studie. Unternehmen müssten mithilfe von Szenarioanalysen die verschiedenen Risikopotenziale aufdecken, um Planungen flexibler anpassen zu können. So können Unternehmen gegenüber (künftigen) Krisen robuster werden und die gestiegene Komplexität besser bewältigen, so das Fazit der Studienautoren.

Die Roland Berger Restrukturierungsstudie 2022 finden Sie hier.

(Pressemitteilung Roland Berger vom 26.09.2022)


Weitere Meldungen


Meldung

©ra2 studio/fotolia.com

18.06.2025

Konzerne weltweit bremsen bei F&E-Budgets

Inmitten globaler Unsicherheiten investieren Unternehmen weiterhin kräftig in Innovation (F&E). Eine neue EY-Studie zeigt, dass die weltweit forschungsstärksten Unternehmen ihre Budgets erneut erhöht haben – wenn auch moderater als im Vorjahr. Weltweit steigende F&E-Ausgaben trotz Umsatzdämpfer Laut EY-Studie erhöhten die 500 umsatzstärksten Unternehmen mit den höchsten F&E-Budgets ihre Investitionen 2024 um 6 %, obwohl der

Konzerne weltweit bremsen bei F&E-Budgets
Meldung

©alphaspirit/123rf.com

18.06.2025

Deutsche Wirtschaft erholt sich 2026 – bleibt aber im EU-Mittelfeld

Nach der anhaltenden Rezession signalisiert der aktuelle European Economic Outlook von KPMG eine moderate Erholung der deutschen Wirtschaft im Jahr 2026. Demnach dürfte das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 1,1 % wachsen – der erste spürbare Aufschwung seit vier Jahren. In diesem Jahr dürfte es noch stagnieren und mit 0,1 % nur minimal steigen. Trotz dieser positiven Tendenz

Deutsche Wirtschaft erholt sich 2026 – bleibt aber im EU-Mittelfeld
Meldung

© momius / fotolia.com

17.06.2025

Online-Banking: Bankfilialen unter Druck

Immer mehr Deutsche erledigen ihre Bankgeschäfte online – auch ältere Generationen holen auf. Die Digitalisierung des Bankwesens schreitet voran und verändert das Kundenverhalten nachhaltig, zeigt eine aktuelle Untersuchung des Digitalverbands Bitkom. Online-Banking auf Rekordniveau 86 % der Deutschen nutzen inzwischen Online-Banking – so viele wie nie zuvor. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg bei den Seniorinnen und

Online-Banking: Bankfilialen unter Druck

Haben wir Ihr Interesse für CORPORATE FINANCE geweckt?

Sichern Sie sich das CORPORATE FINANCE Gratis Paket: 1 Heft + Datenbank